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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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Sebastian fit genug ist«, sagte Lys.
    »Bitte?«, fragte Sibel entsetzt.
    »Die Ärztin hat gesagt, ich darf jederzeit gehen«, meinte Lys.
    »Die hat auch irgendwelche afrikanischen Buschkliniken als Maßstab. Ich weiß nicht, ob du dich daran halten solltest. Du kannst ja kaum gerade stehen«, empörte sich Sibel.
    »Ach, was soll ich denn hier im Bett rumliegen? Da bin ich wirklich lieber zu Hause. Können Sie uns wieder mit zurücknehmen?«, fragte Lys Julia Sommer, die am Fenster stand und in den trüben Tag hinausstarrte.
    Julia fuhr zusammen. »W… wie?«, fragte sie.
    »Ob Sie uns im Auto mitnehmen können, habe ich gefragt.«
    »Äh… oh, tut mir leid, ich muss unbedingt noch heute fahren«, sagte Julia hastig. »Wir haben heute Abend eine große Gesellschaft im Hotel, da werde ich gebraucht.« Sie ging zu Lys und reichte ihr die Hand. »Alles Gute. Kommt doch mal wieder vorbei, wenn ihr in der Gegend seid.« Und ohne ein weiteres Wort eilte sie zur Tür hinaus.
    »Mann, die überschlägt sich auch nicht gerade vor Freundlichkeit«, schimpfte Sibel hinter ihr her.
    »So ist Julia eben.« Leo zuckte mit den Achseln.
    »Gut, dann ruf’ ich eben deinen Vater an, dass er uns abholt«, seufzte Sibel.
    »Fahren wir doch mit dem Zug«, bat Lys. »Ich will nicht, dass Papa seine Konferenz abbrechen muss.« Und dass er die ganze Fahrt über meckert, wie ich mich nur so in Gefahr bringen konnte.
    »Und was ist mit dem Motorroller von deinem Freund Sebastian?«, maulte Sibel. »Stecken wir den ins Gepäcknetz?«
    »Oh«, sagte Lys erschrocken. Natürlich. Sebastian konnte ja kaum mit Gipsarm Motorroller fahren.
    »Wir könnten einen Mietwagen nehmen«, schlug Leo vor. »Einen mit großer Ladefläche, sodass wir den Motorroller mitnehmen können.«
    »Wenn ihr einverstanden seid, zahle ich euch den Mietwagen«, sagte McKinley. »Das ist wohl das Mindeste, was ich tun kann!«
    »Ach, nicht nötig…«, murmelte Lys, aber Sibel übertönte sie sofort: »Gute Idee. Ich schaue mal gleich im Netz, welche Mietwagenfirma am nächsten ist.«
    Eine Stunde später hatte Sibel einen Mietwagen mit fünf Sitzen und einer beeindruckenden Ladefläche organisiert sowie – ebenfalls auf McKinleys Kosten – zwei Zimmer in einem Hotel, in dem Hunde zugelassen waren. Kurz darauf wies sie eine Krankenschwester höflich, aber bestimmt darauf hin, dass die Besuchszeit für heute vorbei sei und sie gefälligst die Klinik verlassen solle. Wenig später lag Lys allein in ihrem Bett, zappte durch die Programme des Fernsehers und lauschte auf das Schnarchen ihrer Bettnachbarin. Sie war zu Tode erschöpft, aber gleichzeitig völlig überdreht und unfähig, Schlaf zu finden. Also schaute sie erst einen Krimi, dann einen Liebesfilm und schließlich eine Musikshow. Dabei warf sie immer wieder einen Blick auf ihre Armbanduhr, die auf dem Nachttisch lag und deren Zeiger sich schleppend langsam Mitternacht näherten.
    Auf dem Bildschirm zählte eine Digitaluhr die Sekunden bis zwölf Uhr. Die Mitternachtsausgabe der Tagesschau begann. Der Sonntag war vorbei. Und Alison lebte.

Montag
    Die Wolken waren weitergezogen und ein wasserklarer Himmel wölbte sich über der Stadt, als sich der Horizont im Osten rosa verfärbte. Die Rauchfahnen der Industriekamine am Stadtrand, der Qualm aus den zahllosen Schornsteinen der Innenstadt, alles nahm diesen rosa Schein an, über dem der Himmel in einem zarten, frischen Blau erstrahlte.
    Im Schein der Morgensonne stieg Leo aus dem Mietwagen, zog Sebastians Schlüssel aus der Hosentasche und steckte ihn probeweise in das Schloss des Motorrollers, der an der Wand der Gaststätte Zum Goldenen Adler lehnte. Nachdem er sich so überzeugt hatte, dass es der richtige Motorroller war, wuchtete er ihn mit einiger Mühe auf die Ladefläche des Transporters. Durch das Fenster beobachtete ihn die Wirtin, in der rechten Hand einen Bierkrug, den sie mit einem Handtuch polierte. Ihre neugierigen Blicke verfolgten ihn noch eine Weile, bis sie dem Fenster wieder den Rücken zukehrte.
    Zeitgleich stolzierte Sibel durch die Eingangstür des Klinikums. Den jaulenden Özil hatte sie an einer Parkuhr zurückgelassen. Sibel eilte die Treppe hinauf und lief im Zickzack um Rollstühle, Krankenhausliegen und Frühstückswagen herum.
    Währenddessen stand Lys am Fenster, sah auf das Häusermeer der Großstadt, auf Autos und Lastwagen, die auf der Hochstraße vorbeizogen, und versuchte, ein Gefühl von Erleichterung zu empfinden. Es

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