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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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fahre zuerst zum Revier und hole mir den
Schlüssel«, meinte Brad. »Dann kannst du mit dem
Möbelwagen gleich zum Haus rausfahren, während ich kurz
bei Glen reinschaue.«
»Kommt ja gar nicht in Frage«, empörte sich Elaine. »Wenn
du denkst, ich schleppe ohne dich den ganzen Kram ins Haus,
irrst du dich gewaltig! Außerdem möchte ich auch gern Glen
sehen.«
»Schon gut, schon gut!« beschwichtigte Brad sie, während
sie die leichte Steigung zum Ort hinabfuhren. »Man kann
sagen, was man will – vom äußeren Anschein her kann man
sich nichts Friedlicheres vorstellen.«
Elaine konnte dem nur zustimmen. Clark’s Harbor badete
still im Sonnenlicht, und die bunten Fassaden seiner kleinen
Häuser hoben sich anheimelnd vom Blau des Himmels und des
Wassers ab. Wieder fühlte sie sich an ein Fischerdorf in
Neuengland erinnert, dessen kleine Flotte sauber aufgereiht am
Kai lag.
Sie hielten vor dem Revier, und Brad wies den Fahrer des
Möbelwagens an, irgendwo zu parken, wo er den übrigen
Verkehr nicht behinderte.
Als sie Harney Whalens Büro betraten, war dieser beim
Telefonieren. Als er aufblickte, verriet sein Blick größtes
Erstaunen. Doch dann konzentrierte er sich wieder auf sein
Gespräch. Elaine zündete sich eine Zigarette an und versuchte
möglichst unbeteiligt aus dem Fenster zu blicken. Brad
dagegen machte keinerlei Versuch, sein Interesse für Whalens
Gespräch zu verbergen.
»Ich sag’ Ihnen doch
– es hat keinerlei Zweck,
hierherzukommen. Es war ein Unglücksfall. Auch nicht die
geringste Spur des Wracks ist aufgetaucht, lediglich die
Leiche.«
Er hörte einen Augenblick zu; dann wanderten seine Augen
zur Decke, als ob ihn das alles nur noch langweilte.
»Hören Sie«, sagte er dann mit Nachdruck, wobei er
offensichtlich seinen Gesprächspartner am anderen Ende der
Leitung unterbrach, »ich habe den Leichnam untersucht, und
Dr. Phelps hat ihn untersucht. Nein, ich bin kein Experte, aber
Dr. Phelps ist es. Und wir sind beide der Meinung, daß der
Bursche ertrunken ist. Alles deutet darauf hin, daß er über Bord
ging, als das Boot an den Klippen zerschellte. Und niemand
hält es zu dieser Jahreszeit lange im Wasser aus!«
Er schien noch etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann
aber anders. Brad nahm an, daß der andere irgendwelche
Einwände gegen Whalen vorbrachte.
»So oder so – ich lasse den Leichnam morgen nach Port
Angeles verschiffen. Der Bruder des Toten hängt hier noch
herum und geht allen auf die Nerven; ich habe langsam von
dieser Sache genug! Wenn Sie also die Leiche doch noch
ansehen wollen, dann sollten Sie das noch heute tun!«
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und ein junger
Mann, den Brad nicht kannte, trat ein. Wie ein Einheimischer
kam er ihm nicht vor. In seinem Gesicht stand die Wut. Sein
Blick streifte Brad und Elaine, dann wandte er sich an den
Polizisten, der noch immer den Hörer ans Ohr drückte. Harney
Whalen ließ den Eindringling keinen Moment aus den Augen,
während dieser unruhig auf- und abging. Das mußte der Bruder
des Verunglückten sein; er mußte mit dem ›Schrecklichen‹ zu
tun haben, von dem Glen Palmer heute morgen gesprochen
hatte.
»Also gut, in Ordnung«, sagte Whalen abschließend, »ich
warte, bis Sie hier sind.« Dann legte er unwirsch den Hörer auf
und starrte finster den jungen Mann an.
»Was gibt’s denn schon wieder, Horton?« knurrte er.
Jeff Horton blieb breitbeinig vor dem Schreibtisch des
Polizisten stehen.
»Für wen, zum Teufel, halten Sie sich eigentlich?« bellte er.
»Ich bin hier der Polizeichef«, sagte Whalen völlig gelassen
und genoß offensichtlich die Feindseligkeit des jungen
Mannes. »Etwas dagegen?«
»Und das gibt Ihnen das Recht, darüber zu entscheiden, was
mit meinem Bruder geschehen soll?«
»Sie wissen es also?«
»Ja, ich weiß es. Und ich würde außerdem gern wissen,
warum Sie mir nicht gesagt haben, daß Sie ihn freigeben? Ich
kann ihn selbst heimbringen!«
»Sehr schön«, erwiderte Whalen und stand auf. »Ich wollte
Ihnen lediglich die Mühe ersparen.«
»Mir die Mühe ersparen!« schrie Jeff mit hochrotem Gesicht
und am ganzen Körper zitternd. »Ich brauch’ niemand, der mir
irgendwas erspart, ich brauch’ jemand, der mir hilft,
herauszufinden, was mit Max geschehen ist.« Ebenso schnell
wie sein Gesicht sich gerötet hatte, verfärbte es sich jetzt
aschfahl. Brad trat an den jungen Mann heran.
»Setzen Sie sich«, befahl er ihm leise, aber bestimmt. Als
Jeff sich dagegen wehren wollte, griff er

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