Am Tor zu Atlantis
reichten bis über die Knöchel hinweg.
Sekunden später stand er vor unserem Tisch und lachte.
»Ich bin Phil Beckham.«
Wir stellten uns vor.
Als er Purdy die Hand reichte, wurde sein Lächeln breit. »Eine Lady bei uns! Das passiert nicht oft. Seien Sie willkommen.«
Dieser Dr. Beckham wirkte überhaupt nicht wie ein ruhiger und abgeklärter Wissenschaftler. Er redete schnell. Dabei befanden sich seine Augen immer in Bewegung, als suchte er nach irgendwelchen Leuten, die sich in der Nähe aufhielten.
Ich kam schnell zur Sache. »Können wir zu Fuß gehen oder müssen wir einen fahrbaren Untersatz nehmen?«
Der Archäologe hatte es nicht so eilig. Er setzte sich erst mal auf einen freien Stuhl in der Nähe. »Nein, nein, es ist unmöglich, zu Fuß zu gehen. Das heißt, wir könnten es schaffen, aber ich bezweifle, dass es Sinn macht. Mein Jeep steht bereit.«
»Gut.
Beckham bestellte sich etwas zu trinken. Die Kappe hatte er abgenommen. Sein dichtes schwarzes Haar war sehr kraus und auch strähnig.
Beckham fächerte sich Luft zu. »Da ich weiß, weshalb Sie gekommen sind, kann ich Ihnen gleich sagen, dass die Verschwundenen noch nicht wieder aufgetaucht sind. Es ist uns allen ein Rätsel, und ich frage mich, ob Sie in der Lage sind, es zu lösen.«
»Wir werden es zumindest versuchen«, sagte ich.
Purdy Prentiss rückte mit ihrem Stuhl etwas zurück. »Es sind vier Männer verschwunden, Mr. Beckham. Das muss Ihnen doch zu denken geben.«
»Hat es auch.«
»Was haben Sie getan? Was haben Sie für einen Verdacht?«
Dr. Beckham wischte über sein sonnengebräuntes Gesicht. »Wir haben natürlich Suchaktionen gestartet. Nicht nur in der näheren Umgebung, nein, wir sind in die Wüste hineingefahren. Wir haben mit Beduinen gesprochen. Wir haben die Wasserlöcher abgesucht, die es auch noch gibt, aber wir fanden nichts, gar nichts. Meine Leute blieben verschwunden.«
»Wer waren sie?«
»Einer meiner Assistenten, Brian Kilroy, und drei Studenten von der Uni Oxford, die ich mitgenommen habe. Die Leute reißen sich darum, vor Ort arbeiten zu dürfen.«
»Und wonach suchen Sie hier?«
»Nach Gräbern, die um den Tempel herum liegen.«
»Aha. Wem ist der Tempel geweiht?« Es war zu merken, in welch einem Job Purdy Prentiss tätig war, denn Fragen stellen, das konnte sie.
»Den Göttern.«
»Keinem bestimmten Gott?«
»Nein. Es war ein allgemeiner Tempel, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Aber auch ein Heiligtum – oder?«
»Das versteht sich.«
»Haben Sie ihn untersucht?«
Der Archäologe nickte. »Klar haben wir das. Es war auch sehr interessant.«
»Inwiefern?«
»Nun ja, es ging um die Wandbemalungen, die uns schon ungewöhnlich vorkamen, weil sie von den Bemalungen und Fresken der anderen Tempel abweichen. Sie zeigen Motive, mit denen wir hier in diesem Gebiet nicht gerechnet haben.«
»Welcher Art?«, fragte Suko.
»Menschen, die anders aussahen als die Ägypter früher. Es gibt zwar Ähnlichkeiten, trotzdem würde ich von einer anderen Rasse sprechen. Einen Reim habe ich mir darauf zwar machen können, aber er ist nicht wissenschaftlich untermauert.«
»Wie lautet denn Ihre Vermutung?«, fragte die Staatsanwältin.
»Eine Hypothese. Ich denke daran, dass diejenigen Menschen, die hier gelebt haben, irgendwann einmal Besuch bekamen und dieses aufgezeichnet haben, weil es ein so außergewöhnliches Ereignis für sie gewesen ist.«
Purdy nickte, bevor sie fragte: »Haben Sie denn eine Ahnung, wer diese Besucher gewesen sein könnten?«
»Ich habe mir vorgenommen, mich nicht an irgendwelchen Spekulationen zu beteiligen. Ich halte mich lieber an Tatsachen.«
Keiner von uns wusste, ob sich der Wissenschaftler nun sperrte oder ob er nur ein Ignorant war. Der musste doch einfach einsehen, dass hier etwas nicht stimmte. Seine Leute waren verschwunden. Sein Assistent und drei seiner Studenten. Dass Brian Kilroy wieder aufgetaucht, war, hatte Purdy glücklicherweise für sich behalten. Auch Suko und ich würden ihn vorerst nicht einweihen.
»Wurde die Polizei bei der Suche nach den Verschwundenen eingeschaltet?«, fragte ich.
Die Antwort klang entrüstet. »Natürlich haben wir das getan. Die einheimische Polizei ist informiert, und sie hat sich an der Suche auch beteiligt.«
»Aber Spuren wurden keine gefunden.«
»So ist es leider.«
»Könnten Ihre Mitarbeiter im Tempel verschwunden sein?«
Meine direkte Frage irritierte den Mann ein wenig. Er musste erst nachdenken und
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