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Amber Rain

Amber Rain

Titel: Amber Rain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicity La Forgia
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rauscht es, schnelle Schritte auf Holz, dann gedämpfte Stimmen. Noch immer kann ich kein Wort sagen.
    „Zum Trafalgar Square“, höre ich Crispin leise sagen und dann wieder lauter und offensichtlich zu mir. „Auf einer Skala von Eins bis Zehn, Amber, wie schlimm ist deine Angst jetzt? In diesem Moment?“
    Ich horche in mich hinein. Außer der bodenlosen Erschö p fung ist da nicht mehr viel zu fühlen. Nur noch mein Her z schlag hallt zu schnell und hohl in meiner leeren Brust. „Sechs“, antworte ich, so leise, dass ich nicht glaube, dass er mich verstanden haben kann.
    „Und vorhin? Als du mich angerufen hast? Wie schlimm war es da?“
    Diesmal muss ich nicht überlegen, um antworten zu können. „Zehn.“
    „Es ist also fast nur noch halb so schlimm. Verstehst du das? Du selbst hast das geschafft, Amber. Ich habe dir nur geholfen. Aber geschafft hast du es selbst. Du hast selbst erkannt, dass die Gefahr nicht wirklich existiert. Du hast dich beruhigt und einen Weg gefunden, dich deiner Angst zu stellen. Es liegt an dir. Du kannst die Angst aushalten und besiegen. Du bist wahnsinnig stark, Amber Rain.“
    Die Art, wie seine Stimme meinen Namen streichelt, bringt mich zum Lächeln. Ein trauriges Lächeln zwar, aber eines, das von Herzen kommt. So viel Ehrlichkeit schwingt mit in seinen Worten, dass ich sogar selbst beginne, sie zu glauben. „Danke, Crispin“, flüstere ich.
    „Nichts zu danken, Baby. Warte noch ein bisschen. Ich bin gleich da und hole dich ab.“
    „Was ist mit deinem Meeting?“ Der Einwand klingt schwach. Hauptsächlich deshalb, weil ich eigentlich gar nicht will, dass dieses Meeting so wichtig ist, dass er mich deshalb nicht abh o len kann. Ich will mich auf seinem Schoß verkriechen und die Welt aussperren in seiner Umarmung.
    „Das kann ich absagen.“
    „Aber ich will nicht, dass du in deiner Arbeit Schwierigkeiten bekommst.“
    „Nicht“, sagt er, seine Stimme ganz sanft, ganz ruhig. „Nicht nachdenken, Amber. Ich hole dich ab, und alles andere ist u n wichtig.“

9
     
    Crispin
     
    Mein Tag hat sich ewig in die Länge gezogen. Nachdem ich Amber am Trafalgar Square abgeholt und sie nach Hause g e bracht habe, bin ich eine Stunde bei ihr geblieben, bis sie sich soweit beruhigt hatte, dass sie sich hinlegen und ein wenig schlafen konnte. Die Ereignisse des Morgens haben sie viel Kraft gekostet. Ich hatte mir gewünscht, dass ich bei ihr ble i ben könnte, aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Zweimal hat in dieser einen Stunde mein verdammtes Handy geklingelt, und schließlich konnte ich die Met nicht mehr abwimmeln und bin ins West End zurückgekehrt, um mich mit größtem Enth u siasmus der Entwirrung der Hintergründe einer mitternächtl i chen Schießerei vor der Bond Street Tube Station zu widmen.
    Sechs Verdächtige, eine verschwundene Tatwaffe und ein schwerverletzter Inder, das hat drei meiner Kollegen dann doch hoffnungslos überfordert. Ich glaube nicht, dass ich eine allzu große Hilfe gewesen bin, schließlich war ich in Gedanken die ganze Zeit bei Amber. Aber Green hat sich hinterher artig für meine Unterstützung bedankt, und Officer Redding sah ein wenig pikiert darüber aus, dass ich ihr nicht halb so viel Au f merksamkeit wie üblich geschenkt habe.
    Die Außenbeleuchtung meines Hauses hat sich bereits eing e schaltet, als ich den Wagen in der Einfahrt abstelle. Ich habe Maya gebeten, Überstunden zu machen, damit Amber nicht allein im Haus ist. Das Hausmädchen steht, ihre Handtasche unterm Arm, in der Haustür und sieht mir mit säuerlicher Mi e ne entgegen.
    „Lassen Sie sich von Ihrem Taxifahrer eine Quittung ausste l len, ich erstatte Ihnen die Sonderausgabe in bar, wenn Sie das nächste Mal zum Dienst kommen“, erkläre ich ihr, und sie zückt ihr Handy. „Wo ist Amber?“
    „In der Küche.“ Sie wendet sich von mir ab, während sie mit der Taxizentrale spricht. Ich verdrehe die Augen ein wenig. Maya war zu lange bei mir beschäftigt. Ich denke, es ist Zeit, dass ich einen neuen Wirkungsort für sie finde.
    „Ich möchte kündigen“, unterbricht sie meine Gedanken und steckt das Handy in ihre Tasche. Sie sieht mir nicht in die A u gen. Das ist interessant.
    „So? Warum?“
    Sie hebt die Schultern. „Ihre neue Freundin. Amber? Ja, A m ber. Sie macht alles selbst. Das geht schon die ganze Woche so. Wenn Sie nicht zuhause sind, habe ich gar nichts mehr zu tun.“
    Und ich hätte gedacht, Arbeit, die man nicht erledigen muss und für die man

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