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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Bruder…?«
Jeff nahm die Hände vom Gesicht, und Glen blickte in von
Schmerz und Verwirrung gezeichnete Züge.
»Er wollte sie nur noch sichern und ein paar Dinge
rausnehmen«, versuchte Jeff zu erklären. »Er meinte, daß er
gleich nachkommen würde… Aber er kam nicht…« Das
Schluchzen ließ ihn wieder verstummen.
»Glen?« hörte er hinter sich eine Stimme und wandte sich
um.
Es war Chip Connor. »Was, zum Teufel, ist denn los?«
Glen schüttelte bekümmert den Kopf. »Weiß ich auch noch
nicht; bin auch eben erst gekommen.«
»Ich habe Merle Glind gesagt, er solle Harn Whalen rufen«,
erklärte Connor und wandte sich dann an Jeff.
»Ist das Ihr Boot da draußen?«
Jeff nickte voller Schmerz, während Chip zur Hafeneinfahrt
starrte, wo das brennende Wrack im strömenden Regen noch
mit den Wellen kämpfte. Aber in wenigen Minuten schon
würde nichts mehr zu sehen sein. »Lassen Sie uns ins Gasthaus
zurückgehen«, sagte er dann leise, »hier können wir nichts
mehr tun.«
Chip und Glen nahmen Jeff Horten in die Mitte und strebten
zurück ins Trockene. Nach ein paar Schritten schien der junge
Mann wieder zum Leben zu erwachen und machte sich los.
Immer wieder blieb er stehen und wandte den Blick hinaus in
den Hafen. Kurz bevor sie das Ende des Kais erreichten, war
dort nichts mehr zu sehen. Nur noch schwarze Nacht. Die
›Osprey‹ war verschwunden. Und Jeff blickte sich nicht mehr
um.
Als sie das Gasthaus betraten, kam ihnen Merle Glind
aufgeregt entgegen. »Ich habe Harney angerufen, aber er war
nicht da!«
»Machen Sie sich darüber keine Sorgen«, sagte Chip,
»wahrscheinlich hat er von seinem Haus aus die Explosion
gesehen und sich bereits auf den Weg gemacht. Geben Sie dem
hier lieber einen kräftigen Schluck Brandy, der könnte ihn
bestimmt brauchen.«
Jeff war auf einen Stuhl gesunken. Hier im Licht sah man
erst, daß er aschfahl im Gesicht war, und zusammen mit dem
unrasierten Kinn und den rotgeränderten Augen ließ ihn das
sehr viel älter aussehen. Die Augen starrten ins Leere, und er
schien nichts von seiner Umgebung wahrzunehmen.
»Ich glaube, wir rufen besser den Arzt«, meinte Glen, »er hat
offensichtlich einen Schock.«
»Rufen Sie Phelps an«, riet Chip.
Als Glen in die Lobby zurückkam, schob sich gerade Harney
Whalen durch die Tür. Finster blickte er sich einen Augenblick
um und wandte sich dann an seinen Stellvertreter. »Was, zum
Teufel, ist denn los?« polterte er und benutzte genau dieselben
Worte wie dieser auf dem Kai. »Ist jemand zu Schaden
gekommen?«
»Das wissen wir noch nicht so genau«, erwiderte Chip. »Ich
saß mit Merle in der Bar, als wir die Explosion hörten. Zuerst
dachte ich, es wäre der Donner, doch dann sahen wir den
Feuerschein. Merle hat dich angerufen, konnte dich aber nicht
erreichen. Und als ich dann auf den Kai rausging, stieß ich auf
Glen Palmer und den hier.« Er machte eine Kopfbewegung zu
Jeff Horton, der mit starr auf den Boden fixierten Augen sein
Brandy-Glas umklammerte. Es sah nicht so aus, als ob er
merkte, daß man über ihn sprach. Whalen musterte ihn einen
Augenblick prüfend und trat dann auf ihn zu.
»Können Sie mir sagen, was es gegeben hat?« fragte er mit
seiner professionellen, neutralen Stimme.
»Ich weiß nicht, was geschehen ist«, erwiderte Jeff wie
abwesend und ohne den Blick vom Boden zu heben.
»Mein Stellvertreter sagte mir, Sie wären draußen auf dem
Kai gewesen, als das Boot in die Luft ging.«
Jeff nickte und trank einen kleinen Schluck.
»Würde es Ihnen was ausmachen, mir zu sagen, was Sie dort
machten?«
Jeff runzelte die Stirn, als ob er sich nur mühsam erinnern
könnte. »Ich suchte meinen Bruder… Ich hab’ nach Max
gesucht…« Er schien nicht weitersprechen zu können; statt
dessen nahm er einen langen Schluck aus dem Glas. Whalen
zog sich einen Stuhl heran.
»Warum erzählen Sie nicht von Anfang an?«
»Da gibt’s nichts zu erzählen«, meinte Jeff langsam und
hatte Mühe, sich unter Kontrolle zu halten. »Ich wartete droben
in unserem Zimmer auf Max. Er wollte das Boot für die Nacht
sichern – das dauert normalerweise zehn Minuten. Als er nach
einer Dreiviertelstunde noch immer nicht kam, schaute ich
nach ihm, in der Bar und dann drunten am Kai. Das Boot war
verschwunden… Ich konnte es zuerst nicht glauben. Aber dann
beleuchtete ein Blitz das ganze Hafenbecken, und ich sah die
›Osprey‹ mit Kurs auf die Ausfahrt – und die Felsen…« Er
brach ab; wieder sah er die Explosion vor sich und hörte das
dumpfe

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