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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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zu.
»Warum bist du mitten auf der Straße stehengeblieben?«
»Bin ich nicht«, widersprach Robby.
»Bist du doch! Ich hab’ dich gewarnt, und du bist trotzdem
stehengeblieben.«
Robby wirkte plötzlich sehr nachdenklich. »Ich kann mich
nicht so recht daran erinnern«, sagte er zögernd. »Alles ging so
schnell. Aber dann bin ich doch ausgewichen
– stimmt’s?
Allerdings bin ich nicht wie ein Angsthase in den
Straßengraben gesprungen wie andere Leute… Laß uns durch
den Wald abkürzen und über den Strand heimgehen«, schlug er
plötzlich vor.
»Das möcht’ ich nicht«, protestierte Missy, »ich mag den
Strand nicht.«
»Nie magst du was«, maulte Robby verächtlich. »Wenn du
nicht mit zum Strand magst, kannst du allein über die Straße
heimgehen.«
Missy starrte ihn vorwurfsvoll an. »Du kannst mich doch
nicht alleinlassen. Mami sagt, wir sollen immer zusammen
bleiben!«
»Aber sie hat nicht gesagt, daß wir immer nur das tun sollen,
was du willst! Komm schon!« Er überquerte die Straße, aber
Missy blieb, wo sie war. Robby drehte sich auf der anderen
Straßenseite um und rief hinüber: »Kommst du jetzt oder
nicht?«
Missy war unschlüssig. Sie wollte weder durch den Wald,
noch hatte sie Lust, am Strand entlang zu gehen. Aus
irgendeinem Grund machte ihr das Angst. Ganz im Gegensatz
zu Robby. Aber auf keinen Fall wollte sie allein über die Straße
heimgehen. Was würde wohl ihre Mutter sagen, wenn sie allein
ankommen würde? Vielleicht wurde dann Robby bestraft,
vielleicht aber auch sie. Schließlich kam sie zu einem
Entschluß: es war immer noch besser, ein bißchen Angst zu
ertragen als bestraft zu werden.
»Also gut«, sagte sie und lief über die Straße, um Robby
einzuholen, der bereits im Unterholz des Wäldchens zu
verschwinden begann.
    Harney Whalen fuhr die enge Zufahrt so weit hinein, wie es
nur ging, ohne daß er dem Möbelwagen den Platz versperrte.
Als die Randalls und der Laster an ihm vorbei waren, stellte er
den Motor ab, stieg aber noch nicht gleich aus.
    Noch immer waren seine Gedanken bei dem eben
Geschehenen. Er wußte genau, daß nicht die Kinder achtlos
gewesen waren, sondern allein er.
    Aber er hatte wie erstarrt am Steuer gesessen und nicht
reagiert.
Um ein Haar hätte er sie beide überfahren.
Und er hatte keine Ahnung, was mit ihm los gewesen war.
Einen Augenblick lang hatte er sich gefühlt wie bei seinen
›Anfällen‹. Die Zeit schien stillzustehen, und irgend etwas
schien sich seiner Muskeln zu bemächtigen. In diesen
Augenblicken hatte er das Gefühl, sein Körper löse sich von
ihm und funktioniere nach seinem eigenen Willen.
Aber in allen Situationen dieser Art war er bisher allein
gewesen. Niemand hatte also dabei Schaden nehmen können…
An diesem Nachmittag jedoch wären zwei Kinder fast von
ihm getötet worden. Es schien höchste Zeit, daß er endlich mal
mit Dr. Phelps sprach, was er immer wieder vor sich
hergeschoben hatte!
Schwerfällig stieg er aus dem Streifenwagen und gesellte
sich zu den Randalls, die mit Horton auf ihn warteten.
»Etwas nicht in Ordnung?« fragte Brad Randall.
»Doch, doch. Ich meinte nur ein seltsames Geräusch im
Motor zu hören.«
Ohne ein weiteres Wort schlug er den Pfad ein, der aus dem
Wäldchen herausführte. Er öffnete die Küchentür,
offensichtlich überrascht, sie unverschlossen zu finden. Dann
überreichte er Brad den Schlüssel.
»Ich kann Ihnen nur einen Schlüssel geben«, sagte er, »er
paßt für beide Türen. Ich habe noch ein Exemplar davon. Falls
Sie selbst noch einen wollen, müssen Sie sich bei Blake einen
anfertigen lassen.«
»Ich glaube nicht, daß wir das Haus je abschließen werden«,
meinte Brad.
»Machen Sie das, wie Sie wollen«, erwiderte Whalen
neutral. »Stadtleute meinen immer, daß es hier draußen auf
dem Land sicherer sei als bei ihnen. Aber das ist absoluter
Unsinn.« Dabei schweiften seine Augen zu Jeff Horton, der
sich aber nicht provozieren ließ.
Mit dürren Worten der Entschuldigung über die allgemeine
Unordnung führte Whalen seine neuen Mieter durchs Haus.
Mit keinem Wort deutete er an, daß er es auf seine Kosten
reinigen lassen wollte. »Manchmal denke ich, ich sollte es
einfach abreißen«, murmelte er wie für sich selbst.
»Und warum tun Sie’s dann nicht?« wollte Brad wissen.
Harney blickte ihn erstaunt an, überrascht, daß der andere ihn
verstanden hatte.
»Weiß ich auch nicht«, bequemte er sich schließlich zu einer
Antwort, »wahrscheinlich finde ich einfach nie die Zeit

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