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Amber Rain

Amber Rain

Titel: Amber Rain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicity La Forgia
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dennoch bezahlt wird, wäre eine angenehme Sache. „Ich halte Sie nicht auf, Maya“, sage ich ruhig. „Sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie eine neue Stelle gefunden haben. Falls sie ein Referenzschreiben für Bewerbungen bra u chen, stelle ich Ihnen gern so etwas aus.“
    „Sie wollen mich ja auch gar nicht mehr hier haben“, klagt sie mich an.
    „Ich kann Amber nicht verbieten, wenn sie sich im Haus nützlich machen will. Sie ist es nicht anders gewöhnt. Ich kann Ihnen gern die Stundenzahl verringern, und Sie und Amber teilen sich die Arbeit, aber es klingt so, als wollten Sie gar nicht mehr hier sein, und dann möchte ich der letzte sein, der Sie aufhält.“
    „Habe ich schlecht gearbeitet, Sir?“
    „Nein, Maya. Ich bin sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit.“
    „Aber Ihre neue Freundin nicht.“
    „Hat sie das gesagt?“
    „Das braucht sie nicht zu sagen. Es ist ja eindeutig, wenn sie alles an sich reißt.“
    Ich unterdrücke ein erleichtertes Aufatmen, als das Taxi in die Einfahrt einbiegt und ich Maya und ihre Jammerei endlich los bin. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass es sie verletzt, so urplötzlich ersetzt zu werden. Aber erstens war das nie me i ne Absicht, und zweitens macht es mich viel zu glücklich, dass Amber mein Haus zu ihrem Haus erkoren hat.
    Ich finde sie in der Küche, über Töpfe auf dem Herd g e beugt, aus denen der Dampf aufsteigt. Sie richtet sich auf und lächelt mir entgegen.
    „Hier riecht es aber gut“, bemerke ich und stelle meinen A k tenkoffer auf einen der Esszimmerstühle.
    „Du kommst spät.“ Sie legt die Arme um meinen Nacken. Ihr Haar duftet nach der Casserole, die auf dem Herd vor sich hin köchelt. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Amber ist keine besonders gute Köchin, aber das ist mir egal. Sie kocht für mich. Nur das ist wichtig.
    „Danke nochmal für heute früh. Es tut mir leid, dass ich de i nen Tag so durcheinander gebracht habe.“
    Meine Hände verfangen sich in ihren Haaren. Ich kann gar nicht glauben, dass ich so viele Jahre nach der Arbeit in ein le e res Haus gekommen bin und das hier nie vermisst habe. Den wohlverdienten Kuss. Das strahlende Lächeln. Ich habe all di e se Dinge seit weniger als einer Woche, und ich kann mir nicht mehr vorstellen, jemals wieder ohne sie zu sein. „Bedank dich nicht, meine Schöne. Du sollst wissen, dass ich immer für dich da bin.“
    „Das weiß ich.“
    Nach dem Essen wünscht Amber sich einen Fernsehabend, obwohl nicht mal etwas Interessantes läuft. Doch es ist keine verschwendete Zeit, weil wir sie miteinander verbringen. Mi t einander, auf der Couch in meinem Wohnzimmer, aneinande r geschmiegt. Es ist Samstagabend, und ich schaue mir irgende i ne vollkommen sinnfreie Unterhaltungsshow mit schlechter Musik an, und ich habe nicht das geringste Bedürfnis, die Seile auszupacken. Früher habe ich mich die ganze Woche über hochgeschaukelt und alle Aggressionen für das Wochenende tief in meinem Inneren gespeichert. Ich habe auch jetzt A g gression in mir. Ganz klein, ganz tief in einem dunklen Teil meiner Seele. Solche Dinge wie diese Schießerei im West End, die kann ich nicht einfach abhaken. Sie sind immer da, sie hi n terlassen einen Abdruck, und in der Summe ergeben all diese Abdrücke irgendwann das nicht zu ignorierende Bedürfnis, das Ventil zu finden und all das rauszulassen, was mich von innen her vergiftet.
    Aber nicht heute. Und ich denke nicht einmal darüber nach. Ich weiß, dass es da ist, das Tier, ganz tief drinnen. Gezähmt, für den Moment.
    Amber rührt sich in meinen Armen. „Wo bist du gewesen?“, fragt sie.
    „Das willst du gar nicht wissen. Es war nicht schön.“
    „Warum machst du einen Job, den du nicht ausstehen kannst?“
    „Oh, ich mag meine Arbeit, aber manchmal passieren Dinge, die ich am liebsten ungeschehen machen will. Reden wir nicht drüber, Baby. Es macht den Abend kaputt.“
    Sie schweigt eine Weile. Ein Sternchen im pinkfarbenen Lackkleid und mit viel zu viel Lippenstift singt, umwabert von Trockeneisnebel, über den Mann, der ihr Herz gestohlen hat. Ich verdrehe die Augen und trinke einen Schluck Bier.
    „Das ist deine zweite Flasche“, bemerkt Amber und stößt mir ihren Ellenbogen spielerisch zwischen die Rippen.
    Ich ziehe die Brauen hoch. „Du fängst jetzt schon an, mir die Trinkerei vorzuhalten? Ich hab gedacht, es dauert länger, ehe man dieses Stadium der Intimität erreicht hat.“
    Sie kichert. „Ich habe auch gedacht, es dauert

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