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Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Titel: Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Mal, wenn sie und Frank an ihrem Geburtstag zum Friedhof pilgerten. Jahrelang hatte Amanda wirklich geglaubt, dass Samantha direkt neben ihrem Herzen wohnte. Als kleines Mädchen hatte sie, wenn sie abends in ihrem Bettchen lag, Samantha all das erzählt, was kleine Mädchen ihren Müttern erzählen. Als Teenager hatte sie es sich zum Ritual gemacht, sich bei Schwimmwettbewerben vor dem Besteigen des Startblocks die Faust ans Herz zu drücken und ihre Mutter um Kraft zu bitten.
    Frank hatte nie wieder geheiratet, und die älter gewordene Amanda fragte sich oft, ob Frank wirklich glaubte, dass Samantha bei ihnen weilte. Sie hatte ihn einmal gefragt, warum er nie wieder geheiratet habe. Frank hatte ihr gesagt, dass er zweimal kurz davor gewesen und beide Male wieder abgesprungen sei, weil beide Frauen ihn nicht die große Liebe seines Lebens hätten vergessen lassen können. Das machte Amanda traurig, denn sie wollte ihren Vater glücklich sehen, doch Frank schien immer in Einklang mit sich selbst zu sein, und Amanda vermutete, dass jemand, der so stark war wie Frank, wieder geheiratet hätte, wenn er wirklich eine neue große Liebe gefunden hätte.
    Franks Verzicht, falls es einer war, zeigte Amanda auch deutlich die Macht wahrer Liebe. Mit diesem Gefühl war nicht zu spaßen, und Amanda war keine, die sich leichtfertig hergab. Liebe war eine sehr ernste Angelegenheit. Sie war, wie Amanda am Beispiel ihres Vaters gelernt hatte, etwas, das ewig währen konnte.
    Frank und Amanda hatten Glück gehabt. Am Vormittag des zehnten März hatte es heftig geregnet, kurz nach Mittag jedoch hörte der Regen auf und fing nicht mehr an. Als sie Samanthas Grab besuchten, zeigte sich sogar kurz die Sonne. Wie immer schwiegen Frank und Amanda, nachdem sie das Grab verlassen hatten. Der zehnte März war für sie beide ein schwieriger Tag, und sie benutzen die Heimfahrt als Zeit zum Nachdenken.
    Ein Porsche stand mit laufendem Motor in ihrer Einfahrt. Frank hatte kaum daneben geparkt, als die Tür des Porsche aufging und Vincent Cardoni in schlabberiger Trainingshose und ausgewaschenem UCLA-Sweatshirt auf sie zu kam. Er war weit über einsachtzig groß und muskulös, das lange schwarze Haar hatte er aus der hohen Stirn zurückgekämmt. Er hatte ein kantiges Kinn und eine klassisch römische Nase, aber sein Gesicht war blass, und die Wangen wirkten eingefallen, als würde er nicht genug essen. Etwas Hartes funkelte in den Augen des Arztes, Wut machte aus seinen Lippen einen schmalen Strich.
    »In meinem Haus sind Bullen«, sagte er, als Frank die Autotür geöffnet hatte.
    »Es ist ziemlich kühl hier draußen, Vince«, sagte Frank mit einem freundlichen Lächeln. »Warum reden wir nicht im Haus weiter?«
    »Hast du mich nicht verstanden, Frank? Ich sagte Bullen. Mehr als einer. Ich habe drei Autos gezählt. Sie haben die Sträucher in meinem Garten abgesucht. Die Haustür war offen. Sie waren auch drinnen.“
    »Wenn sie in deinem Haus sind, dann ist der Schaden bereits angerichtet. Wir müssen das in aller Ruhe besprechen, falls ich ihn beheben soll.«
    »Ich will, dass diese Scheißkerle aus meinem Haus verschwinden, und zwar sofort!«
    Franks Miene verdüsterte sich bei Cardonis Ausbruch. »Ich glaube, ich habe dir meine Tochter noch nie vorgestellt. Amanda ist eine sehr gute Anwältin. Sie hat eben am Appellationsgericht in San Francisco ihren Assessor gemacht. Das ist eine sehr prestigeträchtige Sache. Jetzt hat sie sich dazu herabgelassen, in meiner Kanzlei zu arbeiten. Amanda, das ist Dr. Vincent Cardoni. Er ist Chirurg am St. Francis.«
    Cardoni starrte Amanda an.
    »Sehr erfreut, Dr. Cardoni«, sagte Amanda und streckte die Hand aus.
    Cardoni nahm ihre Hand, und sein Blick verweilte kurz auf ihrem Gesicht, bevor er an ihrem Körper hinunter wanderte. Amanda spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Sie ließ die Hand des Arztes los. Er sah ihr noch einen Moment lang in die Augen und wandte sich dann wieder ihrem Vater zu.
    »Lass uns reingehen!«, sagte er, und es klang eher wie ein Befehl denn wie das Annehmen einer Einladung. Frank ging voraus, der Arzt folgte. Amanda zögerte kurz, um einen gewissen Abstand zwischen sich und Franks Mandanten zu schaffen. Drinnen schaltete Frank das Licht an und führte Cardoni ins Wohnzimmer, wo er auf eine Couch deutete.
    »Erzähl mir, was los ist!«, sagte Frank, als sie alle saßen.
    »Ich habe keine Ahnung. Ich war joggen im Forest Park. Als ich zurückkam, sah ich die Bullen in

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