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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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links nach rechts sah, dann plötzlich die Pistole hob und auf Leo richtete. Leos Kopf ging zur Seite, er starrte jetzt direkt in die Pistolenmündung. »Hören Sie mich an, Sie machen einen Fehler, Sie werden…«, begann er.
    In diesem Moment krachte der Schuss.
    Julia zuckte zusammen. Sie starrte Leo an, der reflexartig die Augen zugekniffen hatte und sie jetzt wieder öffnete. Dann fiel ihr Blick auf den Wachmann, der keuchend in die Knie gegangen war, eine Hand in seinen rechten Arm gekrallt. »Was…«, fragte sie verwirrt.
    Leos Blick wanderte zur Seite, auf einen Punkt zu Julias Rechten. Seine Augen weiteten sich. Die anderen folgten seinem Blick und erstarrten, als sie zum Bett hinsahen. Alex Berghäuser lag immer noch schlaff in den Kissen, doch sein rechter Arm war erhoben und in der Hand lag Julias Pistole.
    »Alex?«, keuchte Julia.
    »Geh ans Fenster, Julia.« Die Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber es war so still geworden, dass man jedes Wort verstand. »Du auch, Vater.«
    »Alex?«, fragte Julia noch einmal völlig entgeistert. »Du kannst…«
    »Reden, ja. Und ich kann auch abdrücken. Soll ich?«
    Wolfgang Berghäuser sah nun wirklich so aus, als ob er in der nächsten Sekunde einen Herzinfarkt bekommen würde. Julia schnappte empört nach Luft. »Du hast uns betrogen!«, zischte sie.
    Alex ließ ein sonderbares Kichern hören. »Wie gemein von mir«, krächzte er.
    »Alex.« Sein Vater stolperte auf das Bett zu. Lys befürchtete fast, dass er mit dem nächsten Schritt ohnmächtig zusammenbrechen würde. »Seit wann… seit wann bist du…?«
    »Wach? Oh, lange, sehr lange. Ich habe schon im Krankenhaus wieder hören können, was um mich herum geschah. Leider konnte ich aber noch nicht sprechen. Sonst hätte ich euch damals schon aufgehalten.«
    »Aber… warum hast du uns das nie gesagt?«, fragte Wolfgang Berghäuser hellauf entsetzt.
    »Oh. Lass mich nachdenken. Weil ich Julia davon habe reden hören, dass ihr mich vielleicht umbringen müsstet, falls ich je wieder zu mir käme?« Alex’ bleiches Gesicht verzog sich zu einem bösen Grinsen. »Ich hatte nur eine Überlebenschance, Vater, und die war, den lebenden Leichnam zu spielen.«
    »Du warst es«, sagte Leo leise. »Du hast das Virus in Umlauf gebracht, das die Nachricht im Netz verbreitet hat. Am Sonntag stirbt Alison.«
    »Natürlich«, sagte Alex. Lys fiel auf, wie angestrengt er wirkte, die Pistole wackelte in seinen Händen. »Chalchiu Totolin. Wer sonst sollte das sein? War ein echter Fehler, Julia, ständig in meiner Gegenwart zu reden, als ob ich nicht da wäre. Zum Beispiel über den Plan, eine Frau umzubringen und so zu tun, als ob es Alison sei. Als Julia mich kurz mit dem hochgefahrenen Rechner allein ließ, habe ich die Nachricht verschickt. Sie ist leider nicht fertig geworden, ich habe schon gedacht, kein Mensch würde sie begreifen.«
    »Du verdammter Mistkerl!«, schimpfte Julia wütend.
    »Und jetzt geht rüber ans Fenster. Beide.« Alex’ Hand klammerte sich fester um die Pistole, die immer heftiger zu zittern begann.
    »Ich denke ja gar nicht daran!«, keifte Julia. »Du drückst doch sowieso nicht ab! Es wäre Mord, du würdest im Gefängnis landen!«
    Alex lachte auf. »Liebe Cousine, erstens bin ich wohl kaum haftfähig oder wie man das nennt. Und zweitens – ich war mehrere Monate lang praktisch an dieses Bett gefesselt, durfte mich oft über Stunden nicht bewegen, konnte nicht um Hilfe rufen, wenn ich Durst oder Hunger oder Schmerzen hatte. Glaubst du im Ernst, ich hätte Angst davor, ins Gefängnis zu gehen? So, und jetzt geh zum Fenster, Julia. Ich habe gerade eine ganze Menge Gründe abzudrücken, also mach lieber, was ich sage. Leo, du gehst mit den anderen zur Tür.« Alex wedelte auffordernd mit der Pistole in seiner Hand.
    Wolfgang Berghäuser ging langsam rückwärts in Richtung Fenster. Julia funkelte Alex finster an, folgte dann aber doch ihrem Onkel. Sibel war mit einem Satz bei Leo und schleifte ihn Richtung Tür. Lys zerrte Christine Saier aus dem Sessel. Sebastian hob im Vorbeilaufen Norman Bates Pistole auf. »Vorsicht, die ist entsichert!«, fuhr Sibel ihn an.
    »O.k., und wie sichert man sie wieder?«, fragte Sebastian.
    »Keine Ahnung. Ich weiß auch nicht alles!«
    »Ach. Ehrlich?« Sebastian fasste die Pistole mit zwei Fingern am Schaft und beäugte sie misstrauisch.
    Leo schüttelte Sibels Arm ab. »Alex…«
    »Macht, dass ihr hier rauskommt, Leo«, sagte Alex. »Ich sorge dafür,

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