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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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funktionierte nicht. Nach den letzten ereignisreichen Tagen, die ein konstanter Wettlauf gegen die Zeit gewesen waren, wollte sich dieses Glücksgefühl, dass das Ziel endlich erreicht war, einfach nicht einstellen. Vielleicht war sie einfach noch zu erschöpft? Oder sie hatte einfach noch nicht so richtig begriffen, dass es tatsächlich vorbei war, dass sie Alison gefunden hatten, und zwar rechtzeitig?
    Nein, das war es nicht.
    Weit von ihr entfernt blickte ein junger Mann durch eine Fensterscheibe in den Morgen hinaus und versuchte, sich einen Reim auf die jüngsten Ereignisse zu machen.
    Der Plan war fehlgeschlagen. So viel hatte er den aufgeregten Gesprächen entnehmen können. Wie das passieren konnte, wusste er nicht, aber das Mädchen lebte und war frei.
    Aber er war sich sicher, dass sie sich noch nicht geschlagen geben würden. Es war eine Niederlage. Und diese Niederlage machte sie erst recht gefährlich. Jetzt, wo ihr großer Plan gescheitert war, würden sie noch weniger Skrupel haben. Und ihr Opfer hatte keine Ahnung von der Gefahr, in der es weiterhin schwebte.
    Eine Hoffnung blieb jedoch. Sie waren nicht die einzigen Kräfte in diesem Spiel. Es gab Menschen, die gegen sie arbeiteten. Wie sonst hätte das Mädchen befreit werden können? Irgendwo da draußen war jemand, der sie bekämpfte, der ihre Pläne durchschaute und alles versuchte, sie zu durchkreuzen. Und vielleicht würde es dieser Jemand schaffen, ihnen ein zweites Mal einen Strich durch die Rechnung zu machen. Vielleicht. Das war die einzige Chance, die dem Mädchen blieb.
    Und ihm.
    ***
    Es war kurz vor neun, als sie die Klinik verließen.
    Leo hatte zuvor den Wagen geholt und ihn auf dem Besucherparkplatz abgestellt. Sibel lief mit Özil voraus, dann folgte Lys, die noch etwas unsicher vorwärtswankte und sich sicherheitshalber an Leos Arm klammerte. Zuletzt Sebastian. Stöhnend kroch er auf einen der Rücksitze. Bei dem Sturz vom Motorroller war er wesentlich ungünstiger aufgekommen als Lys und hatte sich neben dem Armbruch diverse Schrammen und Blutergüsse zugezogen. Sibel setzte sich neben ihn, Özil auf dem einen, ihren unentbehrlichen Laptop auf dem anderen Knie.
    In diesem Moment hielt ein Auto neben ihnen.
    Lys, die gerade die Vordertür öffnen wollte, drehte sich um und sah in das Gesicht von Herrn McKinley, der soeben das Autofenster öffnete und sie anlächelte. »Schön, dass ich euch noch mal sehe«, sagte er. »Ich wünsche euch von ganzem Herzen gute Besserung. Und wenn ihr mal in Bonn seid, dann besucht uns doch!«
    »Ja. Gerne.« Lys sah ihn kaum an. Sie hatte nur Augen für Alison, die neben ihrem Vater auf dem Beifahrersitz saß, die Augen starr geradeaus gerichtet. Leo kam um die Motorhaube herumgehastet. »Alison!«, keuchte er. »Ich bin’s, Leo! Erkennst du mich?«
    Alisons Blick zuckte kurz zu Leo. Ihre Gestalt schien auf dem Autositz in sich zusammenzusinken, hastig senkte sie den Blick.
    Herr McKinley sah zwischen seiner Tochter und dem enttäuschten Leo hin und her. »Sie… braucht noch etwas Zeit, denke ich. Sie steht immer noch unter Schock.« Er holte tief Luft. »Also dann, alles Gute noch mal!« Das Autofenster schloss sich, der Focus Kombi setzte sich in Bewegung. Leo trat einen Schritt zurück, seine Augen noch immer auf Alison gerichtet. Auch Lys ließ ihren Blick nicht von Alison, deren Blick keinesfalls geschockt oder verwirrt oder erstarrt war - sondern voller Panik.
    »Kommt, wir fahren«, seufzte Leo und stieg in den Wagen.
    Lys starrte noch immer dem Focus hinterher. »Etwas stimmt nicht«, murmelte sie.
    »Was?«, fragte Leo.
    Lys öffnete die Beifahrertür und ließ sich auf den Sitz fallen. »Etwas stimmt da doch nicht!«, wiederholte sie lauter.
    Auf dem Rücksitz stöhnte Sibel laut und verzweifelt. »Lysande Thieler, ich gebe zu, dass ich mich geirrt habe. Alison existiert, sie war in der Tat in Lebensgefahr, du hast großartige Arbeit geleistet und zweifellos ein Menschenleben gerettet. Aber bitte, bitte, verschone uns mit neuen Verschwörungstheorien.«
    Leo ließ den Motor an.
    ***
    Sie waren schon in der Nähe von Ulm, als Leo die Frage stellte: »Wer ist Benni?«
    Irgendwie hatte sie die ganze Zeit darauf gewartet, doch das machte es nicht leichter. Lys ließ den Kopf zurücksinken und überlegte, ob sie sich schlafend stellen sollte. Sebastian, der apathisch auf dem Rücksitz hing, den schmerzenden Schädel gegen die Scheibe gelehnt, stöhnte leise. Sibel grummelte etwas

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