Amber Rain
verfassen.“
„Ich würde es tun.“
„Unter welchen Voraussetzungen?“
„Sie ist nicht vollständig nackt, und ob sie kommt, ist meine Entscheidung.“ Ich weiß, dass die besten Shows die sind, wo das Model sich vollkommen gehen lässt. Es sind diese Vorste l lungen, die bleibenden Eindruck beim Publikum hinterlassen. Es erfordert eine bestimmte Art von ausgeprägtem Exhibiti o nismus sowohl vom Rigger als auch von seinem Model, wenn sie unter den Augen von ein paar Hundert Bondage-Fans zum Orgasmus kommt. Ich habe es selbst nur zwei oder drei Mal gesehen.
„Mit wem wirst du arbeiten?“, fragt Emily, die sich neben George gesetzt hat.
„Mit Amber Rain.“
„Sie ist bezaubernd“, sagt Emily nachdenklich, „aber bist du sicher, dass sie so weit ist? Sie ist ganz neu in der Szene.“
„Sie ist nicht Teil des Lifestyles.“ Ich finde es wichtig, das zu betonen. Amber Rain ist nicht meine Sub. Sie ist meine Gelie b te. Es gibt Menschen, und dazu gehören auch George und E mily, für die der Unterschied nur in der Bezeichnung liegt. Für mich hingegen ist der Unterschied weltbewegend.
„Was ist, wenn sie zusammenbricht? Während der Show, o der sogar bevor du überhaupt anfängst?“
Ich kann Georges Einwände verstehen. Zuviel hängt davon ab, dass die Show ein Erfolg wird. Zu lange schon geht das Hin und Her mit den Veranstaltern. Club 27 ist eine Legende in der Londoner SM-Szene, und die Convention in Notti n gham ist das größte Ereignis ihrer Art auf englischem Boden. Wer im Lifestyle mitreden will, muss dort bei den Shows mi t arbeiten. Eine Absage mit knapp zwei Wochen Zeitfenster ist das geringere Übel als ein ganz kurzfristiger Ausfall, der nicht mehr kompensiert werden kann, oder ein Versagen der Pe r former auf der Bühne. Beides würde ein erheblich negativeres Licht auf Georges Club werfen.
„Sie wird nicht zusammenbrechen. Sie ist das emotional stärkste Model, das ich je hatte.“ Ich lächele Emily um Verg e bung bittend an.
„Sie bedeutet dir sehr viel, nicht wahr?“ Sie legt ihre Hand auf mein Handgelenk.
„Ja, das tut sie.“
„Du verbürgst dich für sie?“ George ist nicht überzeugt.
„Wenn du es vorziehst, die Show abzusagen, George, dann tu das. Ich werde es dir nicht vorwerfen, ich kann es verstehen. Für dich hängt zu viel davon ab. Ich verbürge mich nicht nur für Amber, ich liebe sie, und ich werde dafür sorgen, dass sie nicht versagt. Das ist für sie zehnmal wichtiger als für dich, das kann ich dir versprechen.“ Ich trinke meinen Kaffee aus und erhebe mich. „Sag mir einfach bis morgen Bescheid, wie du dich entschieden hast, ja? Es wäre gut, wenn ich noch ein w e nig Vorbereitungszeit mit ihr habe, wenn deine Antwort ja la u ten sollte.“
Emily räumt die Kaffeetassen ab, während George mich zur Tür begleitet. „Warum, Crispin?“, fragt er.
„Warum was?“
„Warum willst du das mit ihr tun? Sie ist nicht deine Sub, sie ist deine Freundin, deine Lebensgefährtin. Ich habe noch nie erlebt, dass eine Frau dich so beeinflusst hat. Was ist das mit ihr, dass du glaubst, sie kann das?“
Ich drehe mich um und lächele auf ihn hinunter. „Sie liebt die Bühne, George. Und weißt du was? Die Bühne liebt sie z u rück. Das ist ihr Zuhause. Das ist ihre Welt. Sie wird nicht ve r sagen. Glaub mir.“
Amber
Der Kingly Court zwischen Carneby und Regent Street ist ein dreistöckiges Gebäude, das früher als Gericht genutzt wurde, jetzt jedoch eine trendige Shoppingadresse ist. Niederlassungen verschiedener Modeketten haben in den einen großen, begrü n ten Innenhof umspannenden Galerien genauso einen Platz g e funden wie urige Second-Hand-Läden und ausgefallene Desi g nergeschäfte. Ich bummle planlos durch die Stockwerke und genieße es, hier zu sein. Bei jedem Schritt spüre ich den Mu s kelkater in meinen Oberschenkeln wie ein sanftes Streicheln. Allein hier zu sein ist ein riesiger Schritt für mich. Ich lasse Miss Sixty und The Face hinter mir und konzentriere mich nur auf die kleinen Geschäfte. Die mit den nur karg beleuchteten Schaufenstern und den winzigen Türen, die fast untergehen zwischen all der Largesse. Was schenkt man einem Mann, der alles hat? Ich habe ihm meinen Körper zum Geschenk g e macht. Wahrscheinlich ist das schwer zu toppen, aber ich wü n sche mir noch etwas Greifbareres. Etwas, das ich ihm mitg e ben kann, wenn er unterwegs ist, oder zumindest etwas, das auch für andere symbolisiert, was er mir
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