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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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von mir und meiner Mannschaft zu fühlen.
Und«, hier schaute er Professor Erskin, Angelo und Steff insbesondere an,
»nachdem, wie mir scheint, auch die letzten, grundlegenden Bedenken beseitigt
worden sind, wollen wir unverzüglich zur Tagesordnung übergehen.«
       Steff stellte immer wieder fest, dass die Art der Santoganer
in vielen Bereichen eine erfrischende Direktheit besaß, ohne lange Umstände und
Abschweifungen zur Sache zu kommen. Konzentriert hörte er zu.
       »Es gibt zwar nicht mehr viele Punkte durchzugehen, und bei
den meisten bitte ich Sie, sich in den jeweiligen Spezialgebieten zu entsprechenden
Gruppen zusammenzuschließen. Aber bezüglich einer wichtigen Information möchte
ich Sie in Kenntnis setzen, die, wie mir die gestrige Eröffnung im Senat
bezeugte, von ganz erheblicher Bedeutung für Ihre eigene Zivilisation ist.«
       Seine Augen schweiften eindringlich über die Runde. »Sie
wissen, wie wir auf das für uns spezielle und lebenswichtige Positron
aufmerksam wurden.« Über der Mitte des Tisches wurde nun eine plastische
Projektion sichtbar, die die Erde vor knapp 100 Millionen Jahren darstellte.
Sie war insoweit nicht durchsichtig, als dass sie kein weißes Licht und feste
Einzelheiten durchließ. Aber Bewegungen dahinter konnten anhand einer Wärmespur
im Rotlichtbereich schemenhaft erkannt werden.
       »Vor rund 65 Millionen Jahren wies die Erde plötzlich einen
Staubmantel auf, der durch einen ungeheuren Meteoriteneinschlag entstanden war.
Mittels der sichtbaren chemischen Vorgänge innerhalb des aufwirbelnden Gesteinsmantels
konnten wir NO 2 ,CO 2 ,O 2 ,H 2 und Iridium
100 feststellen, wobei das Letzte untypisch für die Erde ist und auf
außerplanetare Materie hinweist. Sie wissen inzwischen alle, wie uns diese
Analyse auf teleoptischer Basis und unter anderem einer Berechnung der
Rotverschiebung der Elektronenausfallrate möglich ist.«
       Das war keine Frage, sondern eine Verbeugung vor den
menschlichen Wissenschaftlichern, die die santoganische Technik so schnell
begriffen hatten. Darum fuhr er sogleich fort: »Das Positron entsteht unter
anderem - und diese Art und Weise halten wir für die vorliegende - beim Zerfall
von positiv geladenen Mesonen. Diese zerstrahlen aber, wenn sie energiearm
bleiben, mit einem Elektron an Materie gebunden, sofort wieder zu zwei
Lichtquanten. Leider ist es uns von unserem Heimatplaneten aus nicht gelungen,
diesen Vorgang direkt festzuhalten. Aber wir haben den typischen Lichtblitz
messen können, der bei der Entstehung des Photons auftritt, wenn es umgehend
bei der Umsetzung auf ein Atom trifft.«
       An dieser Stelle zeigte er auf eine kleine Schautafel, die in
abertausendfacher Zeitlupe und Vergrößerung recht undeutlich zwar, aber für die
anwesenden Fachleute dennoch überzeugend, diesen von Santoga aus aufgenommenen
Vorgang auf ihrer Innenfläche abspielte.
       »Unsere Aufgabe bestand nun darin, das Vorhandensein eines
normalen Positrons von einem bi-3 zu unterscheiden. Jetzt wissen wir, dass es
die Eigenschaft eines CO 2 - Moleküls ist, das zu einem Photon
gewordene bi-3 Positron unmittelbar, nachdem es daran aufgetroffen ist, zu
einem Lichtblitz mit einem Austrittswinkel von 98° abzulenken. Diese
Feststellung gelang uns durch die Beugung des Lichtes, die wir innerhalb der
Rotverschiebung messen konnten.«
       Obwohl Shan-Ucci bislang keinem der anwesenden
Wissenschaftlicher etwas unbedingt Neues gesagt hatte, verfolgten doch alle
seine Ausführungen hingebungsvoll in Erwartung der angekündigten Eröffnung. Die
Ausstrahlung seiner Persönlichkeit, die Kraft seiner Stimme und die
Unabdingbarkeit seiner Worte hielten sie in ihren Bann. Nicht wenige ertappten
sich dabei, dass sie wie kleine Kinder etwas schon oftmals gehörtem erneut wie
besessen lauschten.
       Der Kapitän der Santoganer hielt alle in seinem Blick
gefangen. »Die Menschen wissen, wie auch umgekehrt wir, nicht viel über den
jeweils anderen. Wir sind uns noch gegenseitig fremd, Gefühle und Ansichten
einander unbekannt. Besser jedoch können Sie sich unsere Physis vorstellen.«
Hier leuchtete über den Köpfen der Anwesenden die Struktur eines Tetraeders
auf.
       »Es ist Ihnen zum Beispiel bekannt, dass unsere Gitterfelder
entstehen, indem sich Fremdatome an freie Plätze setzen. Doch erst, wenn unser
Silikat die Form eines Ikositetraeders annimmt, erhalten wir auch die Voraussetzung,
bewusst denkende Wesen zu sein. Denn nur wenn die Anionen eines

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