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Amber Rain

Amber Rain

Titel: Amber Rain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicity La Forgia
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ergriffen hat, noch weiter. „Ich muss in den Club.“
    „Du willst jetzt in den Club? Spielen?“
    „Amber, bitte.“ Er reibt sich mit der Hand über die Schläfe, schließt kurz die Augen. Eine eisige Faust aus Angst wühlt in meinen Eingeweiden. So kenne ich ihn nicht und ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat, dass er ausgerechnet jetzt in den Club will. Ohne mich. Er atmet einmal hörbar aus, dann sieht er mich endlich an. Wirklich an.
    „Es hat einen Unfall gegeben. Eine Freundin von mir ist ve r letzt.“
    „Verletzt?“ Eine Freundin von ihm? Ich kann mir sehr gut vorstellen, was er mir zu sagen versucht. Und auch wenn ich mir eigentlich Sorgen machen sollte, über eine Frau, die offe n bar Hilfe braucht, kann ich nur diese Fremde sehen, eine Frau ohne Gesicht, die nackt vor Crispin in den Seilen hängt, die Beine weit gespreizt, seine linke Hand zwischen ihren Sche n keln, wie er sie erregt, während er sie mit der Rechten schlägt. Die Eisfaust in meinem Magen greift nun auch nach meiner Kehle. Er ist schon halb aus der Tür, da komme ich zu mir. Verdammt, Amber. Denk an das, was wichtig ist. Ich pflücke meinen Trenchcoat von der Garderobe und eile hinter ihm her. „Ich komme mit.“
    Er widerspricht mir nicht, aber er sagt auch nicht, dass er sich über meine Unterstützung freut. Die Fahrt verbringen wir schweigend. Seine Knöchel sind ganz weiß, so fest umfasst er das Lenkrad. Er bringt den Wagen direkt vor der Eingangstür von Club 27 zum Stehen. Normalerweise ist auf der weiten Kiesauffahrt das Parken verboten, aber das stört ihn heute o f fenbar nicht. Er öffnet die Tür und steigt aus. Ich beeile mich, es ihm nachzutun. In langen, ausgreifenden Schritten geht er auf die Eingangstür zu und verschafft sich mit einer Schlüsse l karte Einlass. Ich folge ihm ins Foyer. Kaum haben wir die Schwelle übertreten, tritt ein Mann auf ihn zu. Mittelgroß, schütteres rotblondes Haar und um einiges kleiner als Crispin.
    „Wo ist sie?“ Crispin lässt den anderen gar nicht zu Wort kommen. Die Augen des Rotblonden schauen kurz in meine Richtung. Ich weiß nicht, was er denkt.
    „Hinten. Im Ruheraum. Sie will nicht, dass wir einen Kra n kenwagen rufen.“
    „Ich spreche mit ihr.“ Und schon eilt er weiter, an der Ga r derobe vorbei. Ich stehe ein wenig planlos in der Empfangsha l le. Folgen? Warten? Als ich mich entschlossen habe, ihn hie r her zu begleiten, habe ich mir nicht ausgemalt, wie es dann weitergehen soll. Ich habe gedacht, er würde meine Unterstü t zung brauchen. Hinterher, vielleicht. Aber jetzt würdigt er mich nicht einmal eines Blickes, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Die Wände um mich herum scheinen plötzlich so weit weg. Ich verliere den Halt. Nicht jetzt. Ich darf jetzt nicht die Nerven verlieren. Ich denke daran, was Crispin mir gesagt hat. Die Bedrohung ist nur in meinem Kopf. Ich kann sie besiegen. Mir geht es gut. Nicht ich bin es, die jetzt seine Hilfe braucht, sondern die Fremde in dem Ruheraum. Langsam zieht die drohende Panik ihre Krallen ein.
    „Ich bin George. Ich denke, du musst Amber sein?“ Der Fremde streckt mir die Hand hin, und ich ergreife sie dankbar.
    „Ja. Ich bin Amber. Ich bin mit Crispin hier“, füge ich erkl ä rend hinzu, weil man das durchaus nicht mitbekommen haben könnte, so wie er mich behandelt hat in der letzten halben Stunde.
    George lächelt freundlich. Er hat Grübchen in beiden Wa n gen, die sein Gesicht um mindestens zehn Jahre verjüngen. Er sieht aus wie einer, der seine Freizeit mit Pferden verbringt und immer an der frischen Luft ist. Die Frage streift mich, was e i ner wie er in Club 27 macht. Seile, so wie Crispin? Oder etwas anderes? Szenarien spielen sich in Windeseile vor meinem i n neren Auge ab, nichts davon ist in diesem Augenblick eine willkommene Vorstellung.
    „Komm, ich zeige dir, wo es lang geht. Michaela wird es nichts ausmachen, wenn du dabei bist.“ Er greift mich leicht am Unterarm und führt mich in den hinteren Bereich der Empfangshalle. Der große Raum, in dem ich Crispin das erste Mal getroffen habe, ist heute voll erleuchtet. Menschen sind zwar dort, aber allen steht der Schock ins Gesicht geschrieben. Von der erotischen Atmosphäre, die hier sonst herrscht, ist nichts mehr übrig. Die Härchen in meinem Nacken stellen sich auf. Irgendwas Schreckliches ist hier geschehen, und es macht mich nervös, nicht zu wissen, was Crispin mit all dem zu tun hat.
    Verborgen von der großen Freitreppe im hinteren

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