Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: .Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
setzte die Wanderung fort, aber jetzt sang Yattmur nicht mehr. Stumm hörte sie zu. »Sie will, daß wir zu den Menschen zurückkehren, damit wir ein Königreich aufbauen können. Mir gefällt es auf der Insel.«
    Sie gab keine Antwort, aber ihr Blick verriet, daß sie Gren zustimmte.
    Als Gren nach der folgenden Schlafperiode erwachte, meldete sich die Morchel wieder:
    »Du bist faul und träge. Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Wir sind zufrieden hier, außerdem fehlt uns ein Boot.«
    »Boote sind nicht die einzige Möglichkeit, das Meer zu überqueren.«
    »Du hast uns bisher nur Unglück gebracht, jetzt laß mir meine Ruhe. Du wirst uns noch alle umbringen. Wir sind hier glücklich und wollen bleiben.«
    »Glücklich, ja. Ihr schlagt noch Wurzeln. Weißt du denn nicht, Gren, was Leben bedeutet? Auf dich warten Macht und unvorstellbare Freude, aber du bist zu faul, um auf mich zu hören.«
    »Was willst du von mir? Laß mich in Frieden.«
    Er sprang auf, als wolle er vor der Morchel davonlaufen, aber er konnte ihr nicht entkommen. Sie paralysierte seine Glieder und bannte ihn am Fleck fest.
    »Wenn du nicht mein Partner und Freund sein willst, mußt du eben mein Sklave sein, Gren. Dein Unternehmungsgeist scheint erloschen, also wirst du Befehlen gehorchen müssen.«
    »Ich weiß nicht, was du willst!« Gren rief es so laut, daß Yattmur erwachte. Sie starrte ihn erschrocken an.
    »Du weißt vieles nicht! Ich sehe auch nur durch deine Augen, aber ich mache mir Gedanken und analysiere alles. Du erkennst deine Möglichkeiten nicht. Ich erkenne sie alle.«
    »Geh weg!« schrie Gren erneut, dann krümmte er sich vor Schmerzen. Die Morchel peinigte seine Nervenstränge und lähmte ihn fast. Yattmur rannte zu ihm und hielt ihn fest umschlungen. Die Fischer, die den Lärm gehört hatten, kamen herbei. Stumm und hilflos standen sie da und verstanden nichts.
    »Ist es wieder die Morchel?« fragte Yattmur.
    Er konnte kaum nicken. Wie Feuer raste es durch seine Adern. Schließlich ließen die Schmerzen nach. Er konnte wieder sprechen.
    »Wir müssen der Morchel gehorchen. Sie will, daß wir uns die Felsen näher ansehen.«
    Er machte zögernd die ersten Schritte.
    »Sehen wir uns die Felsen an«, sagte Yattmur. »Dann fangen wir Fische und essen.«
    Er warf ihr einen dankbaren Blick zu.
    Die Felsen gehörten so zur Landschaft, daß Gren sie bisher nicht beachtet hatte. Erst jetzt fiel ihm auf, daß sie meist von dünnen und langen Wurzeln eingeschlossen waren, die zu einer Art Pflanzen gehörten, die Yattmur einmal »Stelzer« genannt hatte. Die Blüten schwebten hoch über der Erde, von schwankenden Stengeln getragen.
    »Sie wachsen überall«, sagte Yattmur. »Wozu sollen sie gut sein?«
    »Ich muß beobachten und nachdenken«, sagte die Morchel. »Ihr könnt jetzt baden, wenn ihr wollt. Später werden wir zurückkehren. Die Stelzer sind sehr interessant.«
    Sie schwieg und ließ Gren in Ruhe.
    Yattmur zog ihn zum nächsten Wasserbecken. Für eine Weile vergaßen sie die Morchel und ihre grausame Herrschaft über sie.

19
     
    Gren hielt sich an die Anweisungen der Morchel.
    In der nächsten Zeit verbrachte er viele Stunden damit, die Stelzer zu beobachten. Sie waren einfache Pflanzen. Ihre Wurzeln verschlangen sich mit denen anderer Stelzer und bildeten ein regelrechtes Netz. Der Fruchtknoten der Blüte war außergewöhnlich groß und hatte knotige Vorsprünge. Sie erinnerten an Seeanemonen.
    Das alles stellte Gren ohne besonderes Interesse fest, aber als die Befruchtung eintrat, erlebte er eine Überraschung. Er sah, wie eine Baumbiene herbeiflog und auf einer der Blüten landete. Im gleichen Augenblick schien eine Explosion zu erfolgen. Der Stengel verwandelte sich in eine auseinanderschnellende Springfeder. Die Blüte schoß in die Höhe, getragen von der Feder, die aus der Trommel des Fruchtknotens kam.
    Yattmur hatte sich zu Boden geworfen, so erschrocken war sie. Gren lag neben ihr. Sie sahen, wie die Aufwärtsbewegung der Pflanze langsamer wurde. Dann stand sie da; hoch über ihren Köpfen schwebte die Blüte.
    Für Menschen war im Reich der Pflanzen nur das von Interesse, was eine Gefahr repräsentierte. Die Stelzer gehörten offensichtlich nicht zu dieser Kategorie.
    »Gehen wir zum Bach«, sagte Gren. »Ich möchte baden.«
    Kaum stand er auf, da schlug die Morchel wieder zu und jagte Ströme brennenden Schmerzes durch seine Glieder. Er krümmte sich und stürzte zu Boden. Yattmur kniete neben ihm

Weitere Kostenlose Bücher