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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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worden ist. Also, was ist die Alternative? Alison ist seit Jahren tot und dieser Internet-Schmierer hat mit ihr nicht das Geringste zu tun. Oder: Alison ist damals einfach abgehauen. Und in Gefahr ist sie erst jetzt.«
    »Ich kann das nicht glauben. Wieso sollte Alison verschwinden und sich dann drei Jahre lang nicht mehr melden?«, stöhnte Leo.
    »Keine Ahnung. Solche Sachen sind aber meines Wissens schon vorgekommen«, meinte Sibel unbeeindruckt. »Auf jeden Fall habe ich dann weiter nachgedacht. Darüber, wo Alison jetzt wohl sein könnte. Wenn sie unter ihrem richtigen Namen unterwegs wäre, dann hätte die Polizei sie bestimmt längst gefunden. Wenn sie sich aber einen anderen Namen zugelegt hat, ist es wohl ausgeschlossen, dass sie zum Beispiel einfach in das nächste Flugzeug steigt und heim nach Mexiko düst. Ohne gültige Papiere und so ist das ja schlecht möglich. Die Chancen stehen also ganz gut, dass Alison noch in Deutschland ist. Ich habe also überlegt, wo ich in Deutschland hingehen würde, wenn ich Alison wäre. Vermutlich würde ich in irgendeine größere Stadt ziehen, wo ich nicht auffalle. Und einen Job annehmen, bei dem keiner meinen Pass sehen will, so was halb Legales, Putzfrau oder Erntehelferin oder so.«
    »Erntehelferin in der Großstadt?«, fragte Sebastian spöttisch dazwischen.
    Sibel musterte ihn kurz mit einem giftigen Blick und fuhr dann fort: »Andererseits kann man sich bei einem Mädchen wie Alison nicht vorstellen, dass sie damit glücklich wird, ein Leben lang Fußböden zu schrubben und Spargel zu stechen. Und in dem Zusammenhang fiel mir plötzlich die Sache mit der Theatergruppe ein. Was, wenn Alison einer Theatergruppe beigetreten ist? Klar, sie kann ohne Personalausweis nicht am Münchner Staatstheater spielen oder so. Aber irgend so ein kleines Independent-Theater? Wo sowieso vor allem Aussteiger mitmachen? Das wäre doch geradezu ideal für jemanden, der Theater spielen, aber nicht gefunden werden will.«
    »Vorausgesetzt Alison wollte überhaupt Theater spielen«, warf Lys ein.
    »Sollen wir jetzt sämtliche Straßentheatergruppen in Deutschland durchtelefonieren und fragen, ob sie Alison kennen?«, fragte Sebastian ärgerlich.
    »Oh Mann, ihr habt wirklich keine Ahnung von neuen Medien!«, stöhnte Sibel. »Ich bin mal die großen Foren durchgegangen, Facebook und so. Die meisten kleinen Theater sind da irgendwo vertreten. Denen hab ich einfach eine Nachricht geschrieben und den Link zu Alex Bergheimers Website angegeben und gefragt, ob jemand diese junge Frau kennt. Ich habe behauptet, dass sie von zu Hause weggelaufen ist und jetzt wahrscheinlich an unbekanntem Ort unter falschem Namen lebt und dass ihre Familie sie verzweifelt sucht. Und was, glaubt ihr, ist passiert?« Sie grinste selbstgefällig in die Runde. »Ich habe Antwort bekommen!« Sie zückte ihr Täschchen und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor. »Hier. Online-Ausgabe einer gängigen deutschen Wochenzeitschrift. Ein Artikel über ein kleines Münchner Theater, das kurz vor der Schließung steht. Inzwischen ist es tatsächlich zu und eine ehemalige Mitarbeiterin hat mir geschrieben, dass ein Mädchen, das wie Alison aussieht, bis zum Schluss mit ihr zusammen dort gearbeitet hat.«
    Lys faltete das Blatt auseinander. Die untere Hälfte wurde von einem Foto eingenommen, das eine Bühnenszene zeigte. Zwei Männer waren darauf zu erkennen und eine Frau. Die Frau war eindeutig Alison. Älter und reifer zwar, aber unverwechselbar.
    »Das gibt es ja nicht!«, hauchte Leo. Lys studierte die Bildunterschrift. Der Name der Schauspielerin war mit Christine Saier angegeben.
    »Ja. Sie nennt sich jetzt wohl Christine Saier. Einfallslos. Wenn ich Schauspielerin werden und mir einen neuen Namen zulegen wollte, dann würde ich mir etwas Originelleres überlegen. Erst recht, wenn ich Mexikanerin wär. So was wie Maria del Monte oder Sara Sarragoza oder…«
    »Und wo ist sie jetzt?«, unterbrach Lys ungeduldig.
    Sibel grinste. »Ich habe ganz einfach mal im Münchner Adressverzeichnis nachgesehen. Eine Christine Saier wohnt im Olympischen Dorf, Connollystraße 17. Erdgeschoss.«
    Alle glotzten sie an und waren ganz offensichtlich sprachlos. Julia Sommer war so käsig, dass man sich wirklich Sorgen machen musste. Die Farbe von Leos Lippen ließ ebenfalls auf akute Kreislaufprobleme schließen. »Wahnsinn«, meinte Sebastian schließlich kopfschüttelnd. »Echt… Wahnsinn.«
    »Das ist doch alles Blödsinn!«

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