.Am Vorabend der Ewigkeit
vergessen. Sie beschäftigten sich wieder mit dem Feuer und den erlegten Lederschwingen.
Die Fischer kamen herbei und setzten sich zu Yattmur.
»Du darfst nicht weinen.« Sie versuchten sie zu trösten, und Yattmur wunderte sich über den vertraulichen Ton, den sie ihr gegenüber anschlugen. In Grens Anwesenheit sprachen sie ganz anders mit ihr.
»Ihr hattet vor mir und Gren Angst, warum fürchtet ihr euch nicht vor diesen schrecklichen Ungeheuern? Seht ihr denn nicht, wie gefährlich sie sind?«
»Diese Götter haben Schwänze – wir hatten auch einmal welche, aber ihr habt sie abgeschnitten.«
»Sie werden euch töten.«
»Sie sind Götter, und wenn sie uns töten, werden wir glücklich sein.«
Yattmur sah ein, daß es sinnlos war, mit den Fischern argumentieren zu wollen. Über ihre haarigen Schultern hinweg beobachtete sie, was die acht Dickpelze machten. Im Augenblick drohte ihr von ihnen keine Gefahr. Nachdem die Lederschwinge über dem Feuer gar geworden war, wurde sie in Stücke gerissen und verzehrt. Dabei machte eine lederne Flasche die Runde.
»Wie lange werden sie hierbleiben?« fragte sie.
»Sie bleiben oft sehr lange hier, denn sie lieben uns und die Höhle.«
»Was – sie haben euch schon früher besucht?«
Die fetten Gesichter grinsten sie an.
»Sie sind schon oft hier gewesen. Du und der Mann Gren lieben uns nicht. Wir werden nicht mehr lange bleiben. Die Dickpelze werden uns bald holen und mitnehmen. Sie werden für uns einen Bauchbaum finden.«
»Ihr wollt uns also wirklich verlassen?«
»Ja, wir gehen weg von hier, wo es kalt und dunkel ist. Die Dickpelze bringen uns dorthin, wo es grün und hell und warm ist.«
Sie unterhielt sich noch eine Weile mit ihnen, dann war ihr alles klar. Gren hatte die Fischer nie leiden können. In letzter Zeit hatte er seine Abneigung ganz offen zur Schau getragen. Jetzt waren diese gefährlichen Gebirgsbewohner gekommen und hatten den primitiven Geschöpfen Hilfe angeboten. Tief im Innern wußte Yattmur, daß sie den Bergohren oder Dickpelzen nicht trauen durfte. Wie aber sollte sie das den Fischern klarmachen? Sie sah sich und ihr Kind schon von ihnen verlassen. Dann würden sie mit Gren allein in den Bergen bleiben.
Sie begann zu weinen.
Die Fischer rückten näher und versuchten sie zu trösten. Sie strichen über ihren Körper und schnitten Grimassen. Yattmur fühlte sich zu elend, um zu protestieren.
»Du wirst mit uns kommen. In der grünen Welt werden wir glücklich zusammen leben.«
Yattmur gab keine Antwort. Mit der Zeit wurden sie es leid ergebnislos auf sie einzureden und zogen sich zurück. Lediglich einer von ihnen kehrte etwas später wieder und brachte ihr ein Stück des gebratenen Vogels.
Gren und die Morchel werden mein Kind töten, dachte sie. Ich muß also, schon um Larens willen, mit den Fischern gehen. Sie schlief ein.
Larens Geschrei weckte sie. Sie gab ihm zu trinken und blickte zum Höhlenausgang. Draußen war es dunkel. Es hatte aufgehört zu regnen, aber immer noch donnerte es. Die Fischer und die Dickpelze schliefen. Das Gewitter störte sie nicht. Yattmur döste noch eine Weile vor sich hin und schlief erneut ein. Das nächstemal wurde sie von den Dickpelzen geweckt. Sie bellten vor Aufregung und stürmten aus der Höhle.
Da Laren schlief, ließ sie ihn im Laub liegen und folgte den Dickpelzen. Sie sah, daß die Gebirgsbewohner ihre Köpfe in ausgehöhlte Kürbisse gesteckt hatten, um sie vor dem Regen zu schützen. Für die Augen, Ohren und Schnauzen waren Löcher vorgesehen. Da die Kürbisse locker saßen, wackelten sie bei jeder Bewegung hin und her. Das sah grotesk aus, verminderte aber nicht Yattmurs Furcht vor den seltsamen Geschöpfen.
Als sie nach draußen wollte, versperrte ihr einer der Dickpelze den Weg ins Freie.
»Du bleiben in Höhle. Dort schlafen. Wenn es regnet, kommen Feinde. Wir dann viel beißen. Du besser in Höhle bleiben und schlafen.«
Sie riß sich von ihm los. Der Regen trommelte auf seinen Kürbis. Seine Worte waren nur gedämpft und undeutlich zu vernehmen.
»Warum soll ich nicht hier draußen bleiben? Habt ihr Angst vor mir?«
»Der Trägerparasit ist unterwegs, er dich fangen. Trägerparasit sehr böse.«
Er gab Yattmur einen Stoß und sprang zurück zu seinen Gefährten. Sie tanzten um ihren Schlitten und stritten sich um die Waffen. Jeder nahm einen Bogen und die dazugehörenden Pfeile. Die Fischer standen untätig dabei. Ihre Haut glänzte vor Nässe.
Dann sah Yattmur den
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