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.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: .Brian W. Aldiss
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wie wenig stichhaltig es war.
    »Deine Zaubermorchel ist schlecht. Sie versteht es, dich für ihre Zwecke auszunutzen. Die Stelzer waren vor uns auf der Insel. Wenn sie heute wandern, so tun sie das nicht für uns, sondern nur für sich. Wir glauben, besonders klug zu sein, weil wir mit ihnen gehen. Sind wir wirklich klug? Auch die Fischer denken, sie wären klug, aber wir wissen, daß sie dumm und primitiv sind. Was ist, wenn auch wir dumm sind?«
    So hatte Gren sie noch nie sprechen hören. Er starrte sie an und suchte nach einer Antwort. Er fand keine. So sagte er:
    »Du haßt mich, Yattmur, darum bist du ungerecht. Was habe ich dir getan? Liebe ich dich nicht? Beschütze ich dich nicht? Die Fischer sind dumm, wir nicht. Warum sprichst du so, um mich zu verletzen?«
    »Wir sitzen auf dem Stelzer und wissen nicht, wohin er wandert. Wir glauben, daß er sich nach unseren Wünschen richtet.«
    »Er geht zum Festland.«
    »So, wirklich? Dann wird es Zeit, daß du dich umsiehst, Gren.«
    Und Gren sah sich um.
    Der Stelzer war zuerst in Richtung Küste getrieben worden, geriet aber dann in eine andere Strömung. Von da an hielt er sich parallel zur Küste des Festlandes. Er näherte sich ihr nicht mehr.
    Gren sprach eine lange Zeit kein Wort, dann sah er Yattmur böse an.
    »Jetzt freust du dich, wie?«
    Yattmur antwortete nicht.
    Sie lehnte sich über den Rand der Blüte und tauchte ihre Hand ins Wasser. Schnell zog sie sie wieder zurück.
    Ein warmer Strom hatte sie zu der Insel gebracht. Dies aber war eine kalte Strömung.

20
     
    Das Wasser war kälter geworden. Immer mehr Eisberge trieben in gleicher Richtung dahin. Der Stelzer ließ sich nicht vom Kurs abbringen. Einmal wurde er durch heranrollende Wogen untergetaucht, aber auch das hinderte ihn nicht daran, mit gleicher Geschwindigkeit weiterzutreiben. Die fünf Passagiere saßen durchnäßt in ihren Blüten und froren.
    Von anderen Inseln kamen weitere Stelzer getrieben. Es war jetzt ihre Wanderzeit, in der sie ihre Saatplätze aufsuchten. Einige von ihnen kollidierten mit Eisbergen und versanken in der Tiefe des Meeres.
    Von Zeit zu Zeit erhielten die Menschen Besuch von Kriechhänden. Sie kamen durch das Wasser geschwommen und kletterten über die Blütenränder, grau und klamm vor Kälte. Eine geriet auf der Suche nach einem warmen Platz auf Grens Schulter. Mit einem Ruck schleuderte er sie ins Meer zurück.
    Die dickbäuchigen Fischer beschwerten sich nicht über die kleinen Besucher. Ohne viel Federlesens verzehrten sie sie. Gren hatte die Nahrungsmittel rationiert, denn er begann zu ahnen, daß sie das Festland nicht so schnell erreichen würden. Außerdem wurde es nach jeder Schlafperiode kälter. Die Sonne schien im Meer versinken zu wollen. Unaufhörlich ging ein eisiger Wind. Einmal hagelte es sogar aus einem fast schwarzen Himmel auf sie herab. Schutzlos waren sie dem Aufprall der harten Eiskörner ausgeliefert.
    Selbst der Optimistischste unter ihnen mußte annehmen, daß sie eine Reise ins Nichts unternahmen. Die über der Wasserfläche gelagerten Nebelbänke verstärkten diesen Eindruck noch. Und wenn sich die Nebel einmal lichteten, sahen sie weit vor sich am Horizont einen Streifen Dunkelheit, den auch der stärkste Wind nicht wegblies. Bis dann endlich der Tag kam, an dem der Stelzer vom Kurs abwich und Richtung auf das Festland nahm.
    Gren und Yattmur erwachten. Aufgeregt unterhielten sich die Fischer. Einer von ihnen sagte:
    »Wir nähern uns dem Land. Bald werden wir trocken sein und können fröhlich singen. Es wird gut sein, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.«
    Gren richtete sich auf.
    Die Beine des Stelzers waren wieder sichtbar geworden. Sie hatten Grund gefunden und hoben die Blüten aus dem Wasser. Die Pflanze watete dem Land entgegen. Über der Küste stand die dunkle Silhouette des Waldes.
    »Yattmur! Wir sind gerettet.« Es war das erstemal seit langer Zeit, daß Gren wieder mit ihr sprach. »Der Stelzer marschiert zur Küste.«
    Sie stand auf. Auch die Fischer erhoben sich von ihren Plätzen. Das frohe Ereignis ließ sie alle ihre Sorgen und Entbehrungen vergessen.
    »Bald werden wir nicht mehr naß sein«, rief einer der Fischer.
    Gren meinte:
    »Wir werden versuchen, am Strand ein Feuer anzumachen.«
    Yattmur war hocherfreut, Gren bei besserer Laune zu sehen.
    »Wie gelangen wir zur Erde hinab? Die Beine des Stelzers sind sehr lang.«
    In seinen Augen blitzte Ärger auf. Er sah sie an. Er zögerte mit seiner

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