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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Hause kommen. «Ich habe mit Stu zu reden … Er ist doch hoffentlich daheim?»
    «Er liegt noch im Bett, Ben», berichtete seine Frau.
    «Um elf? Na, vielleicht geruht der Herr, bis Mittag aufzustehen!»
    «Hör mal, schließlich warst du es, der ihn gestern bis gegen Mitternacht über diese Zusammenkunft bei Lanigan ausgefragt hat.»
    «Eben. Ich bin also genauso spät ins Bett gekommen wie er. Deswegen bin ich heute früh trotzdem aufgestanden und zur Arbeit gegangen.»
    «Reg dich doch nicht auf! Er ist noch jung, und junge Leute brauchen mehr Schlaf … Ist was Besonderes los?»
    «Ich habe mit ihm zu reden – genügt das nicht? Sieh zu, dass er daheim ist, wenn ich komme.»
    Gorfinkle hatte sein karges Mittagessen (bestehend aus einem Sandwich und einer Tasse Kaffee) bereits eingenommen, als Stu erschien, gähnend, im Morgenrock.
    «Was ist denn los, Dad?»
    «Wenn du nicht die Nachrichten verschlafen hättest, dann hättest du’s im Radio hören können. Sie haben diesen Jenkins verhaftet.»
    «Ach ja?»
    «Ich habe mit einem von unseren Firmenanwälten gesprochen, Stu. Er meint, es war ein Fehler, euch ohne Anwalt zu Lanigan gehen zu lassen.»
    «Na klar. Er ist eben Anwalt. Was soll er denn sonst sagen?»
    Mein Sohn, dachte Gorfinkle stolz. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm … «Er war der gleichen Ansicht wie ich», sagte er; «bei dir liegen die Dinge anders als bei den Übrigen. Wenn du deine Karten richtig ausspielst, wirst du gar nicht erst in die Sache hineingezogen.» Er sah, dass sein Sohn widersprechen wollte, und fuhr rasch fort: «Pass gut auf: Es gibt drei … eh, Hürden, die wir nehmen müssen. Erstens eine prinzipielle Frage: Darf man draußen an Tarlow’s Point überhaupt picknicken? Wenn es ein Privatstrand ist, darf man es nicht. Soweit ich weiß, war es nicht deine Idee, das Picknick dort zu veranstalten; anderseits hast du die anderen hingefahren. Nun sind sie sich aber nicht einmal bei der Stadtverwaltung darüber einig, ob es ein Privatstrand ist oder nicht. Du gibst also frei und offen zu, dass du dabei warst; du sagst nur, du hast geglaubt, es ist ein öffentlicher Strand, weil dort früher auch schon Picknicks abgehalten wurden.»
    «Ja, aber …»
    «Unterbrich mich nicht! – Also gut: Du bist vor Ausbruch des Gewitters weggefahren; du hattest nichts mit dem Einbruch zu tun. Und als du zurückkamst – ich meine das erste Mal –, da bist du nicht hineingegangen … Ist das richtig?» Stu nickte stumm. Er fragte sich, worauf sein Vater hinauswollte.
    «Du hast die andern im Haus gehört und gerufen, geklopft oder was weiß ich, und da haben sie dir aufgemacht. Richtig?»
    «Ja, ich hab geklopft …»
    «Aber vorher hast du sie im Haus gehört. Darum hast du ja geklopft: Damit sie wussten, dass du wieder da warst. Hineingegangen bist du aber nicht … Ist das richtig? Du bist nicht hineingegangen?»
    «Nein. Die anderen sind rausgekommen.»
    «Na, siehst du … Bis hierher bist du aus allem heraus. Du warst so was wie ein Chauffeur, der seine Passagiere zu einer Party bringt und sie wieder abholt. Der erste Fehler war, dass du noch einmal hingefahren bist, um Moose zu holen. Du hattest kein Recht, das Haus zu betreten. Zu deinen Gunsten spricht allerdings, dass die Tür offen war. Also war es kein Einbruch … Aber vor allem merk dir eines: Du dachtest die ganze Zeit an nichts anderes als an deinen Freund, der da drin lag – krank und elend, allein …»
    «Moose? Der war doch nicht mein Freund!»
    «Also dein ehemaliger Klassenkamerad … Hattest du mal Krach mit ihm? Na also – dann war er dein Freund. Und er war krank …»
    «Besoffen war er.»
    «Das wusstest du ja nicht. Du wusstest nur, was dir die andern gesagt hatten – dass er umgekippt war. Das ist dasselbe wie ohnmächtig geworden. Das ist was Ernstes … du hattest einen Wagen, und du wolltest ihm helfen. Das ist doch nur natürlich!» Er beschwor seinen Sohn mit Blicken: Lass meine Auslegung gelten! Widersprich mir nicht!
    Stu sagte nichts.
    Gorfinkle beugte sich vor. «Jetzt kommt das Wichtigste: Als du Moose sahst, wusstest du nicht, was mit ihm los war – klar? Schließlich bist du kein Arzt … Er lag einfach bewegungslos da. Dein erster Gedanke war: Sofort Hilfe holen – die Polizei, einen Arzt … du hast nicht im Traum daran gedacht, dass da vielleicht ein Mord geschehen sein könnte. Dir ist nichts an ihm aufgefallen, gar nichts – er hat nur irgendwie komisch …»
    «Aber es musste doch Mord

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