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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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verlangen … Wenn Lanigan jeden von unseren Sprösslingen einzeln ausquetscht, kriegt er raus, was er rauskriegen will – mit oder ohne Anwalt. Was der eine nicht sagt, das sagt der andere … Nun halte ich Lanigan für einen anständigen Burschen, Herrschaften. Ich glaube nicht, dass er dazu neigt, jemand ein Bein zu stellen.»
    «Noch was: Die Aussagen dürfen hinterher vor Gericht nicht gegen die Kinder verwendet werden, wenn kein Anwalt anwesend war», warf Mr. Sussman ein. «Vielleicht sind wir also ohne Anwalt viel besser dran.»
    «Er hat Recht!», pflichtete Shulman bei.
    «Klar. Da hat sich der gute Lanigan wohl selber ein Bein gestellt – ob er nun zum Beinstellen neigt oder nicht …»
    «Trotzdem – ich finde, einer von uns sollte anwesend sein!»
    «Ich weiß nicht, was Lanigan dazu sagen würde», entgegnete Jacobs; «jedenfalls möchte ich nicht derjenige sein. Die Verantwortung könnte ich nicht auf mich nehmen. Angenommen, eins der Kinder verplappert sich, und …»
    «Sagt mal – wie wär's denn, wenn wir uns auf eine neutrale Person einigten?», schlug Epstein vor «Auf jemand, der mit der Sache nichts zu tun hat?»
    «Wer zum Beispiel?»
    «Na, vielleicht.» Mr. Arons sah sich um. «Wenn vielleicht der Rabbi.»
42
    Lieutenant Jennings überflog nochmals die getippten Seiten, dann gab er sie seinem Chef. «Paffs Aussage, Hugh. Steht nichts von Belang drin. Es ist mir nur aufgefallen, dass er ein wenig nervös war.»
    «Jeder wird nervös, wenn er hier sitzt», sagte Lanigan. «Das macht uns ja gerade das Leben so schwer.» Er las laut vor: «Frage: Welches Interesse haben Sie an der Hillson-Villa? – Antwort: Ich wollte Sie … ich meine, wir wollten sie kaufen. – Frage: Zu welchem Zweck? – Antwort: Aus geschäftlichen Erwägungen …» Lanigan blickte auf. «Und es war nicht rauszukriegen, was er mit dem Kasten will?»
    «Nein. Große Geheimniskrämerei. Ich wollte ihn nicht drangen, weil ich da keinen Zusammenhang sah … Ist ja ganz verständlich: Wenn er was Geschäftliches damit vorhat, wird er’s natürlich nicht an die große Glocke hangen.»
    «Hm, hm … Ja, vielleicht. Weißt du wenigstens, wer die anderen Interessenten sind?»
    «Ja; nach und nach hab ich ihm ein paar Namen aus der Nase gezogen. Ein gewisser Arons, übrigens der Vater von einem der jungen Leute, und Dr. Edelstein – den kennst du ja – und ein gewisser Kallen. Irving Kallen. Paff sagt, sie waren vor der Villa verabredet, aber es kam keiner; da ist er wieder nach Hause gefahren.»
    «Komisch», überlegte Lanigan. «Wenn man früh zu so einer Verabredung kommt, wartet man. Klar. Und wenn man selber spät ist, wartet man erst recht – in der Hoffnung, dass sich der eine oder andere auch verspätet …»
    «Du hast noch nicht alles gelesen, Hugh. Edelstein und Arons hatten vorher angerufen und abgesagt. Außerdem goss es in Strömen, und da war er ziemlich sicher, dass Kallen ihn auch versetzen würde …» Jennings las, über Lanigans Schulter gebeugt, vor: «Ich verlangsamte die Fahrt, sah, dass niemand da war und das Haus im Dunkel lag, und fuhr gleich wieder weiter.»
    «Hm … möglich. Und die Sache mit seinen Kegelbahnen?»
    «Mensch, Hugh – Kegeln ist doch nichts direkt Unanständiges, oder? Vielleicht will er in dem alten Kasten ein paar neue Bahnen einrichten oder so was Ähnliches.»
    «Kann sein. Aber – ich finde das komisch.»
    «Was ist denn komisch daran?»
    «Zum Beispiel der Anruf von Kevin O’Connor. Zugegeben, Kevin ist ein Idiot. Aber außerdem ist er auch Polizist. Er würde sich nicht grundlos nach Paff erkundigen; ich kann das nur so verstehen, dass die drüben in Lynn tatsächlich einen Verdacht haben … jedenfalls ein seltsamer Zufall. Und dass er einen Schlüssel für die Villa hat, ist ein weiterer Zufall. Dritter Zufall: Ausgerechnet am Abend des Mordes war er dort … Bisschen viel Zufälle, hm?»
    «Aber was hat ein Mann in seiner Position mit Leuten wie Moose Carter zu tun?»
    «Na, immerhin hat Moose für ihn gearbeitet.»
    «Na und?»
    «Es beantwortet deine Frage: die beiden hatten miteinander zu tun … Nimm doch mal an», sagte Lanigan langsam, «Paff handelt mit Rauschgift – nur mal angenommen, ja? Und vergiss nicht, dass die jungen Leute dauernd zum Kegeln kommen … Nimm weiter an, Moose kommt Paff eines Tages auf die Schliche – er hat immerhin eine Weile bei ihm gearbeitet. Nun kennst du ja den Typ Moose Carter: Die Sorte läuft nicht zur Polizei – die Sorte

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