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Amber Rain

Amber Rain

Titel: Amber Rain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicity La Forgia
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Bierbauch und Glatze sein könnte? Ungepflegt, mit gelben Zähnen und schlechtem Atem.“
    Ein paar Sekunden gönne ich mir, nichts zu tun, als Charlys Fürsorge zu genießen. Auf viele Menschen wirke ich, solange ich nicht auf einer Bühne stehe, schüchtern und ganz sicher ein wenig surreal, aber das stimmt nicht. Innen drin bin ich ein Mensch wie du und ich, und mag es genauso, ab und an betü d delt zu werden, wie jeder andere auch.
    „Klar habe ich mir das auch schon vorgestellt. Aber ich we r de es nie wissen, wenn ich gar nicht erst hingehe, oder?“, sage ich an Charlys Hals, und das ist die andere Amber Rain, die, die die Welt erobern wollte auf den Bühnen des West End und Broadway. Die sich geschworen hat, immer zu sehen, dass das Glas halbvoll ist und nicht halbleer, die von ihren Eltern g e lernt hat, dass es nichts Schöneres gibt, als Schmetterlingen zuzusehen bei ihrem Liebestanz auf einer Sommerwiese.
    „Da hast du Recht. Also“, Charly drückt mich ein wenig von sich und fängt an, in dem Klamottenberg zu wühlen. „Dann wollen wir dich mal fit machen für dein Date mit Crispin Schokostimme.“
    Die Kleidungsstücke auf meinem Bett stammen nicht aus meinem Schrank, sondern von Charly. Sie hat sie mitgebracht, weil sich in meinen Fächern und Schubladen ihrer Meinung nach keine Club-Couture befindet. Ergeben starre ich auf den Fetzen grünen, fließenden Stoffes, den sie aus dem Haufen rauszieht und mir vor die Nase hält.
    „Ist das ein Stück Gardine?“
    „Nein, Amber, das ist ein Kleid.“ Mit mildem Tadel schüttelt sie den Kopf, und wir müssen beide lachen. Keine Chance, dass ich diesen Fummel heute Abend anziehe.
    „Hör mal, du hast mich überzeugt, dass Jeans und Unishirt nicht das richtige Outfit sind für nachher. Aber das hier, das ist nicht dein Ernst. Ich wollte schon etwas anziehen und nicht mich mit Stoff nackter als nackt machen.“ Das Stückchen Stoff, das Charly als Kleid bezeichnet hat, würde kaum meine Pobacken bedecken und hat einen tiefen Wasserfallausschnitt an Rücken und Dekolleté. Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass ich mich damit in die Öffentlichkeit wage. Nach ausgieb i ger Diskussion und mehreren Probierrunden entscheiden wir uns für ein knielanges Vintagekleid in einem zarten Lachston. Die breiten Schulterträger sind gerafft und enden in einem nicht allzu tiefen V-Ausschnitt. Die hohe Taille wird durch e i nen gebundenen, angenähten Gürtel gehalten und betont me i ne Brüste. Fließend fällt der Stoff bis zu meinen Knien und endet in einer zarten Spitzenkante. Ich suche mir aus meinem eigenen Kleiderschrank noch ein cremefarbenes Top, das ich unter das Kleid anziehen kann, und Charly lässt mich gewä h ren, als ich ein Haarband in der gleichen Farbe finde, das mein Outfit komplettiert. Meine Haare, bis auf das Haarband offen und nur ein wenig Rouge auf den Wangen und Mascara auf den Wimpern, sehe ich aus wie die perfekte Mischung aus e i nem Mädchen von nebenan in den Fünfzigerjahren und einer Mittzwanzigerin mit einem Faible für Second-Hand-Mode. Ja, mit diesem Kompromiss kann ich leben.
     
     
    Crispin
     
    Es ist noch still in Club 27, als ich mir mit meiner Schlüsselka r te Einlass verschaffe. Leise Musik erfüllt das Foyer. Marcel, ein junger Holländer, hat heute den Dienst als Türsteher, ich lächle ihm freundlich zu. Er ist es, der die Leute einlässt, die keine Schlüsselkarte haben Eingeladene und Vorgeladene. Ungelad e ne besuchen Club 27 nicht, weil niemand, der nicht zum Lif e style gehört, weiß, dass dieser Ort existiert. Für Uneingeweihte wirkt das Haus in der Nähe der Temple Gardens wie ein priv a tes Zuhause. Erst wenn man durch die Eingangstür gegangen ist, offenbart sich der wahre Charakter dieses Anwesens.
    George Abbott, dem der Club seit ein paar Jahren gehört, kommt zielsicher auf mich zu. Wie aus dem Ei gepellt sieht er aus. Also wie immer. Er schüttelt mir ein bisschen zu enthus i astisch die Hand, was mir mehr als alles andere sagt, dass er etwas von mir will. Und ich weiß auch schon, wie meine An t wort lauten wird.
    „Als Emily sagte, dass du für heute deinen Raum reserviert hast, war ich echt froh, Mann“, sagt er. Wir kennen uns seit fast fünfzehn Jahren, aber dank der Exklusivität seines Clubs und der Fassade, die er als Unternehmer zu wahren hat, bleibe ich meistens von Vertraulichkeiten verschont. Nicht heute. „Ich muss mit dir reden.“
    „Das dachte ich mir schon.“ Ich kann den Sarkasmus

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