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Am Ufer der Traeume

Am Ufer der Traeume

Titel: Am Ufer der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Unverständliches und wandte sich an Luther Bradford. »Bekomme ich was extra dafür, dass ich Kindermädchen spiele?«
    »Hundert Dollar ... wenn alles zu meiner Zufriedenheit verläuft.«
    »Morgen früh um sechs also. Vor dem Eingang. Bis morgen.« Der Kutscher setzte seinen Hut auf und ging an den peinlich berührten Gästen im Frühstücksraum vorbei zur Tür. Das Klingeln seiner Sporen hallte durch den Raum und schien sekundenlang als Echo hängen zu bleiben. Erst als es ganz verstummt war, setzten die Unterhaltungen wieder ein, und Molly lachte nervös.
    »Sind die Männer im Westen alle so?«, fragte sie.

25
    Schon nach wenigen Tagen und noch bevor sie Independence, den eigentlichen Ausgangspunkt des Santa Fe Trails, erreicht hatten, wurde Molly klar, auf welches Abenteuer sie sich eingelassen hatte. Mitch Miller war ein Versager, ein missmutiger, vom Leben enttäuschter Mann, der sie kaum beachtete, ihr nicht einmal vom Wagen half, wenn sie rasteten, und sein Unvermögen hinter obszönen Flüchen versteckte. Seinen Kautabak spuckte er unterwegs nicht mehr in eine Dose, sondern auf den Boden und hinter ihm auf dem Wagen lagen mehrere Whiskeyflaschen, seine »Medizin« und wohl auch sein einziger Trost.
    Von einem anderen Mann, der ihn schon länger kannte, erfuhr sie, dass Miller als Fallensteller in den Bergen gearbeitet und lange mit einer Indianerin zusammengelebt hatte. Sie war ihm nach einigen Jahren davongelaufen und er hatte von Glück sagen können, dass er ihrem wütenden Bruder entkommen war. Was die Indianerin und ihren Bruder so erzürnt hatte, wusste der Mann nicht. Danach hatte Miller als Scout für die Armee gearbeitet, war nach einem Saufgelage, das feindliche Indianer alarmiert und die Armee in eine brenzlige Situation gebracht hatte, entlassen worden und schlug sich seitdem als Kutscher und Maultiertreiber durch den Westen. Wie er es geschafft hatte, Luther Bradley davon zu überzeugen, der richtige Mann für die Fahrt über den Santa Fe Trail zu sein, wusste ebenfalls niemand zu sagen.
    Während der ersten Tage zogen sie am Ufer des Missouri River entlang. Der Treck bestand nur aus vier Wagen. Erst in Independence, einer größeren Siedlung am Zusammenfluss von Missouri und Kansas River, schlossen sie sich einem größeren Treck mit zwanzig Wagen an. Mit gemischten Gefühlen, weil Miller schon am frühen Morgen leicht betrunken war, saß Molly auf dem Bock, als der Wagenzug über die breite Liberty Street aus der Stadt rollte. Als »letzter Außenposten der Zivilisation« war Independence im Westen bekannt und schon wenige Meilen außerhalb der Stadt wurde jedem klar, warum sie diesen Beinamen trug. Es gab keine Dörfer mehr, nur noch vereinzelte Farmen und Handelsstationen.
    Molly hatte den Rat des Kutschers befolgt und sich einen ledernen Reitrock und feste Stiefel besorgt. Ihre langen Haare hatte sie zu einem Knoten gebunden und unter einem breitrandigen Hut versteckt. Beinahe wie ein Mann saß sie neben Miller auf dem Kutschbock, einen Arm auf der Lehne und beide Füße gegen die hölzerne Leiste vor der Sitzbank gestemmt. Gegen den Staub und den Dreck, der von den Rädern aufgewirbelt wurde, schützte sie sich mit einem Halstuch, das sie an manchen Stellen über ihren Mund zog.
    Ihren Koffer hatte sie gegen eine große Reisetasche eingetauscht, die neben ihren Kleidern auch einige Vorräte enthielt. Den Rest des Geldes, das sie von Bryan und ihrer Schwester bekommen hatte, trug sie in einem Ledergürtel unter ihrer Bluse. Eine Empfehlung von Luther Bradley, der sie noch einmal daran erinnert hatte, dass es im Westen auch »allerlei Gesindel« gab. Weitere Ratschläge würde ihr ein gewisser Joaquin Ramirez geben, der Verwalter eines Hacienderos, der sie in Santa Fe empfangen und auch den Handel abwickeln würde. Vielleicht, weil Bradley seinem Kutscher doch nicht traute, hatte der Mexikaner auch den Auftrag, den Profit mit einem Boten nach St. Louis zu schicken. An ihn war auch der Brief gerichtet, den Luther Bradford ihr mitgegeben hatte.
    Auf dem Kutschbock fühlte sich Molly mit jedem Tag unwohler. Das Schwanken des riesigen Conestoga-Schoners, wie die Planwagen wegen ihrer Ähnlichkeit zu Segelschiffen genannt wurden, machte ihr wenig aus. Auch während der Überfahrt war sie nicht seekrank geworden. An den aufwirbelnden Staub und den Dreck gewöhnte sie sich, und nicht einmal der Regen, der nach einer knappen Woche vom Himmel herabprasselte, brachte sie aus der Fassung. Was ihr

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