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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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verzweifelt aus.
    »Mein Gott, er war total im Stress – vielleicht hatte er ganz einfach einen Blackout. So etwas kommt vor.« Leo hob die Schultern.
    »Aber wieso sind die Entführer jetzt noch mal aufgetaucht? Das ist doch riskant. Außerdem müsste ihnen doch langsam klar sein, dass bei den McKinleys echt nichts zu holen ist.«
    »Vielleicht hat Alison etwas gesehen, was sie nicht sehen durfte. Vielleicht hat sie jemanden erkannt oder so«, überlegte Sebastian.
    »Dann hätten sie doch wohl auf Alison geschossen, nicht auf ihren Vater!«, widersprach Sibel.
    »Es macht alles keinen Sinn«, murmelte Lys. Zum achtundzwanzigsten Mal.
    »Sag mal, bist du sicher, dass Julia Sommer McKinley überhaupt erreicht hat?«, fragte Sebastian.
    Lys war verwirrt. »Ja, also, eigentlich schon. Sie hat doch gesagt, dass sie mit ihm gesprochen hat, oder nicht?«
    »Siehst du. Du erinnerst dich auch nicht mehr so richtig«, meinte Leo.
    »Wir könnten die Sommer ja noch mal fragen«, schlug Sebastian vor. »Oder Frau McKinley. Sie wird sich ja wohl daran erinnern, ob ihr Mann von Julias Anruf erzählt hat.« Er hatte sich umgedreht und wies den Gang hinunter.
    Dort kam Beate McKinley gerade durch die Tür gewankt. Sie war so weiß im Gesicht, dass Lys sich hilfesuchend nach einem Sanitäter umsah. Leo sprang auf und lief auf sie zu. »Und? Wie geht es Ihrem Mann?«
    Frau McKinley ließ sich auf einen der Plastikstühle fallen. »Sie konnten ihn stabilisieren«, sagte sie.
    »Und was heißt das im Klartext?«, fragte Sibel misstrauisch.
    »Sie haben ihn operiert und die Blutung zum Stillstand gebracht. Er liegt jetzt auf der Intensivstation. Aber sie können noch nicht sagen, ob er es wirklich schafft.« Frau McKinley sah aus, als ob sie jeden Moment in Tränen ausbrechen würde.
    »Das… das tut uns sehr leid«, murmelte Sebastian.
    Mit etwas Mühe brachte sie ein ziemlich gekünsteltes Lächeln zustande. »Ich muss nach Hause. Falls die Kinder anrufen. Ich habe mein Handy nicht dabei«, sagte sie. Einen Moment lang zögerte sie, dann fragte sie: »Möchtet ihr nicht mit zu uns kommen? Ich koche uns einen Kaffee.«
    »Das ist doch nicht nötig«, wehrte Leo ab. Aber Sebastian, Sibel und Lys hatten schon gleichzeitig mit einem »Ja!« geantwortet.
    »Gut. Dann bis gleich.« Sie kämpfte sich aus dem Plastikstuhl und schlich den Gang hinunter, in Richtung Ausgang.
    »Hört mal, wir können uns doch jetzt nicht einfach bei ihr einladen, in dieser Situation!«, empörte sich Leo.
    »SIE hat uns eingeladen«, korrigierte Sibel.
    »Und wir haben Fragen an sie«, ergänzte Sebastian.
    »Und ich will noch mal in diese Wohnung«, sagte Lys.
    »Wieso das denn?«, fragte Leo.
    Lys hob die Schultern. »All das macht keinen Sinn.«
    »Ja. Das sagtest du bereits«, stellte Sibel fest.
    »Und das bedeutet, dass wir irgendetwas Wichtiges übersehen haben. Irgendetwas, das diese Geschichte erklärt.«
    »Und du denkst, dieses Etwas liegt bei McKinleys auf dem Wohnzimmertisch?«, fragte Sibel kopfschüttelnd.
    »Hast du eine bessere Idee, wo wir mit Suchen anfangen sollten? Kommt jetzt.« Lys wandte sich in Richtung Ausgang.
    »Leo? Leo Lambert?«
    Leo drehte sich um und sah verwundert einen jungen Arzt mit rötlichen Haaren an, der über den Gang auf ihn zulief. »Ja?«, fragte er.
    Der Arzt lachte. »Kennst du mich noch? Marco Schreiber. Timos großer Bruder.«
    »Hey! Na klar! Du warst der, der bei den Theateraufführungen immer Sanitätsdienst gemacht hat«, rief Leo aus.
    »Nicht dass das jemals nötig gewesen wäre. Aber es machte sich einfach so gut auf dem Programm«, sagte Marco Schreiber lachend. »Mann, dich habe ich bestimmt fünf Jahre nicht mehr gesehen! Ich dachte, du wärst wieder in Kanada! Was machst du hier?«
    »Hast du das von McKinley gehört?«, fragte Leo.
    »Welcher McKinley?«, fragte der Arzt erstaunt.
    »Alisons Vater. Er liegt auf der Intensivstation. Jemand hat auf ihn geschossen.«
    »Was?«, fragte Marco Schreiber entgeistert.
    »Wir hatten Alison endlich gefunden, Marco! Aber jetzt ist sie wieder entführt worden! Von den Typen, die McKinley töten wollten!«
    Pause. Marco Schreiber starrte Leo an, als ob er eine Erscheinung vor sich hätte. »Sag mal, du bist sicher, dass du keine halluzinogenen Drogen genommen hast?«, brachte er schließlich hervor.
    »Das wäre mir im Moment tausendmal lieber«, knurrte Leo.
    »Das heißt… das heißt, du hast Alison gesehen?«, fragte der Arzt.
    »Ja. Nur kurz zwar, aber ja.

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