Am Ufer (German Edition)
Haus von Ahmed) und mit Jorges Mitgliedschaft bei dem Fanclub vom Valencia; oder der Taufe von Álvaros Enkeln; und Ahmed: Das Mulud, die Beschneidung, die nächtlichen Festessen während des Ramadan, die Harira, die mit frischem Koriander gewürzte Fastensuppe, man bekommt ihn in den Halal-Geschäften, aber neulich habe ich Koriander auch im Mas y Mas gesehen, die passen sich an, Geld ist Geld, und die Marktnische für Koriander im Wachsen begriffen, schließlich benutzen es auch die Latinos, wie ich von Liliana weiß – Datteln, Bittermandelgebäck, die Feste, die er organisiert, wenn sie ein Lamm schlachten und auf der Feuerstelle im Patio braten, und zu denen er seine maurischen Freunde aus Misent einlädt, Feste, von denen er immer erzählte. Einmal bin ich auch hingegangen, da gab es Lamm, Salate, Honigpfannkuchen, Mandelkuchen, dazu Coca-Cola und Tee nach Herzenslust. Wollte er mit solchen Einladungen den Boden für den Vorschuss vorbereiten? Ich werde es auf dieser Welt nicht mehr erfahren, und es ist mir auch egal. Zu spät, festzustellen, wer einen geschätzt hat, wer sich aus Eigennutz bewegte, wer nur aus Kalkül freundlich und aufmerksam war, wie etwa in unserer Familie einst die Frau meines Bruders Germán, dieses scheinheilige Geschöpf, das sogar meine Mutter getäuscht hatte, die zunächst auf sie eifersüchtig war, weil sie ihr den ältesten Sohn raubte, den hübschesten der Familie. Álvaro, Joaquín, Julio, Jorge, Ahmed. Jorge, der mit dem rosigen Gesicht und den im Fett versunkenen Äuglein: Bei ihm sind es die Essen mit Freunden, die Festessen mit den Verwandten, Geburtstagsfeiern, Jahreskarte beim Fußball, Busfahrten ins Mestalla-Stadion mit dem MisenterFanclub, den Vereinsschal um den Hals und aus voller Kehle die Hymne,
amunt, amunt, Valencia
, freitagabends oder samstagnachmittags Besuche im Einkaufszentrum von La Marina. H&M Zara Massimo Dutti Adolfo Domínguez, Movistar und Vodafone, und danach mit der Familie in die Pizzeria oder ins Kino, der neue Avatar in 3D, oder Millennium, zweiter Teil, man muss das ganze Wochenende über nicht das Einkaufszentrum verlassen, es sei denn, um zum Fußballplatz zu fahren; und wenn es keine Pizza ist, dann sind es Hamburger mit den Kindern im Hollywood, gleich am Eingang des Zentrums, Spielen im aufblasbaren mittelalter lichen Schloss, die Pferdchen, die Stiere aus Plastik, die so unzüchtig wackeln und auf denen die Kleinen ihre ersten Ritte absolvieren; die Schaukeln und die aufblasbaren Sprungmatten. Bei Julio, Jorge und Ahmed ist es nicht das Gleiche wie bei Álvaro, mit dem ich das ganze Leben zusammen gearbeitet habe, oder Joaquín, den ich gerne fest angestellt hätte, was sich dann aber erübrigte. Ein geborener Arbeiter. Er war hocherfreut, statt Straßen zu kehren nun den Lieferwagen zu fahren und gemeinsam mit dem Mohren (auch ein guter Kerl, ich weiß) die Möbel abzuladen und aufzubauen. Er gehört zu denen, die den Führerschein im Mund führen: Ich habe den Sonderführerschein Klasse C, ich kann jedwedes Fahrzeug fahren – er zeigt ihn dir, den rosa Ausweis mit den aufgedruckten Bildchen, Laster, Pkw, Motorrad –, und ich habe Kraft im Überfluss, um alles Mögliche zu tragen. Bei dem Wort Kraft hebt er den Arm und knickt ihn ab in der Pose der starken Männer im Zirkus. Wenn sie mit der Arbeit fertig sind, beglückwünschen sie sich gegenseitig und klatschen sich ab, Handfläche gegen Handfläche, und trinken ein Bier in der Bar. Er ist kein großes Licht, hat aber die Kraft eines Stiers und gibt sich viel Mühe. Ihn hätte ich behalten, und am Ende vielleicht auch den Mohren. Die anderen beiden hatten weniger Aussichten (Julio ist ein Niemand; Jorge ist eingebildet, er glaubt mehr zu wissen, als er weiß). Der Mohr glaubte allerdings, mein Augapfel zu sein, wegen des samstäglichen Angelns, den abenteuerlichenFahrten mit dem Geländewagen durch den Sumpf, und dann die Picknicks: nah dem Weiher ein Tischtuch auf dem Boden ausbreiten, die Thunfischdosen öffnen, einen Salat machen. Wir brieten uns kleine Lammkoteletts an einem Olivenspießchen, das ich im Wagen hatte. Ich werde die Koteletts kaufen, Señor Shteban, der marokkanische Metzger schlachtet das Lamm so, wie es sich gehört, das beste Lamm im Bezirk, bot er am Tag zuvor an, hoffte wohl, dass ich ihm zwanzig Euro in die Hand drücke, das Restgeld kannst du behalten, komm schon, von seiner Seite ein scheinbares Entgegenkommen, in Wirklichkeit aber ekelte er sich vor dem
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