Am Sonntag stirbt Alison
war!«
»Aber… aber warum das alles?«, fragte Leo verzweifelt.
»Tja, du hast doch gehört, was dein Freund Marco im Krankenhaus gesagt hat. Der Laden hier ist schon wieder kurz davor pleitezugehn«, meinte Sibel achselzuckend. »Die Berghäusers brauchten mal wieder Geld. Und da bot es sich doch an, einfach noch ein zweites Mal aus Alison Kapital zu schlagen. Erst bringen sie sie um und drei Jahre später tun sie so, als wär das alles nicht gewesen, präsentieren ihrem Papa eine Doppelgängerin und verlangen Lösegeld für sie. Das nenne ich mal Gewinnmaximierung!«
»Mein Gott, habt ihr wirklich geglaubt, McKinley könnte euch eine Million zahlen?«, fragte Leo.
»Nein, natürlich nicht!«, rief Berghäuser aus. »Aber… aber diese Frau aus Mexiko wollte ihr Geld zurück. Es war ja größtenteils nur ein Darlehen und ich konnte die Raten schon länger nicht mehr zahlen. Und als ich um Zahlungsaufschub bat, da sagte sie plötzlich, dass sie ja nicht mal einen Beweis hätte, dass Alison wirklich tot sei. Sie hat gesagt, entweder ich liefere diesen Beweis oder ich muss sofort das restliche Geld zurückzahlen. Ansonsten liefert sie mich der Polizei aus. Ich dachte zuerst, sie blufft. Sie hat doch selbst viel zu viel Dreck am Stecken, aber diese Leute haben wirklich überall ihre Kontakte und ihre Rechtsanwälte, die ihnen die Weste sauber waschen. Gegen die hat man einfach keine Chance!«
Lys war wie vor den Kopf gestoßen. »Einen Beweis? Darum ging es?«, fragte sie ungläubig. Sie drehte sich um, starrte Christine Saier an, die nervös einen rosé lackierten Fingernagel zerkaute. »Das heißt… sie haben Frau Saier engagiert, um sie – umzubringen?«
Für einen Moment herrschte Totenstille im Raum. Nur ein einziges krachendes Geräusch kam von den Sprungfedern des Sessels, in den Christine Saier gekippt war. Ihr Mund war weit aufgerissen.
Sebastian drehte sich zu Lys um. »Wie?«, fragte er verständnislos.
Lys schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Na klar, das ist es!«, rief sie. »Sie brauchten eine Leiche. Eine Leiche, die aussieht wie Alison, um ihre Stiefoma zufriedenzustellen, damit die Sie nicht der Polizei ausliefert. Die Oma hat Ihnen nämlich die ganze Zeit schon nicht geglaubt, dass Sie Alison wirklich umgebracht haben. Und dann haben Sie diesen Bericht in der Zeitung gesehen, mit dem Bild von Christine Saier. Das kam wie gerufen. Sie haben mit ihr Kontakt aufgenommen, ihr irgendwelche Märchen über eine Entführungsversicherung erzählt und ihr Geld versprochen, wenn sie das Entführungsopfer spielt. Und irgendeinen Kleinkriminellen haben Sie engagiert, damit er sie in die Hütte bringt. Deswegen saß sie so seelenruhig in der Hütte rum und die Tür war nicht mal abgeschlossen, und deshalb war der angebliche Entführer auch völlig überfordert, als wir da auftauchten. Die beiden hatten sich darauf eingestellt, dass sie gemütlich ein paar Stunden in der Hütte sitzen und dann wieder nach Hause gehen könnten. Nur das war nie der Plan, nicht war? Irgendwann wären Sie oder Julia zu der Hütte gefahren und dann hätten Sie Frau Saier getötet und es so hingedreht, dass alle diesen Taschendieb verdächtigt hätten.«
Christine Saier stieß erneut einen fast kreischenden Laut aus. Es war gut, dass sie schon saß, sonst wäre sie vermutlich in Ohnmacht gefallen.
»Aber wozu überhaupt dieser Aufwand?«, fragte Leo. »Warum die Lösegeldforderung?«
»Na, das ist doch klar.« Sibel strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wenn man jetzt nach all den Jahren einfach eine Tote gefunden hätte, die Alison oberflächlich ähnlich sieht, hätte es mit Sicherheit eine Obduktion gegeben, um ihre Identität einwandfrei festzustellen. Aber mit dieser Entführungsgeschichte und der enormen Lösegeldforderung, und dann findet Alisons Vater bei der Lösegeldübergabe eine Leiche vor, die so ähnlich wie seine verschollene Tochter aussieht – na, da hätte doch niemand mehr eine Untersuchung angezettelt, ob die Tote wirklich Alison McKinley ist.«
»Und warum habt ihr dann versucht, auch noch McKinley umzubringen?«, fragte Leo.
»Na, warum wohl«, sagte Sibel. »Er hat in München ständig erzählt, wie fremd ihm Alison vorkommt. Und Julia Sommer stand daneben. Die hat sicher gedacht, der Typ muss weg, auf der Stelle. Von wegen, ich muss schnell nach Hause, die Gäste versorgen. Ich muss schnell nach Hause, einen Mord vorbereiten, das hätte es besser getroffen.«
Leo klammerte sich
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