Am Strand des Todes
zurück in den Norden und beginne von vorn! Aber
ohne Max wird das recht schwer sein.«
»Können Sie nicht noch eine Weile hierbleiben?«
»Ich bin pleite. Ich kann gerade noch für eine weitere Nacht
im Hotel bezahlen – und damit hat sich’s. Ich würde gern noch
bleiben und herausfinden, was Max wirklich zugestoßen ist.«
Seine Augen bohrten sich in die von Elaine.
»Jemand hat Max getötet, Mrs. Randall«, sagte er mit einer
Intensität, die ihr ein Schaudern über den Rücken jagte. »Ich
muß einfach rausfinden, wer es war und warum.«
Elaine musterte den jungen Mann betroffen. Sagte er die
Wahrheit, oder stand er noch immer unter Schock? Doch seine
Argumente waren nicht einfach von der Hand zu weisen.
Sofern sein Bruder wirklich so vorsichtig und zuverlässig war,
wie Jeff behauptete –, und es gab keinen begründeten Zweifel
daran –, war es höchst unwahrscheinlich, daß sich der Trawler
aus eigener Kraft losgerissen hatte. Hatte aber jemand die Taue
gekappt, dann… »Hören Sie«, sagte sie aus einem plötzlichen
Entschluß heraus, »wenn es für Sie so wichtig ist, noch eine
Weile hierzubleiben, können Sie bei uns unterkommen. Es ist
etwas primitiv, aber dafür kostet es auch nichts.«
»Bei Ihnen?« Jeff schien die Welt nicht mehr zu verstehen.
»Aber Sie kennen mich doch überhaupt nicht…«
Elaine schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Sehen Sie, damit
ist alles in schönster Ordnung – Sie kennen uns ja auch nicht!
Aber das wird sich rasch ändern. Das Haus, das wir gemietet
haben, ist nicht besonders groß, und es hat keinen Strom. Dafür
gibt es fließendes Wasser, wie mir versichert wurde. Im oberen
Stock sind ein, zwei Gästezimmer – und Sie werden unser
erster Gast sein.« Bevor sich Jeff bedanken konnte, stand
Elaine nach einem raschen Blick auf die Uhr auf. »Kommen
Sie, wir haben jetzt lange genug gewartet. Falls Brad mit
Whalen noch nicht fertig ist, muß irgend etwas passiert sein.
Die Möbelpacker werden uns wahrscheinlich für verschollen
halten.«
»Möbelpacker?«
»Ja. Ich hab’ ganz vergessen, Ihnen zu sagen, daß wir gerade
erst beim Umziehen sind. Tatsächlich sind wir erst vor einer
guten halben Stunde hier angekommen.« Sie nahm Jeff wieder
beim Arm und zog ihn aus dem Cafe. Als sie auf die
Hauptstraße einbogen, stießen sie fast mit Brad zusammen.
Elaine sah sofort, daß etwas geschehen war. »Was ist los?«
wollte sie wissen.
Brad starrte sie einen Augenblick verständnislos an, dann
lachte er etwas gekünstelt auf. »Du wirst es nicht glauben«,
sagte er, »Whalen wußte überhaupt nichts davon, daß er uns
das Haus vermietet hat.«
»Wußte nichts davon? Ist das dein Ernst?«
Brad nickte. »Deshalb wirkte er auch so erstaunt, als wir in
sein Büro kamen. Er hatte gemeint, er würde uns nie
wiedersehen. Ich mußte ihm zuerst den Mietvertrag zeigen,
bevor er die Schlüssel rausrückte. Offensichtlich war er damals
wirklich in einer Art Trance, als er ihn unterschrieb.« Er sah,
daß Elaine erschrocken darauf reagierte und ließ das Thema
lieber fallen. Mit freundlichem Lächeln wandte er sich an den
jungen Mann. »Ich nehme an, meine Frau hat Sie zu uns
eingeladen?«
»Ist Ihnen das recht, Mr. Randall?«
»Ich heiße Brad – und natürlich ist es mir recht. Hätte sie es
nicht getan, hätte ich Sie eingeladen. Aber wir sollten uns jetzt
beeilen, sonst stellen sie uns die Möbel noch auf die Straße.
Whalen wird uns übrigens rausbegleiten, um nachzuschauen,
ob alles in Ordnung ist.«
Wie aufs Stichwort trat er in diesem Augenblick aus dem
Revier und musterte die drei ohne große Sympathie.
»Ich dachte, Sie hätten sich inzwischen auf den Weg
gemacht?« Zweifellos bezog sich das auf Jeff.
»Ich bleibe noch ein bißchen«, erwiderte Jeff beherrscht,
»bis ich herausgefunden habe, was meinem Bruder zugestoßen
ist.«
Whalen schien bestürzt. »So, Sie bleiben also noch im
Hotel?« fragte er schließlich.
»Nein, er wohnt bei uns«, mischte sich Elaine mit
Nachdruck ein, als ob damit alles gesagt wäre.
»Ja, wirklich?« mokierte sich Whalen. »Nun, ich schätze,
das ist Ihre Sache. Wollen Sie mir jetzt folgen?«
»Gern«, sagte Brad. Er machte den Möbelpackern ein
Zeichen, die etwas weiter unten gegen ihren Laster gelehnt
standen. Sie drückten ihre Zigaretten aus und kletterten in die
Fahrerkabine. »Wir halten uns direkt hinter Ihnen«, rief er
Whalen zu, der bereits hinter dem Steuer des Streifenwagens
saß. Mit der schwarz behandschuhten Hand machte er
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