Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
Vom Netzwerk:
mitten ins Gesicht.
    Marcus schüttelt den Kopf. »Das ist nicht zu fassen … Schlimmer als ein Kindergarten ist das hier.«
    »Im Kindergarten musste ich noch keine Leichen schleppen.«
    »Ich weiß, das kam erst in der Grundschule.«
    Zu dritt kippen sie Ronnies Leiche auf die Ladefläche des Fords. Drinnen heult Kevin auf. »Hey, das stinkt ja unglaublich.« Er reißt die Tür auf, will rausspringen – und blickt in die Mündung von Marcus’ Waffe.
    »Rein. Rein und Schnauze halten.«
    Kevin atmet noch einmal tief ein, hält sich die Nase zu, wirft Marcus einen wütenden Blick zu und steigt in den Wagen.
    Marcus geht zurück in den Hof. Dann bückt er sich. Er zieht sein Feuerzeug aus der Hosentasche und reibt mit dem Daumen über den Anzünder.
    Nichts.
    Er versucht es noch einmal.
    Nichts.
    Und noch einmal.
    Nichts.
    Wütend steht er auf und rennt in das Haus. Er stolpert im Flur über eine Stufe, fängt sich wieder, reißt die Tür zur Küche auf. In dem Schrank oben, in dem Fach ganz links, liegen die Streichhölzer. Er reißt die Schranktür auf, wühlt sich durch Kaffeefilter, Salz- und Pfefferstreuer, findet die Streichhölzer, reißt eine Schachtel aus der Packung, öffnet sie, nimmt ein Streichholz heraus und fährt damit über die Reibfläche. Der rote Schwefelkopf entzündet sich sofort. Marcus schüttelt das Streichholz, bis die Flamme erlischt.
    Dann stürzt er nach draußen. Bleibt in der Mitte des Hofes stehen, dreht sich noch einmal um, sieht die dunklen Schatten der wartenden Kombis, nimmt die Streichholzschachtel in die linke Hand, drückt mit dem Zeigefinger der rechten Hand die Schachtel auf, kniet sich nieder, zieht das Zündholz über die Reibfläche, formt mit der linken Hand einen Windschutz für die Flamme, dann senkt er beide Hände und streichelt mit dem zuckenden Flämmchen zärtlich das wartende Benzin.
    Einmal.
    Und noch einmal.
    Das Streichholz erlischt.
    Marcus flucht. Mit zitternden Fingern zieht er ein neues Streichholz hervor und hält es an die Seitenfläche.
    Er wartet einen Augenblick.
    »Lieber Gott, bitte lass es brennen.«
    Mit einem entschlossenen Zug zieht er das Hölzchen über die Reibfläche, schützt die Flamme mit der hohlen linken Land.
    »Lass es brennen, lieber Gott, lass es brennen. Lass mich meine Leute hier heil rausbringen.«
    Dann lässt er das flackernde Streichholz fallen.

107. Gefängnis der Kids, nachts
    »Das ist doch verrückt!«, schreit Simon.
    »Gib mir deine Unterhose. Ich muss eine Lücke füllen.«
    Jakob kniet vor der großen Tür. Durch einen Spalt scheint noch Licht in ihr Gefängnis. Jakob ist nackt, Cem ist nackt, Kimi ist nackt, Laura – nur mit BH und notdürftig zusammengeknotetem Slip bekleidet – drückt ihr T-Shirt fest gegen den Rahmen des Fensters.
    »Gib mir deine verdammte Unterhose, Simon. Wir sterben hier.«
    »Leck mich mal. Du bist völlig durchgeknallt. Die zünden uns nicht an.«
    »Wieso nicht?«, fragt Laura.
    »Ich weiß es halt.«
    »Gib mir endlich deine versiffte Unterhose.«
    »Ich denke nicht dran. Du bist bloß auf Laura scharf. Laura, gib ihm deinen BH . Darauf arbeitet er doch die ganze Zeit hin. Gib ihm deinen BH . Und deinen Slip gleich mit.«
    Cem steht auf und geht auf Simon zu. »Schluss jetzt, Simon.« Er stellt sich direkt vor Simon und sieht ihm in die Augen. Ganz ruhig und kalt. Dann streckt er die Hand aus. »Deine Unterhose.«
    »Ihr spinnt doch alle. Aber meinetwegen.« Simon streift die Unterhose die Beine hinab und wirft sie Jakob zu. Der fängt sie in der Luft und stopft sie in die Lücke.
    Laura dreht sich um und sieht ihn an. »Warum, Simon? Warum glaubst du, dass sie uns nicht anzünden?«
    Simon wendet sich von ihr ab und antwortet nicht.

108. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, nachts
    Wumm.
    Vor Marcus schießen die Flammen in die Höhe.
    Und sofort rast das Feuer dem Wohnhaus entgegen, teilt sich, zischend wie eine Natter, stürzt sich einer Verzweigung entlang dem Haus entgegen, während die andere auf den Stall zurast, in dem zehntausend Puten und fünf Menschen gefangen sind.
    Marcus steht auf, schlägt sich den Schmutz von den Knien und geht hinüber zu den wartenden Wagen. Er steigt ein, die Tür fällt mit einem satten Plopp ins Schloss, und die dunklen Kombis fahren ohne Licht bis zur Landstraße.
    Erst dort beschleunigen sie und schalten die Scheinwerfer an.

109. Landstraße in der Nähe von Oldenburg, nachts
    »Ich hab diesen blöden Bauernhof verloren. Wir sind vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher