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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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»Aber was es auch sein mag, es hat nichts mit uns
zu tun, nicht das Geringste!«
Er wünschte, sich dessen so sicher zu sein. Vielmehr
verstärkte sich jenes Gefühl, das ihm sagte, daß er und seine
Familie von unheimlichen Dingen umgeben waren, die sie
immer enger in ihren Bann zogen. Ohne seiner Frau etwas zu
sagen, entschloß er sich, am nächsten Morgen Brad Randall
anzurufen.
    Im winzigen Schlafzimmer der Kinder nebenan lagen Missy
und Robby wach in ihren Betten. Missy starrte mit weit
aufgerissenen Augen nach oben auf das Bett des Bruders. Ihr
Stimmchen klang irgendwie hohl in der Dunkelheit. »Wie
fühlst du dich?« fragte sie flüsternd.
    Einen Augenblick lang blieb es still, dann flüsterte Robby
zurück. »Ich weiß nicht, ich fühl’ mich schon eine Zeitlang so
seltsam…«
    »Ich weiß«, sagte Missy, »ich habe geträumt…« Ihr
Stimmchen schien zu zittern, als sie weitersprach. »Es war
unheimlich, ich glaub’ gar nicht, daß ich wirklich geschlafen
habe…«
Robby kroch aus dem Bett und setzte sich neben seine kleine
Schwester. »Wie meinst du das?«
    »Weiß ich auch nicht«, erwiderte das kleine Mädchen
verwirrt. »Ich habe dich in meinem Traum gesehen – aber nicht
wie du bist. Du warst erwachsen, irgendwie ganz anders…«
    Robby wartete mit gerunzelter Stirn. Als Missy schwieg,
fragte er ängstlich: »War ich…, war ich in Ordnung? Oder war
ich wieder krank?«
    »Du warst…«, setzte Missy an, schien dann aber nicht die
richtigen Worte zu finden. Sie versuchte es erneut: »Du hast
Dinge geschehen lassen. Du hast ein Boot sinken lassen – und
dazu gelacht. Er hat ausgesehen wie du, vielleicht war es aber
auch ein anderer…«, schloß sie, und man hörte, daß ihr diese
Möglichkeit viel besser gefallen würde.
    Robby schüttelte verwundert den Kopf. »Ich kann mich an
nichts erinnern«, sagte er kaum weniger verwirrt. »Ich wollte
raus, da ich nicht schlafen konnte.«
    »Und warum hast du’s nicht getan?« wollte Missy wissen.
»Du hättest es ja wieder Mami und Papi gesagt, wie immer«,
erwiderte Robby fast verächtlich und kletterte in sein Bett
zurück.
Eine Weile blieb es still; beide Kinder schienen auf den
draußen tobenden Sturm zu lauschen.
»Ich möchte, daß es aufhört«, sagte Missy plötzlich.
»Ich auch«, pflichtete Robby ihr bei.
Und ganz abrupt, ohne jeden Übergang, stoppte der Regen
und erstarb der Wind.
Stille legte sich auf Sod Beach.

BUCH III
Sturmtänzer
18
    Elaine Randall warf einen verzweifelten Blick auf die vielen
Teller und Tassen vor sich. Sollte sie sie wirklich alle
verpacken und mit nach Clark’s Harbor nehmen oder doch
lieber einen Teil davon in dem Abstellraum im Untergeschoß
wegschließen, bis sie wiederkamen? Bei den Töpfen und
Pfannen war die Entscheidung einfacher. Die älteren und zum
Teil etwas verbeulten Exemplare kamen mit, die anderen
blieben hier. Als sie gerade den ungefähr neunundfünfzigsten
Karton füllen wollte, klingelte das Telefon. Dankbar für die
Unterbrechung richtete sie sich auf und griff nach dem Hörer.
»Ich geh’ schon ran«, rief Brad aus dem Wohnzimmer, wo er
    Bücher verpackte.
»Manche Leute reißen sich sämtliche Pausen unter den
Nagel«, maulte sie so laut, daß Brad es hören mußte.
»Hallo?« fragte Brad und preßte den Hörer ans Ohr.
»Brad? Sind Sie’s? Hier ist Glen Palmer.«
»Hallo!« rief Brad freudig überrascht. »Wo brennt’s denn?«
Am anderen Ende der Leitung gab es eine Verzögerung,
dann hörte man wieder Glens Stimme.
»Hören Sie – haben Sie noch immer vor, hierher zu ziehen?«
»Wir sind gerade dabei«, erwiderte Brad. »Ich packe Bücher
ein, und Elaine macht sich auf dieselbe Art in der Küche
nützlich. Die letzten Reste von Sexismus, verstehen Sie?« Als
der kleine Scherz keinerlei Reaktion hervorrief, fragte Brad
besorgt: »Stimmt irgend etwas nicht bei euch da draußen?«
»Schwer zu sagen«, kam es unschlüssig von Glen. »Gestern
nacht ist hier ein Boot auf die Klippen gelaufen.«
»Gestern nacht? Aber es war doch ganz klar und windstill
gestern nacht!«
»Nicht in Clark’s Harbor. Wir hatten hier einen höllischen
Sturm.«
Brad war überrascht, doch dann meinte er achselzuckend:
»Nun, wenn einer bei einem ›höllischen Sturm‹ rausfährt,
verdient er es wohl nicht anders.«
»Mag sein. Aber niemand weiß, wie das Boot dort hinkam.
Ihr Vermieter scheint zu denken, daß ich etwas damit zu tun
hätte.«
»Sie? Wie kommt er denn auf diese Idee?«
»Woher soll ich das wissen.

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