Am Strand von Malibu
initiativ werden."
Olivia stellte ihr Glas ab. „Das sehen Sie ganz richtig. Ich muss mich nicht an jeden Mann ranmachen, der meine Aufmerksamkeit erregt, Miss Haran. Mr. Castellano war einfach nur aufmerksam. Er hatte gesehen, dass ich mich nicht auskannte, und wollte mir helfen."
Diane verzog spöttisch die Lippen. „Ob Sie es glauben oder nicht, ich mache mich wirklich nicht an jeden Mann ran, wie Sie es so schön ausgedrückt haben. Ich nehme an, dass Sie mir immer noch nachtragen, was damals passiert ist. Aber es war nicht allein meine Schuld. Zu solch einem Schritt gehören immer zwei. Richard war reif für einen Seitensprung. So Leid es mir auch tut, ihnen das sagen zu müssen, Olivia, Richard, nicht ich, hat den Anfang gemacht."
„Das glaube ich nicht!"
„Das ist Ihr Problem." Diane trank einen Schluck Kaffee und musterte Olivia kühl und berechnend. „Es spielt ja auch keine Rolle mehr. Es ist lange her, und die Zeit heilt alle Wunden."
Olivia presste die Lippen zusammen. Sie musste sich regelrecht zur Ruhe zwingen. Sie durfte sich von Diane nicht provozieren lassen. Diese wollte sie nur für ihre Zwecke ausnutzen.
Noch bei ihrem Abflug aus England hatte sie sich darauf gefreut, Richard wieder zu sehen, und insgeheim gehofft, dass er zu ihr zurückkehren würde. Wie hatte sie nur so verblendet sein können!
„Di„e Beziehung, die Sie zu meinem Exmann haben oder hatten, geht mich nichts an", sagte Olivia und blickte auf ihren Notizblock. „Wir sollten uns mit den anstehenden Fragen beschäftigen. Ich würde auch gern von Ihnen hören, wie Sie sich Ihre Biografie vorstellen."
Diane lächelte. „Es tut mir Leid, aber ich glaube Ihnen nicht."
Olivia atmete einmal tief durch. „Was glauben Sie mir nicht?" Sie griff nach ihrem Glas und musste zu ihrem Schrecken feststellen, dass ihr dabei die Finger bebten.
„Ich nehme Ihnen einfach nicht ab, dass Richard Ihnen egal ist und Sie nur hierher gekommen sind, um Ihren Job zu machen." Diane stellte ruhig ihre Tasse auf die Untertasse. „So gefühllos sind Sie nicht, Olivia. Das weiß ich."
Olivia schloss gequält die Augen. „Sie kennen mich doch gar nicht", sagte sie dann.
„Wir haben uns nur einmal kurz getroffen, und das ist fünf Jahre her. Ich bin nicht mehr dieselbe und schon gar nicht mehr die kleine Journalistin. Ich habe mir eine Karriere aufgebaut."
Diane machte eine ungeduldige Handbewegung. „Wer sollte das besser wissen als ich?
Ich bewundere Ihren Ehrgeiz und Erfolg, denen Sie es zu verdanken haben, dass Sie jetzt hier sitzen. Aber Sie können mir nicht weismachen, dass Ihnen nichts mehr an Richard liegt. Sie sind bestimmt nicht gekommen, weil ich Sie darum gebeten habe."
„Doch", antwortete Olivia schnell, obwohl das nicht der Wahrheit entsprach. Aber sie würde sich nicht die Blöße geben, Diane einzugestehen, dass das Wiedersehen mit Richard sie ernüchtert und auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht hatte. Und dass sie zum ersten Mal seit ihrer Scheidung einen fremden Mann mehr als nur attraktiv fand.
„Sie lügen." Diane traf diese Feststellung ganz sachlich, keineswegs feindlich. „Aber vielleicht ist heute einfach nicht der richtige Zeitpunkt, diese Probleme zu diskutieren". Es ist Ihr erster Tag hier, und Ihr Körper hat sich noch nicht auf die Zeitverschiebung eingestellt. Heute ist Donnerstag. Ich schlage vor, wir machen ein langes Wochenende, denken über alles nach und treffen uns Montag früh wieder."
Olivia war dankbar, dass Richard sich nicht blicken ließ und Manuel sie allein zum Hotel brachte. Sie brauchte Zeit, um ihre Eindrücke zu verarbeiten. Sie wusste im Moment nur so viel, dass Diane ihr gegenüber nicht mit offenen Karten spielte. Ob aber und wie weit Richard an diesem Komplott beteiligt war, musste sie erst herausfinden.
Obwohl es erst Mittag war und sie gar nicht richtig gearbeitet hatte, war Olivia rechtschaffen müde. Vielleicht hatte Diane ja doch echtes Verständnis für ihre Situation gehabt und ihr deshalb die nächsten Tage freigegeben. Doch Olivia bezweifelte es. Diane hatte am Wochenende einfach etwas Besseres vor.
Olivia setzte sich auf die Bettkante und streifte die Schuhe von den Füßen. Wieder musste sie an Joe Castellano denken. War er wirklich nur ein Förderer Dianes, wie er ihr gesagt hatte, oder war er ihr Liebhaber, wie sie es vermutete? Es war Ironie des Schicksals, dass zwei Frauen, die so grundverschieden waren wie Diane und sie, sich von denselben Männern
Weitere Kostenlose Bücher