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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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ihn ans andere Ende der Theke: «Ich war gestern Abend ein bisschen nervös – verstehen Sie? Es war so ein Tag, an dem alles schief geht.»
    «Klar, Mr. Paff. Kann doch mal vorkommen. Ist ja nur menschlich.»
    «Falls jemand kommt und will ein paar Auskünfte – es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber für alle Fälle –, erwähnen Sie lieber nicht, dass ich den Jungen feuern wollte. So was kann falsch ausgelegt werden …» Er lachte gezwungen. «Ich hätte nie das Herz gehabt, ihn rauszuschmeißen – einen Jungen aus meiner Stadt, ich bitte Sie!»
    «Kapiert, Mr. Paff. Was der Bulle nicht weiß, macht ihn nicht heiß.»
    «Verstehen Sie mich recht – ich will, dass die Polizei unsere volle Unterstützung hat; Sie können ihnen alles sagen, was sie wissen wollen. Es hat bloß keinen Sinn, ihnen mit Belanglosigkeiten zu kommen … Aber wenn sie zum Beispiel fragen, wann ich von hier weggefahren bin, dann sagen Sie ihnen ganz offen und ehrlich, dass es kurz nach acht war.»
    «Da irren Sie sich, glaube ich. Ich meine, es war viel früher …»
    «Aber nein! Ich hab noch auf die Uhr geschaut – es war schon fast Viertel nach … Sagen Sie, dieser Junge: Sie meinen also, er kommt hier zurecht?»
    «Bestimmt, Mr. Paff. Den kenn ich doch.»
    «Na schön; ich glaube, Sie haben einen ganz guten Blick für Menschen … Er soll morgen Abend anfangen; ich stell ihn dann ein.»
    «Prima, Mr. Paff. Vielen Dank. Und verlassen Sie sich auf mich; ich werd ihn schon einarbeiten. Sie werden’s nicht bereuen.»
44
    Lanigan war sich darüber im Klaren, dass die jungen Leute keineswegs aus freien Stücken gekommen waren. Wenn er sich übertrieben freundlich gab, würden sie ihm nur noch mehr misstrauen. So spielte er mit offenen Karten.
    «Ich sage nicht, macht’s euch bequem – diese scheußliche Sache bleibt für alle Beteiligten höchst unbequem, solange sie nicht aufgeklärt ist. Aber da steht Kaffee und Konfekt, und wer lieber was Kaltes möchte, kann Cola haben … Bedient euch.»
    «Ich nehme eine Tasse Kaffee», sagte Adam Sussman.
    «Ich auch», sagte Jacobs.
    «Mir bitte eine Cola», sagte Betty Marks.
    Lanigan reichte Getränke und Gebäck herum; der Rabbi half ihm dabei. Als sich alle bedient hatten, fuhr der Polizeichef fort: «Ihr wart am letzten Montagabend zu einem Picknick draußen an Tarlow’s Point …»
    «Moment», warf Jacobs ein. «Einer fehlt.»
    «Meinst du Alan Jenkins?»
    «Ja.»
    «Ich hatte die Bostoner Polizei gebeten, ihn für uns aufzustöbern. Er wohnt in einer Pension, und seine Wirtin sagt, er ist nach New York gefahren. Jetzt sucht ihn die New Yorker Polizei; unterdessen werden wir ohne ihn auskommen müssen … Also weiter: Im Laufe des Abends stieß Moose Carter zu euch. Bald darauf musste Gorfinkle seine Eltern abholen, und so hattet ihr keinen Wagen, als das Gewitter losging. Ihr seid zur Villa gelaufen, habt ein Fenster aufgebrochen und seid eingedrungen, um …»
    «Das sagen Sie», unterbrach ihn Adam Sussman. «Ich gebe gar nichts zu.»
    Lanigan seufzte. «Pass mal auf, Sussman … Passt alle mal auf: Ich habe nicht die Absicht, euch reinzulegen. Alles, was ich bisher gesagt habe, und alles, was ich sagen werde, kann ich leicht beweisen. Ich versuche lediglich, dahinter zu kommen, was tatsächlich passiert ist. Und ich wollte euch klar machen, dass ihr alle einen Einbruch auf dem Kerbholz habt, rein technisch betrachtet. Unter den Umständen ist euer Verhalten einigermaßen begreiflich; es war wirklich ein sehr starkes Gewitter, und außerdem habt ihr offenbar nichts anderes getan, als Obdach gesucht – es ist nichts zerschmissen, nichts gestohlen … Aber es war ein Einbruch, und darauf kann ich euch festnageln.» Er sah sie der Reihe nach scharf an.
    «So was nennt man Erpressung, glaube ich», murmelte Jacobs.
    «Stimmt», erwiderte Lanigan freundlich.
    Es entstand eine Pause.
    «Was wollen Sie also wissen?», fragte Sussman schließlich.
    «So ist’s recht … Fangen wir nochmal von vorn an.»
    Sie fingen noch einmal von vorn an, rekonstruierten, wer wann was getan hatte und mit wem. Es kam nichts Neues dabei heraus.
    «Na schön», sagte Lanigan, um die Sache voranzutreiben, «ihr beide, Jacobs und Sussman, habt Moose dann ins Arbeitszimmer geschafft … Moment mal!» Er ging zum Flurschrank und kam mit einem Paket zurück. «Ich habe heute Nachmittag so eine Plastikfolie zum Möbelabdecken gekauft. Die Größe stimmt ziemlich genau überein.» Er breitete sie auf dem

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