Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
draußen auf die Veranda und zündete sich seine Zigarre an. Die Temperatur lag nur knapp über dem Gefrierpunkt, aber die kalte Landluft war eine Wohltat nach dem stickigen, modrigen Geruch in dem provisorischen Operationsraum.
»Was hat Sie zu diesem Haus des Grauens geführt, Detective?«
Vasquez hatte sich eine Geschichte zurechtgelegt, während er auf die Polizei wartete, und konnte sie jetzt wie am Schnürchen abspulen. Er dachte, wenn dieser knallharte Bezirksstaatsanwalt sie ihm abkaufte, dann würde jeder sie ihm abkaufen.
»Ich bin einem anonymen Hinweis nachgegangen, dass ein Arzt namens Vincent Cardoni vorhat, zwei Kilo Kokain zu veräußern, die er von Martin Breach gekauft hat, einem großen Drogenhändler.«
»Ich weiß, wer Martin Breach ist«, sagte Scofield.
»Das Kokain sollte angeblich in diesem Haus versteckt sein.«
»Ich nehme an, Sie haben sich diesen Hinweis anderweitig bestätigen lassen, bevor Sie in Dr. Cardonis Domizil eingedrungen sind.«
Der Mond war zum Großteil hinter Wolken versteckt, aber Scofield konnte Vasquez' Augen im Licht, das aus dem Wohnzimmer fiel, sehen. Er studierte sie genau, während Vasquez seine Frage beantwortete. Doch der Polizist hielt dem Blick stand.
»Art Prochaska, Breachs Mann fürs Grobe, wurde kürzlich von der DEA ertappt. Ich habe ein wenig Druck auf ihn ausgeübt, und er erklärte sich bereit, über Cardoni zu reden, wenn ich ihm bei der DEA-Geschichte helfen und ihn aus diesem Fall heraushalten würde.“
»Aber Sie halten ihn nicht heraus?«
»Nein, Sir. Jetzt nicht mehr. Hier geht es um einen Serienmord. Das ändert vieles.«
Scofield nickte, aber Vasquez meinte, eine gewisse Skepsis in seinem Blick erkennen zu können.
»Prochaska bestätigte, dass Cardoni bisher immer nur kleine Mengen für den persönlichen Gebrauch von einem von Breachs Dealern gekauft hatte, vor ein paar Tagen jedoch plötzlich zwei Kilo verlangte. Da Cardoni solvent war, verkaufte Breach ihm den Stoff. Prochaska berichtete mir, dass der Arzt einen Abnehmer habe und der Handel heute über die Bühne gehen solle.«
Scofield riss überrascht den Mund auf und hätte dabei beinahe seine Zigarre verloren.
»Soll das heißen, dass Cardoni und sein Käufer in diesem Augenblick auf dem Weg hierher sein könnten?«
»Ich glaube, nicht. Ich glaube, wir haben den Verkauf verpasst. Alles, was nach Kokain aussah und was ich gefunden habe, war die kleine Menge im Kühlschrank.«
Scofield zog nachdenklich an seiner Zigarre. »Wir haben uns eben erst kennen gelernt, Detective. Ich weiß von Ihnen nur, dass Sie ein vereidigter Polizeibeamter sind. Aber ich weiß einiges über Martin Breach und Art Prochaska. Offen gesagt, mir fällt es schwer zu glauben, dass Prochaska Polizisten überhaupt grüßt, geschweige denn mit ihnen über Martin Breachs Geschäfte redet.«
»Aber so war es, Mr. Scofield.«
»Prochaska wird alles abstreiten.«
»Wahrscheinlich, aber dann steht mein Wort gegen seins.«
»Das Wort eines erfahrenen Polizeibeamten gegen das eines miesen Drogendealers«, sagte Scofield und nickte nachdenklich.
»Genau.«
Scofield sah nicht so aus, als würde er Vasquez seine Geschichte glauben.
»Warum haben Sie all diese Informationen nicht in einer eidesstattlichen Erklärung zusammengefasst und sie einem Richter vorgelegt, der Ihnen einen Durchsuchungsbefehl für Dr. Cardonis Haus ausgestellt hätte?«
»Dazu war keine Zeit. Außerdem brauchte ich keinen Durchsuchungsbefehl. Es war Gefahr im Verzug«, sagte Vasquez und nannte damit eine der Ausnahmen zu der Regel, dass man für eine Hausdurchsuchung eine richterliche Anordnung braucht. »Prochaska sagte, der Handel würde heute über die Bühne gehen, aber er wusste nicht genau, wann. Ich dachte mir, dass ich den Verkauf vielleicht verpassen würde, wenn ich mir zuerst die Zeit nahm, mir einen Durchsuchungsbefehl zu beschaffen. Wie sich zeigte, habe ich ihn sowieso verpasst.«
»Warum haben Sie keine Verstärkung mitgenommen oder vorab Sheriff Mills oder die Staatspolizei informiert?«
»Das hätte ich wohl alles tun sollen«, antwortete Vasquez und machte dazu ein ordentlich betrübtes Gesicht. »Es war eine schlechte Lageeinschätzung meinerseits, diese Sache allein anzugehen.«
Scofield schaute zum Wald hinüber. Das einzige Geräusch war das gelegentliche Rascheln von Blättern im Wind. Er zog an seiner Zigarre. Dann durchbrach er die Stille.
»Ich schätze, Sie wissen, dass ich diese Schweinerei gleich hier
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