Am Ufer (German Edition)
Zaum, wählt im Supermarkt das kraftvollste Waschmittel und im Delikatessladen den besten Käse und die beste hauseigene
foie gras.
Sie bügelt dir die Hemden und näht dir die Knöpfe an. Oder weiß, wie man das Hausmädchen zu solchen Arbeiten anleitet, eine Frau, die sie erkoren hat, nachdem diese mehr Tests als ein Olympionike bestehen musste. Das ist das, was man braucht, denn es braucht Mut, mit einer Frau zusammenzuleben, die einem überlegen ist, die einen zwingt, den Mangold zu dünsten und die Wäsche aufzuhängen und dann auch noch im Bett nicht genug bekommt und dich vögelt, bis du ausgetrocknet bist. Das hält kein Mann aus.«
»Amparo ist zu viel Weib für Tomás und für jeden anderen. Nicht nur, dass sie scharf aussieht. Sie gehört zu denen, die, wenn sie um sieben verabredet sind, einen mitten beim Rammeln allein liegen lassen, um auch ja keine Minute zu spät zu kommen. Sie ist unabhängig, hat Charakter, Stil. Und Titten und Arsch dazu. So etwas zu Hause auszuhalten, es täglich verteidigen zu müssen, bei all den Aasgeiern, die herumschwirren, das ist wirklich hart«, sagt Justino, der sich als Aasgeier sieht und vielleicht sogar einer von denen ist, die von Amparo mal mitten im Rammeln liegen gelassen wurde.
Jetzt wieder Bernal:
»Sie ist ein Schwergewicht, aber doch nicht ganz so, wie ihr sagt. Er weiß sehr wohl, wie er es sich selbst schön machen und Geld rauswerfen kann. Amparo hat am wenigsten Anteil an dem Fiasko der Firmen von Tomás, na klar, peelings, nails, spa Revlon, Dior, Loewe, Miuccia Prada, alles was ihr wollt, das Normale bei jedem selbstzufriedenen, dicken Bourgeois im Landkreis. Die Frau jedes schäbigen Bauunternehmers, jedes Autohändlers oder Besitzers einer Tankstelle, eines Apartmenthauses hat in den vergangenen Jahren diesen Markenschnickschnack angehäuft. Oder gibt es eine Einzige, die nicht zu diesen Orten geht, diese Kleider trägt, sich nicht mit Kräuterölen massieren lässt oder in Badewannen mit Hydromassage liegt? Redet doch lieber von seiner Verschwendung, von seiner Lust daran, etwas darzustellen, von der Verschwendung im geselligen, städtischen Bereich (nicht zu vergessen das Schmiergeld an den jeweiligen Stadtrat) oder wie man das nennen soll; die Stiftungen, inklusive Einladung an die Presse; und vergesst nicht die Weine aus Burgund und die Garnelen und den Champagner, zähl das mal zusammen, und dann weiter: die Russinnen, der Koks« – aha, da ist es raus, hab ich mir doch schon immer gedacht, dieses ständige Rumreiben an der Nase, ich werfe einen schnellen Blick auf den unbeirrten Francisco – »denn der alte Mistkerl hat sich nichts entgehen lassen.«
Justino:
»Er hat die besten Nutten gefickt, die in die Gegend gekommen sind. Nicht die von den Clubs, die für fünfzig, hundert oder zweihundert Euro. Nein. Da ist er aus Höflichkeit gegenüber seinen Angestellten mitgegangen oder um den weniger bedeutenden Zulieferern etwas vorzumachen. Für sich hat er die gesucht, die angeblich selbständig herkommen, aber die Spitze des Tentakels von irgendeinem mafiösen Kraken sind, die Mädchen, die du am Kai von Marina Esmeralda siehst, sie liegen an Deck einer Jacht, von der man nicht genau weiß, wem sie gehört, einer Freundin oder einem Freund, der sie ihr inklusive Mannschaft überlassen hat, damit sieein paar Tage ausspannen kann. Ausspannen von was? Von ihren Geschäften, ihren Laufstegen, den Foto- oder sonstigen
sessions
. So etwas erzählen sie, wenn sie in Schussweite kommen. Jene, die ein paar Flaschen Moët im Kühlschrank liegen haben, einen superflachen Bildschirm von 42 Zoll und ein Jacuzzi in der Zweihundert-Quadratmeter-Wohnung mit Blick aufs Meer, in einem Chalet, dessen Rechnungen an Organisationen aus dem Osten oder Westen gehen (man müsste die Eintragung im Grundbuch sehen und wissen, wer sich hinter dem angeblichen Besitzer verbirgt), Anwesen über einer Steilküste in Xàbia oder Moreira. Pedrós hat sich seine Wochen in diesen Chalets geleistet und uns und Amparo erzählt, er wäre auf Reisen, rief vom Handy aus an, berichtete, ja, so viel Wasser in Vigo (du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Woche ich hinter mir habe, es schüttet ununterbrochen, die reine Sintflut) oder diese Mordskälte in Pamplona (da gefriert dir die Rotze), er bliebe drei Tage länger, um die Buchführung des Auslieferers in Schuss zu bringen (ein Chaos hier, ich erzähl es dir später), und das alles, dieweil er seidige Beine öffnete und
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