Am Ufer (German Edition)
schloss. Er hat sie hie und dort ausgeführt, zu Dacosta, ins Hotel von Ferrero; ins Girasol, als die diesen deutschen oder Schweizer Koch hatten, und zum Schlafen ins Westin. Mehr als einer hat ihn an diesen Orten gesehen und das dann rumerzählt, schließlich kennen wir uns ja alle in dieser Gemeinde, ein Taschentuch. Und von dir, Francisco, hat er eine Menge gelernt, ich glaube fast, dass er derzeit mehr von Wein versteht als du.«
Francisco sprang darauf an wie ein Nepaltiger:
»Ich weiß. Er hat mir davon erzählt, um sich damit zu brüsten: Corton-Charlemagne de Leflaive zu den Amuse-Gueule; Cos d’Estournel zum
plat de résistence;
einen Sauternes de Coutet zum Dessert oder zur
foie gras
: Posen eines Parvenüs.«
Justino fällt ein:
»Und dann die Cognacs: Martell Delamain, Camus, denn sein Laster, mal abgesehen von den Nutten, sind Zigarren und Cognac,mehr noch als die Weine, sein Ding sind die Dinge nach dem Essen, die Hand auf der Wampe, die Beine ausgestreckt unter dem Tisch und die Lippen trompetenförmig einen Schwall Rauch ausstoßend. Die Weine, die sind für ihn der Lack der Klasse; der Cognac schmeckt ihm. Ich würde sagen, er hat Amparo auf Händen getragen, weil es ihm nützte«, zieht Justino seine Folgerungen. »Alle Männer, die ihre Frauen betrügen, sind sehr darum besorgt, dass es diesen an nichts fehlt. Sollten sie ihn bei irgendeiner Lüge ertappen, kommt er immer noch damit davon: Aber ich bin doch verrückt nach dir, du Dummchen, ich gehorche dir wie ein Schäfchen und behandle dich wie eine Königin. Das siehst du doch täglich. Ein unbedeutender Fehltritt, das kann doch jedem passieren.«
Francisco kann nicht mehr an sich halten; dass er in die Falle getappt ist und über die Weine und Cognacs geredet hat, die Pedrós trinkt, tut ihm in der Leber weh. Er spürt die direkte Konkurrenz, das mit dem Corton-Charlemagne und dem Delamain, und dass die dann noch behaupten, dass Pedrós mehr von Wein verstehe als er, da wird dem Kaiser das Zepter streitig gemacht. Also setzt er zum Genickstoß an:
»Dass Amparo ein tolles Weib ist, auch jetzt noch, dazu clever, und Geschmack hat, ist das eine, das andere, dass er im Grunde, wie soll ich sagen, ein schäbiger Klempner ist; auch wenn er den Russen Goldhähne eingebaut hat, bleibt er doch ein Klempner. So hat er begonnen. Er versteht nichts von Wein oder Cognac. Er weiß etwas über Marken und Etiketts, das ist aber etwas ganz anderes. Er ist schlau und schaut sich an, was die wirklich Reichen, mit denen er verkehrt, wählen. Er gehört zu denen, die heimlich ein Heftchen bei sich haben, und er verzieht sich im Restaurant auf die Toilette, um sich die Etiketts der Weine, die gerade serviert werden, oder die teuersten auf der Karte, zu notieren, und welche Markenkleidung undschuhe die anderen am Tisch tragen, er notiert sich sogar ihm unbekannte Worte, die man, wie er merkt, geläufigerweise benutzt. Mich hat er monatelang angezapft, was Winzereien, Jahrgänge undTrauben anging. Er saugte mich aus wie ein Vampir. Ich verurteile ihn deswegen nicht. Er bereitete sich zumindest vor. Ein gewissenhafter Typ. Gut vorbereitet, wird selbst der Ignorant zum Weisen«, urteilt Francisco, der das Palaver als unerwarteter Verteidiger des Klempners Tomás beendet. Christus und Lazarus. Der Herr lässt dich sterben, der Herr lässt dich auferstehen, der Herr ist wie Gott in seiner Güte.
Justino streckt sich, macht die Beine lang unter dem Tisch, rekelt sich dabei wie eine Odaliske im Serail, kratzt sich die Leiste und seufzt:
»Wie glücklich fühlt man sich doch, wenn man sich im Zaum hat und seiner Frau treu ist, ich bin es fast immer, nur ganz selten gebe ich mal der Versuchung nach, aber so kleine Ausnahmen haben es in sich, nicht wahr?«
Bernal rechnet zusammen und fährt fort:
»Sie haben es sich beide nett gemacht, das war ein Kuhhandel: Tomás und Amparo, der eine wie die andere. Amparo hat sich auch nicht zurückgehalten, weder mit dem Geld noch mit dem Rest: Ausgehen, Einkäufe, Tage, die sie irgendwo vertan hat (besser nicht nachfragen); Exkursionen allein nach Paris, Ausstellungen, aber wie auch immer, man muss sagen, diese Ehe ist unzerstörbar. Oder war es, solange das Geld floss. Mal sehen, was jetzt geschieht. Aber ich glaube, dass zumindest in naher Zukunft die Bande zwischen ihnen eher fester werden, in dem Maße, wie die Verantwortlichkeiten gemeinsam getragen werden. Was eine Ehe wirklich zusammenschweißt, das sind die
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