Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
hatte.
»Ein Freund von mir ist Arzt im St. Francis. Ich habe ihm ein wenig von unserem Fall erzählt. Er hält es für durchaus möglich, dass die Person, die das Skalpell, die Kleidung und den Kaffeebecher in dem Farmhaus deponiert hat, am St. Francis arbeitet, weil all diese Indizien aus dem Krankenhaus stammen. Hier ist eine Liste von Männern, die in den letzten zwei Jahren im St. Francis neu angestellt wurden. Ich möchte, dass Sie sie überprüfen.«
»Ich mach' mich gleich dran.«
»Großartig.«
Eine Kellnerin kam, und Amanda bestellte frittierte Muscheln und Eistee. Bobby verlangte ein Speck-Salat-Sandwich und Kaffee.
»Ich habe auch was für Sie«, sagte er, als die Kellnerin gegangen war. »Ich habe versucht, ähnliche Tatorte in den USA und im Ausland ausfindig zu machen. Erst ging ich ins Internet und fand Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften über Serienmorde, die unseren Fällen ähnlich waren. Die Reporter, von denen die Artikel stammten, gaben mir dann weiter gehende Informationen über die Vorgänge und die Namen der Detectives, die sie bearbeiteten. Die meisten Polizisten waren bereit, mit mir zu reden. Sie hatten alle ihre Informationen über diese Fälle ans FBI geschickt, um sie von den dortigen Spezialisten analysieren und vergleichen zu lassen.«
Die Kellnerin brachte die Getränke, und dann fuhr Bobby fort.
»Ich kenne einen ehemaligen FBI-Agenten, der mir noch einen Gefallen schuldig ist. Er redete mit einigen Freunden im Bureau und konnte mir so genauere Informationen über die Fälle im Inland besorgen. Bei den internationalen Fällen war es etwas schwieriger, aber im Interpol-Büro in Salem kenne ich eine Frau. Sie konnte mir Informationen über die Fälle im Ausland beschaffen.«
Vasquez gab Amanda einen Stapel Papiere. »Das ist meine vorläufige Liste. Ich habe Morde, die so ähnlich sind wie unsere, in Washington und Colorado gefunden, in Florida, New Jersey, in Kanada, Belgien, Japan, Peru und Mexiko. Und es zeigte sich, dass es noch einen weiteren Fall hier in Oregon gab«, schloss er und zeigte auf die Zusammenfassung, wo stand, dass vor vierzehn Jahren zwei junge Frauen in einem Wald in der Nähe von Ghost Lake, einem Skiort in den Cascades, ausgegraben worden waren.
Etwas an dieser Zusammenfassung störte Amanda, aber ihr Handy klingelte, bevor sie herausfinden konnte, was es war. Sie nahm den Apparat aus ihrer Handtasche und drückte auf den Knopf.
»Ist etwas passiert?«, fragte Vasquez nach dem kurzen Gespräch.
»Mein Freund im St. Francis, der mir die Liste besorgt hat, wurde überfallen. Ich muss ins Krankenhaus.«
Amanda irrte durch die Notaufnahme, bis sie Tony in einem Untersuchungszimmer fand. Mit schwärzlich violetten Blutergüssen unter beiden Augen und einer bandagierten Nase saß er zusammengesunken auf einem Stuhl. Getrocknetes Blut klebte an seinem Hemd, das offen war und seinen ebenfalls bandagierten Brustkorb zeigte. Schockiert über sein Aussehen, blieb Amanda in der Tür stehen. Tony stand auf, als er sie sah, verzog dabei aber vor Schmerzen das Gesicht. Amanda sah ihn besorgt an.
»Bist du schlimm verletzt?«
»Mach dir keine Sorgen! Alles, was kaputt ist, kann man wieder richten.«
»Was ist passiert?«
»Ich war unterwegs zu einem Patienten, als ich einen Hausmeister namens Andrew Volkov bemerkte, der neben seinem Putzkarren stand. Er ist einer der Angestellten auf meiner Liste. Volkov sah, dass ich ihn beobachtete, und wurde nervös. Ich folgte ihm in den Keller, was eigentlich ziemlich blöd war. Wenn ich nur ein bisschen Hirn gehabt hätte, hätte ich gemerkt, dass er mich da runter lockte. Er sprang mich an und prügelte auf mich ein, bis ein anderer Hausmeister dazukam und ihn verscheuchte.«
»Ist Volkov Cardoni?«
»Das kann ich nicht sagen. Figur und Größe würden passen, aber ich war zu sehr mit meiner Verteidigung befasst, um ihn mir genauer anzusehen.«
Amanda überlegte einen Augenblick. Dann zog sie ihr Handy aus der Tasche.
»Ich rufe Sean McCarthy an. Er kann Volkov wegen tätlichen Angriffs verhaften und ihm die Fingerabdrücke abnehmen. Dann wissen wir ziemlich schnell, ob er Cardoni ist.«
50
Drei Tage waren vergangen, seit das Forensiklabor eine Übereinstimmung der Fingerabdrücke auf Andrew Volkovs Putzkarren und denen, die vier Jahre zuvor von Vincent Cardonis linker Hand abgenommen worden waren, festgestellt hatte. Die Abdrücke, die man in Volkovs Wohnung fand, entsprachen ebenfalls denen des Arztes.
Weitere Kostenlose Bücher