Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
der Leiche ab, erleichtert, dass er sie nicht mehr ansehen musste, und schaute sich in dem Keller um. Anfangs verwirrten ihn die Dimensionen des Raums. Der Keller wirkte kleiner als er erwartet hatte. Dann bemerkte er, dass eine graue Betonwand mit einer schmalen Tür den Keller unterteilte. Er ging durch die Tür. In dem zweiten Raum befand sich ein Operationstisch. Ein Rolltischchen mit chirurgischen Instrumenten stand neben dem OP-Tisch. Unter den Instrumenten befand sich ein blutverkrustetes Skalpell. Paggett drehte sich um und ging die Treppe wieder hoch.
»Ich durchsuche den Rest des Hauses. Du meldest den Vorfall. Wir brauchen Leute vom Morddezernat und die Spurensicherung.«
»Was ist mit der Frau?«
»Nach dem, was wir hier gesehen haben, lasse ich sie erst wieder frei, wenn wir sicher wissen, dass sie das nicht getan hat.«
Paggett schüttelte noch einmal den Kopf, als wolle er die Bilder vertreiben, die er eben gesehen hatte. Bradbury verließ das Haus. Paggett atmete tief durch und fing an, das Erdgeschoss zu durchsuchen. Nachdem er sich noch einmal in der Küche und im Wohnzimmer umgesehen hatte, ging er in den hinteren Teil des Hauses, wo er zwei leere Zimmer fand. Auch sie waren mit dem Staubsauger gereinigt worden.
Paggett wollte eben ins Obergeschoss hochsteigen, als ihm etwas einfiel. Er drehte sich um und kontrollierte noch einmal das Erdgeschoss. Er hatte Recht gehabt. Es gab nirgendwo ein Telefon. Der Deputy fragte sich, ob er oben eins finden würde.
Ein Telefon fand er nicht, aber er machte eine andere Entdeckung. In einem der Zimmer gab es ein Bücherregal, einen Lehnsessel und ein Einzelbett mit Matratze und Kissen. Zwischen Bett und Sessel stand eine Lampe. Die Matratze hatte kein Laken, das Kissen keinen Überzug. Paggett nahm an, dass der Mörder das Bett benutzt, Laken und Kissenbezug aber mitgenommen hatte, da sie verräterische Spuren wie Haare oder Samenflecken aufweisen konnten. Paggett sah sich einige der Titel in dem Bücherregal an. Er fand: Das Foltererhandbuch , Das Vaterland säubern: Medizin und Rassenhygiene der Nazi < und Süße Unterwerfung, die Bibel eines Sadisten neben medizinischen Texten und anderen Büchern über Folter. Außerdem stand in dem Bücherregal ein schwarzer Dreiring-Schnellhefter. Mit seinem Taschentuch zog Paggett ihn heraus und schlug ihn auf. Die Seiten waren mit dem Computer geschrieben.
Dienstag: Objekt aus dem Dunkeln heraus beobachtet. 20:17: Objekt desorientiert. Erkennt, dass sie nackt und an die Wand gebunden ist. K ämpft für weniger als eine Minute, fängt dann zu weinen an. Hilfeschreie von 20:20 bis 20:25. Objekt bis 21:00 beobachtet. Dann nach oben, um zu essen. Als Küchentür auf und zu ging fing Objekt zu flehen an. Beim Essen von der Küche aus zugehört. Kein Kampfgeist, erbärmlich, Objekt dürfte nur wenig neue Daten liefern.
Mittwoch: Habe mich Objekt zum ersten Mal gen ähert. Bitten, Flehen, Fragen: »Wer sind Sie?« - »Warum tun Sie das?« etc. Objekt ist extrem gefügig zieht sich bei der kleinsten Berührung in Embryonalhaltung zusammen. Bewegte Kopf leicht, akzeptierte Trainingskapuze ohne nennenswerte Gegenwehr. Gehorchte nach Abnahme der Fesseln sofort auf Befehle. Keine Herausforderung.
Samstag: Objekt ist nach zwei Tagen sensorischer Deprivation und ohne Nahrung schwach und lethargisch. Bin entt äuscht wegen mangelndem Widerstand. Habe beschlossen, sofort mit Schmerztoleranzexperimenten zu beginnen.
20:25: L öse Fesseln und führe Objekt zum Operationstisch. Kein Widerstand, Objekt gehorcht Befehl auf den Tisch zu steigen, und lasst sich Haltebänder anlegen. 20:30: Kapuze entfernt, Kopf des Objekts an Tisch gefesselt. Bitten, Flehen. Objekt schluchzt leise. Ich habe beschlossen, mit den Fußsohlen anzufangen.
Paggett wurde schwindelig. Er konnte nicht weiterlesen. Sollten doch der Staatsanwalt und die Kollegen vom Morddezernat herausfinden, was passiert war mit... Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Das Tagebuch bezeichnete das Objekt als sie . Die Leiche im Keller aber war männlich. Paggett blätterte das Tagebuch durch. Es gab noch mehr Einträge.
34
Erst beim dritten Klingeln erwachte Amanda aus tiefem Schlaf. Es läutete noch einmal, dann griff Amanda im Dunkeln nach dem Hörer und sah auf ihren Wecker. Zwei Uhr fünfundzwanzig zeigte die leuchtend rote Digitalanzeige.
»Miss Jaffe?«
»Ja?«, antwortet Amanda schlaftrunken.
»Hier ist Adele vom Telefonservice. Tut mir Leid, Sie zu
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