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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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bekommen würde, wenn sie stirbt. Weil sie gedroht hat, ihn wegen Kindesmissbrauchs anzuzeigen. Was weiß ich.«
    »Na, und warum rammt er ihr dann nicht einfach in einer dunklen Gasse ein Messer in den Rücken?«, fragte Sibel kopfschüttelnd.
    »Weil in so einem Fall der Verdacht immer zuerst auf die nächsten Angehörigen fällt. Aber wenn er sie entführen lässt, sich selbst eine gefakte Lösegeldforderung schickt, die er natürlich nicht zahlen kann, und dann wird das arme Mädchen ermordet aufgefunden, dann sagt jeder, der arme, arme Vater, und keiner verdächtigt ihn.«
    »Der Kerl im Café!«, stieß Sebastian plötzlich hervor.
    »Was?«
    »Der Typ, mit dem sich Alisons Mutter getroffen hat, kurz bevor sie ihren Wagen gegen einen Baum gefahren hat. Was, wenn das auch McKinley war?« Sebastian zog sich an der Kopfstütze des Fahrersitzes nach oben. »Leo, du hast doch überlegt, ob der Kerl ihr die Beruhigungsmittel vielleicht in den Kaffee gerührt hat, oder? Was, wenn es wirklich so war? Alison und ihre Mutter haben eine Menge Geld von diesem reichen Opa in Mexiko geerbt und er wollte sie beide erledigen, weil er dann der Erbe wäre?«
    »Die Cafébesitzerin hat gesagt, Alisons Mutter war zwischendurch auf dem Klo, und als sie währenddessen zu dem Mann an den Tisch kam, hat er sie angebrüllt! Vielleicht hätte sie ihn da beinahe ertappt!«, rief Lys aufgeregt. »Und jetzt hat er Alison in seiner Gewalt! Deshalb hat sie so verängstigt geguckt, als sie neben ihm im Auto saß!«
    »Leute, ihr habt ’ne blühende Fantasie«, sagte Sibel.
    »Diese Putzfrau im Hotel! Die hat gesagt, Alison und ihre Mutter haben sich bedroht gefühlt!«, rief Lys. »Es war McKinley, der sie bedroht hat! Und Alison ist weggelaufen, weil sie geahnt hat, dass er sie töten will!«
    »Und warum hat Alison dann im Krankenhaus nicht einfach irgendwem gesagt, dass sie glaubt, dass ihr Vater sie umbringen wird?«
    »Weil sie viel zu eingeschüchtert war! So etwas ist bei häuslicher Gewalt normal«, behauptete Sebastian. »Ähm… wir haben da mal in der Schule drüber geredet«, fügte er erklärend hinzu.
    »Auf alle Fälle müssen wir sofort die Polizei informieren! Wir fahren nach Bonn!«, entschied Lys.
    »Dein Vater flippt aus!«, meinte Sibel.
    Lys warf ihr nur einen vernichtenden Blick zu und fischte ihr Handy aus der Tasche.
    Leo drückte das Gaspedal durch.
    ***
    »So, Sie behaupten also allen Ernstes, Herr McKinley habe seine Tochter selbst entführt und plane jetzt ihre Ermordung.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang mehr als skeptisch. Vor dem Fenster huschte die Ausfahrt Koblenz vorbei. Lys hatte fast zwei Stunden gebraucht, um den zuständigen Beamten ans Telefon zu bekommen.
    »Ja. Allerdings. Das behaupte ich«, sagte Lys bockig.
    Ein tiefes Seufzen kam aus dem Handy. »Darf ich Ihre Beweisführung noch einmal zusammenfassen: Sie stützen Ihre Behauptung auf die Tatsache, dass ein schwer traumatisiertes Mädchen ängstlich geguckt hat und ein Mann, der unter extremem Stress stand, die Reihenfolge der Ereignisse durcheinandergebracht hat. Ach ja, und auf die vage Aussage einer Putzfrau, die kaum ein Wort Deutsch spricht.«
    »Hören Sie, Sie müssen der Sache nachgehen!«, schrie Lys ins Telefon. »Ein Menschenleben hängt davon ab!«
    »Ja. Machen wir. Selbstverständlich.« Die Stimme des Polizeibeamten hatte einen unüberhörbaren Ich-habe-ja-sonst-nichts-zu-tun-Unterton. »War’s das jetzt? Einen schönen Tag noch!« Er legte auf.
    Lys fluchte. »Die nehmen das nicht ernst! Alison ist in Lebensgefahr und niemand nimmt es ernst!«
    »Wir fahren hin. Sofort«, sagte Leo.
    »Und dann? Zerren wir sie aus der Wohnung und fliehen mit ihr in den Wald, oder was?« Sibel verdrehte die Augen.
    »Das entscheiden wir, wenn wir da sind«, meinte Leo durch zusammengebissene Zähne.
    Es war fast ein Uhr mittags, als sie in die Wohnanlage in Bonn-Beuel einbogen. Leo parkte den Transporter am Straßenrand und sie stiegen aus. Lys kramte eine Packung mit Ibuprofen-Tabletten hervor und steckte sich zwei unter die Zunge, bevor sie aus dem Wagen kletterte. »Du weißt, dass das Zeug in hoher Dosis die Blutgerinnung stört?«, fragte Sibel mit einem strafenden Blick. »Das ist mit einer frischen Schussverletzung nicht gerade günstig.«
    »Ach, halt die Klappe«, grollte Lys und schritt auf die Eingangstür zu. Ihr war schwindelig. Ob von den ganzen Schmerzmitteln oder vom Blutverlust, wusste sie nicht. Sebastian humpelte an

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