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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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«Weil du dann nicht mit deinen Leuten in die Kirche gehn kannst?»
    «Also gut!» Moose lachte. «Ich werde da sein …» Er sah sich um, dann sagte er leise: «Ich hab morgen ein Rendezvous. Kann ich ein paar Pariser kriegen?»
    «Drei für ’nen Dollar.»
    «Hören Sie, ich bin gerade ein bisschen knapp. Könnten Sie’s nicht gegen meinen Lohn vom Sonntag verrechnen?»
    Begg musterte den jungen Mann, dann langte er in die Schreibtischschublade und gab Moose ein kleines Päckchen; der junge Mann steckte es in die Hosentasche.
    «Danke, Squire …» Er grinste: «Und mein Mädchen lässt auch danken.»
3
    Der Schlüssel lag unter der Türmatte. Während sich der Rabbi, beladen mit Koffer und Mänteln, mit dem Schloss abmühte, kämpfte Miriam mit Jonathan, der Arme und Beine wie ein Seestern von sich streckte und sich freistrampeln wollte, weil er hinten im Garten eine Schaukel erspäht hatte.
    «Nein, Jonathan!», sagte Miriam mechanisch. «Erst essen, dann schlafen. Später darfst du spielen.»
    Sie traten in die Diele und sahen sich um. Links lag das Esszimmer, dem Wohnzimmer gegenüber. Während Miriam ihren Sohn aus den warmen Sachen schälte, inspizierte der Rabbi das Bücherregal im Wohnzimmer. Er zog ein Buch heraus, blätterte darin und setzte sich damit auf die Couch. Nach wenigen Minuten streifte er die Schuhe ab und legte sich lang, ohne die Lektüre zu unterbrechen. Er lag auf der Couch, den Kopf auf die Seitenlehne gestützt, und hielt das Buch in die Höhe, sodass Licht vom Fenster auf die Seiten fiel.
    Miriam fand einen Kleiderhaken im Flurschrank und hängte Jonathans Sachen auf. Nachdem auch die Mäntel versorgt waren, die ihr Mann achtlos über den Koffer geworfen hatte, entdeckte sie auf dem Korridortisch einen Briefumschlag, auf dem ihr Name stand. Er enthielt zwei engzeilig getippte Zettel.
     
    Liebe Miriam, willkommen in Binkerton. Hoffentlich habt ihr euch an die Abmachung gehalten und kein Essen mitgebracht. Alles ist vorbereitet – das ganze Sabbatessen. Ich hoffe, es reicht fürs Wochenende. Alles steht im Eisschrank, muss nur aufgewärmt werden. Glühzünder linke vordere Flamme funktioniert nicht. Nimm Streichhölzer vom Bord überm Herd. Kiddusch- Wein im Esszimmerbüfett, Teller für Fleisch – blauer Rand – im Schrank rechts, wenn du vor dem Küchenfenster stehst … Bestecke für Fleisch ebenfalls rechts, mit Blumenmuster. Töpfe und Pfannen für Fleisch im rechten Schrank. Linke Seite alles für Milchernes. Achtung beim Geschirrspülen – Hahn spritzt, wenn voll aufgedreht. Babysitter bestellt; heißt Kathy (15, sehr zuverlässig), wohnt nebenan, Tochter von Professor Carson, Mathematik, sehr nett. Du kannst jederzeit anrufen, falls du etwas brauchst. Weitere Wolldecken zuoberst im Schlafzimmerschrank. Bob hat für Jonathan Gitter an Rachels Bett befestigt. Haben keine automatischen Lichtschalter für Sabbat, sind nicht sooo orthodox. Wenn ihr’s seid, einfach Licht brennen lassen. Prof. Bill Richardson, philosoph. Fakultät, guter Freund von uns, war sehr beeindruckt von Davids Essay über Maimonides und gibt am Samstagabend eine Party für David. Vielleicht hat es Bob David schon gesagt?
     
    Miriam steckte den Kopf ins Wohnzimmer und sah ihren Mann auf der Couch liegen. «David!», rief sie ärgerlich. «Setz dich auf!»
    «Ich hab doch die Schuhe ausgezogen!», protestierte er.
    «Und die Jacke? Sie wird zerknittert sein heute Abend.»
    «Ich zieh den schwarzen Anzug an. Inzwischen hängt sich die Jacke aus.»
    Sie seufzte. «Hat dir Bob etwas von einer Party am Samstagabend erzählt?»
    «Nein, ich glaube nicht.»
    «Damit du’s weißt – ein gewisser Professor Richardson gibt eine dir zu Ehren.»
    Der Rabbi setzte sich mit einem Schwung hoch. «Dazu habe ich überhaupt keine Lust. Außerdem wollte ich nach Barnard’s Crossing zurückfahren. Ich habe es Wasserman praktisch versprochen.»
    «Aber die Party ist dir zu Ehren, schreibt Nancy. Wir können uns nicht drücken.»
4
    In Malden meldete der Manager der Kegelbahn eine gesprungene Fensterscheibe. «Muss in der Nacht passiert sein, Mr. Paff. Als ich zumachte, war alles in Ordnung. Erst beim Öffnen heute früh …»
    «Wieso haben Sie heute Morgen geöffnet? Wo ist Hank?»
    «Wollt ich Ihnen gerade erklären. Hank hat angerufen und mich gebeten, für ihn aufzumachen. Er fühlt sich elend, hat er gesagt.»
    «War er betrunken?», fragte Paff rasch.
    «Da bin ich überfragt, Mr. Paff. Er hat mich einfach angerufen

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