Am Sonntag stirbt Alison
an das Bettgitter und machte einen Schritt auf Julia zu, ungeachtet der Tatsache, dass Wachmann Norman Bates mit einem grimmigen Ausdruck im Gesicht augenblicklich seine Waffe auf ihn richtete. »Wie konntest du das nur tun, Julia?«, flüsterte er. »Ich meine, Alison war für dich…«
»Was war sie? Meine Freundin? Willst du das sagen?« Julia lachte spöttisch auf. »Das war sie nie. Keiner von euch dreien war mein Freund. Für euch war ich doch immer nur Luft. Du, Alex und Alison, ihr wart ja die Tollsten der ganzen Schule. Wen hat denn jemals die dumme Cousine Julia interessiert?«
»Selbst wenn es so war, ist das kein Grund, jemanden umzubringen!«, sagte Leo.
»Nein, das ist es nicht. Aber das alles hier schon.« Julia machte eine ausschweifende Handbewegung. »Dieses Haus, das Hotel, all das ist es sehr wohl wert.«
»Alex hätte nie…«
»Alex!« Julia schnitt ihm das Wort ab. »Alex hat nichts von alldem zu schätzen gewusst. Dabei haben wir es doch auch für ihn getan! Eines Tages hätte er das Hotel geerbt. Wir haben ihm ein Alibi gebastelt, an dem Tag, als Onkel Wolfgang Alison tötete, damit der Verdacht nicht auf ihn fallen kann. Seine Mutter hat ihn auf diese Wohltätigkeitsveranstaltung geschleift, wo ihn zig Leute sehen konnten. Aber ihn hat das alles nicht interessiert. Als er es herausfand, ist er ausgeflippt, hat gesagt, dass er zur Polizei geht und uns anzeigt. Das konnten wir nicht zulassen, verstehst du?«
»Wie?«, sagte Leo verwirrt.
»Es war keine Absicht!«, platzte Wolfgang Berghäuser heraus. »Es war wirklich keine Absicht. Julia ist ihm nur nachgefahren, um ihn umzustimmen, und da hat er beschleunigt und in der Kurve die Kontrolle über das Motorrad verloren…«
»Du bist schuld?«, krächzte Leo. »Du hast Alex’ Motorrad von der Straße gedrängt?«
»Es war ein Unfall!«, schrie Julia. »Nur ein Unfall!«
»Und du«, Leo wandte sich an Wolfgang Berghäuser, »hast verhindert, dass er danach in eine richtige Reha kommt.«
»Wir konnten ihn nicht in diese Reha lassen«, erklärte Julia. »Was, wenn er dort plötzlich zu sich gekommen wäre und den Leuten alles erzählt hätte?«
»Ihr habt ihn nie in diese Schweizer Klinik gebracht«, sagte Leo tonlos.
»Es war doch auch besser so«, behauptete Herr Berghäuser. »Ich meine, was sollte er in dieser Klinik? Hier hat er es doch am besten, bei seiner Familie.«
»Und was hättet ihr getan, wenn er wieder aufgewacht wäre?«, rief Leo wütend. »Hättet ihr ihn dann umgebracht? Eine kleine Medikamentenüberdosis oder was?«
Keiner antwortete.
»Er ist ja nicht wieder aufgewacht«, meinte Herr Berghäuser schließlich.
»Überhaupt, spiel hier nicht den Moralapostel, Leo. Es ging um sehr viel Geld. Die meisten Menschen hätten genauso gehandelt wie wir«, behauptete Julia.
Leo schüttelte nur den Kopf.
Christine Saier sprang plötzlich auf die Füße und rannte auf die Tür zu, doch Julia packte sie bei den Armen und stieß sie in den Sessel zurück. Der Wachmann trat neben sie, die Waffe erhoben. »Was machen wir jetzt mit ihnen?«, fragte er mit fester Stimme.
»Ich lasse nicht zu, dass die uns alles kaputt machen, was wir uns aufgebaut haben«, zischte Julia.
»Was habt ihr aufgebaut? Ein bankrottes Hotel?«, fragte Sebastian böse.
»Das sind Anfangsschwierigkeiten.« Julia machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wir werden Erfolg haben mit diesem Hotel und ihr werdet uns bestimmt nicht daran hindern.«
»Was willst du damit sagen, Julia? Dass ihr uns umbringen werdet?«, fragte Leo.
Christine Saier begann wieder zu wimmern. »Die Polizei weiß, dass wir hier sind!«, rief Lys. »Wenn Sie uns töten, wissen die, dass Sie es waren!«
»Und meine Familie weiß auch Bescheid!«, trumpfte Sibel auf.
»Ich glaube euch kein Wort«, sagte Julia herablassend. Hektisch drehte sie sich zu dem Wachmann um. »Wir müssen sie beseitigen! Es geht nicht anders!«, keuchte sie.
Der Wachmann wirkte verunsichert. »Muss das sein?«, fragte er.
»Jetzt werden Sie nicht rührselig! Auf McKinley haben Sie doch auch geschossen, ohne lange zu fragen, oder?«, blaffte Julia ihn an. Sie wirkte mehr und mehr hysterisch.
»Ja, gut, aber das hier, das sind Kinder…«
»Julia, das wird nicht funktionieren!« Leo machte einen weiteren Schritt auf Julia zu. »Die Polizei weiß wirklich Bescheid. Du machst alles nur schlimmer, wenn du uns etwas tust.«
»Jetzt machen Sie doch was!«, schrie Julia den Wachmann an, der ruckartig von
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