Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
Frank mich aus dem Gefängnis geholt hatte, überfielen mich zwei von Breachs Männern. Ich konnte sie überwältigen, und ich zwang einen von ihnen, mir zu sagen, warum sie mich verfolgt hatten. Am selben Tag erfuhr ich auch, dass der Bezirksstaatsanwalt von Milton County versuchte, eine Neuverhandlung des Antrags auf Nichtzulassung zu erreichen, und dass er gute Chancen hatte, mich wieder ins Gefängnis zu stecken. Ich war voll mit Koks, und ich dachte mir, dass mich entweder Martin Breach zu Tode foltern oder ich in der Todeszelle landen würde. Mein einziger Ausweg war, jeden davon zu überzeugen, dass ich tot sei.«
»Und deshalb haben Sie sich die Hand abgeschnitten?«, bemerkte McCarthy.
Cardoni starrte ihn an. Er wirkte wütend.
»Stellen Sie sich mal vor, Sie werden eines Verbrechens beschuldigt, das Sie nicht begangen haben! Der Staat Oregon will Ihnen eine tödliche Injektion verpassen und ein fieser Verbrecher findet, dass dieser Tod noch nicht grausam genug ist. Glauben Sie nicht auch, dass Sie da verzweifelt nach Maßnahmen suchen würden, um Ihr Leben zu retten?«
»Ich habe zu viel mit echten Problemen zu tun, um mich mit hypothetischen herumzuschlagen, Doktor. Vielleicht können Sie mir ja bei der Lösung von einem dieser Probleme helfen. Haben Sie einen Kaffeebecher und ein Skalpell mit Dr. Castles Fingerabdrücken darauf gestohlen und in dem Farmhaus deponiert, um sie zu belasten?«
»Haben Sie mir denn nicht zugehört? Sie ist wahnsinnig. Sie ist eine Serienmörderin. Sie haben sie doch jetzt. Ich flehe Sie an, lassen Sie sie nicht davonkommen!«
»Dr. Cardoni«, sagte Greene. »Ich habe diesem Treffen zugestimmt in der Hoffnung, dass Sie sich stellen oder zumindest Ihre Schuld eingestehen. Stattdessen tischen Sie uns eine Geschichte auf, die Sie nicht mit dem geringsten Beweis stützen können.«
Cardoni ließ den Kopf in die Hände sinken. Greene fuhr fort.
»Ich will ganz offen mit Ihnen sein. Ich glaube Ihnen kein Wort. Ich glaube, Sie wollen aus ganz persönlichen bizarren Gründen Dr. Castle all diese Verbrechen anhängen, und Sie haben dieses Treffen arrangiert in der Hoffnung, mich so beeinflussen zu können, dass ich Ihren Plan, eine unschuldige Frau in die Todeszelle zu schicken, unterstütze. Doch das wird nicht funktionieren.«
»Wenn Sie Justine freilassen, wird sie wieder töten. Sie ist die gefährlichste Mörderin, mit der Sie es je zu tun hatten. Sie müssen mir glauben!«
»Aber das tue ich nicht. Wenn Sie sich nicht stellen wollen oder ein Geständnis ablegen, ist dieses Treffen beendet.«
51
Die Wärterin führte Justine Castle in das Besucherzimmer. Die Ärztin sah Amanda erwartungsvoll an. Amanda zögerte kurz und lächelte dann.
»Ich habe gute Nachrichten. Heute Nachmittag gibt es eine zweite Freilassungsanhörung. Der Staatsanwalt empfiehlt ihre Freilassung.“
»Ich komme hier raus?«, fragte Justine ungläubig.
»Heute Abend.«
Justine ließ sich auf den Stuhl fallen. Einen Augenblick später streckte sie die Arme über den schmalen Tisch und ergriff Amandas Hand.
»Vielen, vielen Dank! Sie haben keine Ahnung, was es mir bedeutet, Sie als Anwältin zu haben. Ich glaube nicht, dass ich dieses Martyrium ohne Sie durchgestanden hätte.«
Die Wärme und Herzlichkeit dieser Reaktion überrumpelte Amanda, und sie spürte Stolz in sich aufsteigen. Sie bedeckte Justines Hände mit den ihren und drückte sie.
»Sie waren unglaublich tapfer, Justine. Ich glaube, in diesem Fall sind wir über dem Berg. Mit etwas Glück haben Sie das Ganze bald hinter sich.«
Justine wollte eben etwas sagen, als die Freude und die Erleichterung, die sie gerade noch gezeigt hatte, sich in ihrer Miene in Besorgnis verwandelten. Sie ließ Amandas Hände los.
»Warum lassen sie mich gehen?«, fragte Justine unvermittelt. »Haben sie Vincent verhaftet?«
Amandas Lächeln verschwand. »Nein, aber sie haben mit ihm gesprochen.« Sie berichtete, was Mike Greene ihr vor ein paar Stunden erzählt hatte.
»Sie haben ihn einfach wieder gehen lassen?«, fragte Justine ungläubig.
»Sie können nichts gegen ihn unternehmen, Justine. Sie haben keine Indizien, die ihn mit den Morden im Farmhaus in Verbindung bringen.«
»Was ist mit den Morden in Milton County?«
»Sämtliche Beweise aus dieser Ermittlung wurden vor Gericht nicht zugelassen.«
»Das ist schlimm«, murmelte Justine zu sich selbst. »Sehr schlimm.“
»Ihnen wird nichts passieren, Justine.«
Justine fixierte Amanda mit
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