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Am Tor Zur Hoelle

Am Tor Zur Hoelle

Titel: Am Tor Zur Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Anshin Thomas
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ich aus einem Traum erwache, wenn ich in dem Raum zwischen Schlafen und Wachsein bin, wenn ich schweißbedeckt bin, Nachtschweiß, dann kann ich einen Moment lang Blut riechen. Einen Augenblick lang bin ich unsicher, ob ich träume oder ob die Erfahrung real ist. Vielleicht gehen die Gerüche nicht vorbei, vielleicht gehen diese Empfindungen nicht vorbei, vielleicht verlassen mich die Schreie der Sterbenden niemals. Doch wenn ich willens bin, tief in die Natur meines Selbst zu blicken, mein Leiden zu umarmen, und wenn ich in meiner spirituellen Praxis verwurzelt bin, dann kann ich vielleicht wie stilles Wasser werden, und mein Bezug zu diesen Träumen wird sich allmählich verändern, mein Bezug zu den Schreien wird sich ändern, mein Bezug zu den Gerüchen wird transformiert werden, er wird nicht verschwinden, aber all dies wird transformiert werden können.
    Kürzlich sagte ein Mann zu mir während eines Gesprächs: »Wenn man keine Gefühle hätte, wenn man fühllos wäre oder in der Lage, seine Gefühle zu leugnen, dann würde man wahrscheinlich keine Probleme mit dem Krieg haben.« Doch Tatsache ist, dass die große Mehrheit der Menschen, die sich vor der Realität ihrer Kriegserfahrungen verschlossen hat, zutiefst leidet. Davonlaufen, den Kopf in den Sand stecken – das beseitigt das Leiden nicht, es treibt es nur in tiefere Schichten. Unser Leiden beherrscht uns ganz entscheidend, in der einen oder anderen Form. Wir können uns vor unserem Leiden nicht verstecken. Das zu versuchen ist, als ob wir versuchten, einen Liter Blut in ein Halblitergefäß zu füllen: Es wird überlaufen und sich ausbreiten und jeden Aspekt unseres Lebens in Mitleidenschaft ziehen.
    Das ist mir geschehen, als ich ganz unten ankam. Der Schmerz war so intensiv, dass ich nicht wusste, wie ich ihn halten sollte. Ich dachte, mein einziger Ausweg läge darin zu sterben. Ich wusste nicht, wie ich diesen Schmerz ertragen sollte – er war so ungeheuer mächtig. Wenn wir zum Leiden erwachen, fühlen wir uns vielleicht manchmal dem Explodieren nahe. Denn zum grenzenlosen Leiden zu erwachen ist eine eindringliche Erfahrung; der Schmerz – überaus heftig; die Gefühle – überwältigend, unermesslich überwältigend. Raumlos. Formlos. Leer.
    Ich helfe Menschen dabei, sich die Hilfsmittel anzueignen, die ihnen dienlich dabei sind, in jenen Momenten für sich zu sorgen, an jenen Höllenorten, wenn sie bewusst, gegenwärtig und vielleicht zum ersten Mal mitten in ihrem Schmerz sind. Ich begleite Menschen dorthin und unterstütze sie dabei, angesichts der gegebenen Realität für sich zu sorgen. Ich sitze bei Sterbenden, Verwundeten, Versehrten. Ich ermutige sie, ihre Geschichten zu erzählen, und ich höre ihnen zu. Ich gehe an die Front und spreche mit Soldaten darüber, nicht zu kämpfen. Ich spreche freimütig über das, was die Folgen des Krieges bedeuten. Ich suche die Krankenhäuser und psychiatrischen Anstalten auf, in denen sie Kriegsopfer zu verbergen trachten, und höre mir deren Geschichten an. Ich sitze bei den Ausgegrenzten, bei den gesellschaftlich und kulturell Gemiedenen und höre mir ihre Geschichten an. Ich übe dabei das Einatmen und das Ausatmen. Ich übe, vollkommen gegenwärtig zu sein, nicht nur intellektuell, und biete ihnen das Werkzeug der zen-buddhistischen Praxis an. Ich helfe ihnen, die Sitzmeditation zu entdecken und zu erforschen, die Gehmeditation, die achtsame Rede und das tiefe Zuhören. Ich biete ihnen die Gelegenheit, Sangha (Gemeinschaft) zu erleben. Die Möglichkeit, Gemeinschaft im Prozess des Erwachens als Unterstützung zu erfahren. Ich lade Menschen ein, durch diese Praxis ihre Isolation aufzuheben. Denn gemeinsam können wir mehr tun als allein. Diese Werkzeuge sind wichtig, diese Praxis ist wichtig, ja entscheidend, denn Leiden ist eine Realität unseres Lebens, unser aller Leben.
Apocalypse Now
spielt nicht nur in Vietnam, betrifft nicht nur Vietnam-Veteranen.
Apocalypse Now
gilt für uns alle, denn wir alle haben von den Früchten des Krieges gekostet, den Früchten der Gewalt, den Früchten des Hasses. Wenn wir nicht dazu erwachen, dann wird es uns zerstören. Von innen heraus wird es uns zerstören. Ich weiß das aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen. Und ich weiß das, weil ich es rings um mich beobachte.
    Die negativen Folgen von Krieg und

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