Am Strand von Malibu
einem kleinen, hellen Salon. Klein natürlich nur für Dianes Verhältnisse. Olivias Wohnzimmer besaß lediglich einen Bruchteil der Fläche. Der Raum war von den Möbeln bis hin zu den Teppichen und Vorhängen ganz in Gelb gehalten. Selbst die Blumen, die überall in Dianes Haus in verschwenderischer Fülle vorhanden waren, hatten diese Farbe. Ihr Duft erfüllte die Luft, die von der Klimaanlage angenehm kühl gehalten wurde.
Diane war heute äußerst formell gekleidet. Sie trug ein elegantes dunkelblaues Leinenkostüm, dessen strenger Schnitt und Farbe ihre blonden Haare und wohlproportionierte Figur äußerst vorteilhaft zur Geltung brachten. Diane sah aus, als wollte sie ernsthaft arbeiten. Trotzdem schien sie nicht recht bei der Sache zu sein.
„Bitte setzen Sie sich." Diane wies auf einen gepolsterten Stuhl an einem Marmortisch, auch dieser üppig mit Blumen geschmückt. „Hatten Sie ein angenehmes Wochenende?"
„Ja." Olivia war überrascht. Diane wirkte wie ausgewechselt. Ihr vertraulicher Ton hatte einer distanzierten Höflichkeit Platz gemacht, mit der Olivia weitaus besser zurechtkam.
„Ich war einkaufen", setzte sie hinzu, obwohl sie sicher war, dass es Diane nicht interessierte. Am liebsten hätte sie Diane gefragt, wie sie das Wochenende verbracht hatte, traute sich aber nicht.
„Schön", sagte Diane ohne echte Anteilnahme. „Dann können. wir ja mit unserer Arbeit beginnen." Sie sah Olivia an. „Das heißt, wenn Sie an diesem Auftrag immer noch interessiert sind. Mir ist aufgefallen, dass ich Sie noch gar nicht danach gefragt habe."
Olivia zögerte. Sie wusste, dass es ihre letzte Chance war, einen Rückzieher zu machen.
„Ich bin noch daran interessiert", sagte sie wider besseres Wissen mit fester Stimme. Ihre Hand jedoch bebte, als sie den Kassettenrekorder aus der Tasche zog und auf den Tisch stellte.
Diane lächelte geistesabwesend. An wen sie jetzt wohl dachte? An Richard oder an Joe Castellano? Olivia seufzte. Die Antwort lag auf der Hand.
Die Interviews gingen zügig voran. Diane hatte sich die Vormittage für Olivia freigehalten, und es geschah nur selten, dass Bonnie Lovelace anrief und den einen oder anderen Termin absagte.
Diane sprach gern über ihre Kindheit, obwohl diese alles andere als glücklich gewesen war, und erzählte schonungslos, wie sie von ihrem Stiefvater missbraucht worden war.
Dies waren die Jahre gewesen, die ihre Persönlichkeit geformt hatten.
Ihr leiblicher Vater, ein skandinavischer Matrose, war schon lange tot und war mit ihrer Mutter nie verheiratet gewesen. Diane konnte sich nur noch schwach an ihn erinnern. Ihre Mutter war erst unlängst gestorben und hatte sich für ihre Kinder aufgeopfert. Als Diane dann berühmt wurde und ihre Mutter großzügig unterstützte, konnte diese endlich auch an sich denken. Aber ihr sorgenfreies Leben fand ein jähes Ende, als sie erfuhr, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt sei.
Dianes Geschwister lebten über die ganze Welt verteilt und versuchten, sich möglichst oft zu sehen. Das war jedoch schwierig, da sie alle Familie hatten. Diane sagte, dass sie es bedauere, keine Kinder zu haben, aber ihre Karriere an erster Stelle stehe. Und schließlich habe sie ja auch noch genug Zeit.
Olivia hätte am liebsten gefragt, was Richards Meinung dazu sei. Immerhin hatte er sich von ihr, Olivia, scheiden lassen, weil sie nicht in der Lage gewesen war, ihm Kinder zu schenken. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Richard Dianes Entschluss widerspruchslos akzeptierte. Aber bei Diane war es vielleicht etwas anderes. Sie war ein weltberühmter Star. Das entschädigte einen Mann bestimmt für vieles.
Außerdem war es auch nicht ihre Aufgabe, Dianes Leben in Frage zu stellen. Es konnte durchaus sein, dass Diane von Richard kein Kind haben wollte. Olivia ahnte, wen Diane für den geeigneten Vater hielt. Obwohl sie Joe Castellano während der vergangenen zwei Wochen nicht mehr gesehen hatte, war sie fest davon überzeugt, dass Diane ihn regelmäßig traf.
Olivia hatte sich verboten, über die Beziehung der beiden zu grübeln. Das würde sie nur schlaflose Nächte kosten. Joe Castellano kam ihr auch so schon oft genug in den Sinn.
Von Richard hatte sie auch wenig gesehen, was äußerst angenehm war. Diane hatte ihr gesagt, dass er schon seit Jahren intensiv Golf spiele und zu einem Turnier in Las Vegas sei. Sie hatte Olivia auch anvertraut, dass er leider mehr Zeit an der Bar des Clubhauses als auf dem Platz verbringen würde.
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