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Amber Rain

Amber Rain

Titel: Amber Rain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicity La Forgia
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Füßen von Vict o ria. Wind fährt ihr in die Haare. Eine ganze Weile passiert gar nichts. Sie steht nur da. In ihrem seltsam zusammengestücke l ten Outfit. Die Gruppe ist plötzlich ganz still. Was auch immer das ist, Amber hat meine volle Aufmerksamkeit. Einfach, wie sie dort steht, verloren, alleingelassen, sie strahlt eine so kraf t volle Aura aus, dass ich unwillkürlich einen Schritt näher gehe. Ich starre sie an. Ihr Blick verliert sich im Irgendwo. Sie sagt etwas. Aus der Gruppe der Schauspieler kommt eine knappe Antwort. Beides kann ich nicht verstehen, und es frustriert mich zunehmend. Plötzlich bricht sie zusammen. Stürzt lang auf der Marmortreppe zu Boden. Ich bin im Begriff, zu ihr zu laufen, mein Herz rast, und bemerke noch rechtzeitig, dass sich bei den Theaterleuten kein Mensch rührt. Da ist nur Ehrfurcht und Bewunderung. Und diese Erkenntnis paralysiert mich g e radezu.
    Sie liegt auf dem Rücken, auf die Stufen drapiert. Der Lac k mini blitzt unter dem Hemd hervor. Ihre Stiefel sind so wah n sinnig sexy, dass mir der Gaumen austrocknet bei ihrem A n blick. Sie rührt sich. Ihre linke Hand greift nach ihrem rechten Handgelenk, tastet den Arm hinauf, umfasst ihren Oberarm genau dort, wo der Knoten sitzt. Dann findet ihr Blick meinen.
    Ich muss gegen den Drang ankämpfen, in einer Geste vol l kommener Anbetung auf die Knie zu fallen.
    Mein Mädchen ist nicht irgendeine junge Frau, die von der großen Bühne träumt und das Leben an sich vorüberziehen lässt.
    Meine Schöne ist auf den Bühnen des Lebens zuhause.
     
     
    Amber
     
    „Glückwunsch, Amber Rain. Du warst fantastisch.“
    Seine Begeisterung ist so ehrlich, dass mir das Grinsen auf mein Gesicht gekleistert bleibt. Der Beifall der anderen war wunderbar. Sein Lob ist eine Droge. Ich komme gar nicht mehr runter von dem High. Ich greife nach meinem Cha m pagnerglas und lasse es gegen seines klirren. Wir sitzen bei Pret a Manger, in der St. James Road, mitten in der City of Wes t minster. Crispin hat das Café vorgeschlagen. Er schätzt die fr i schen Zutaten, die hier verwendet werden, ohne Geschmack s verstärker oder andere Zusatzstoffe. Vor uns steht neben der Flasche Champagner ein buntes Arrangement aus frischen Fruchtsalaten, Sandwiches und Wraps. Erst jetzt merke ich, wie ausgehungert ich bin.
    „Danke. Crispin, es war“, meine Stimme überschlägt sich, wie bei einem aufgedrehten Pampersrocker, „unglaublich. Ich habe mir das so lange gewünscht. Wieder spielen zu können. Menschen, die mir dabei zuschauen. In einer Rolle aufzugehen. Deshalb bin ich letzte Woche überhaupt dorthin gegangen. Ich wusste ja, dass es keine gute Idee war. Improvisationen am Piccadilly. Ausgerechnet einem der belebtesten und offensten Plätze von ganz Europa. Aber ich wollte es unbedingt probi e ren. Unbedingt.“
    „Was war heute anders?“ Er nimmt einen Schluck von se i nem Champagner und stellt das Glas wieder ab. Von dem ve r planten Stoppelgesicht von heute Morgen ist nichts mehr ü b rig. Gut, der Dreitagebart ist geblieben, aber gemeinsam mit seinem Attire hat er auch seine Souveränität wieder angelegt. Das Seil um meinen Oberarm schneidet mir in die Haut, als ich nach einem Bagel mit Frischkäse und Kresse greife. Ich muss lächeln. Niemand hier würde ahnen, dass der Mann mit dem Designeranzug und dem perfekt sitzendem Haar davon träumt, anderen Schmerzen zuzufügen. Dieses Geheimnis teilen nur wir. Stolz wächst in meiner Brust. Ein anderer Stolz als der über mein Vorsprechen.
    „Du warst anders. Das Seil. Der Platz war zwar noch gena u so weit und bedrohlich, aber das Seil hat mich zusammengeha l ten. Es hat mich an die Realität geknüpft, an die Bühne. Es war wie am Telefon.“
    Damit bringe ich ihn offenbar aus dem Konzept. Fragend legt er den Kopf schief. „Am Telefon?“
    „Ähm, ja.“ Hitze steigt mir vom Hals in die Wangen. Ach, was soll's. Er weiß doch, was ich am Telefon treibe. „Die A n rufe“, gebe ich zu. „Ich konnte das Spielen nicht lassen. Aber auf eine Bühne konnte ich auch nicht. Zu viele Leute. Zu viel Platz. Also habe ich angefangen, Fremde anzurufen und mit ihnen zu spielen. Mein Zuhause hat mir die Sicherheit gegeben, das tun zu können. Ich habe mir das Telefonbuch genommen und mir bei den Namen vorgestellt, was für Menschen das sind. Und dann bin ich in die Rolle geschlüpft, die am besten zu ihnen passte.“
    Das allzu vertraute halbe Lächeln zupft an seinem Mundwi n kel. „Und was für einen

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