Amber Rain
Bauch angetan, direkt neben der Taille. Blumen mit violetten Blüte n blättern und nachtblauen Adern. Beweise für Schmerz, brutal in ihrer Erscheinung, aber doch ein Zeugnis für eine Lust, die so allumfassend war, so tief und so verschlingend, dass sie mein Leben verändert hat. Ich weiß, dass ich heute nicht mehr Crispins Band um meinen Oberarm brauche, um mich den Ängsten des Lebens draußen zu stellen. Ich trage meinen A n ker jetzt auf der Haut. Er hat sich eingebrannt auf meinem Körper, sich in meine Seele gefressen und mich aufgefangen. Amber, wie es sie vor einer Woche gab, gibt es nicht mehr. Ich bin jetzt Amber Rain, nur noch Amber Rain. Stark durch seine Hand, ein Kunstwerk aus Mut und Hingabe. Ich bin sein. Für immer sein.
Wir frühstücken wieder allein. Meine Kehle ist zugeschnürt von dem Gefühl aus Liebe, das mich überflutet, wann immer ich ihn anschaue.
„Noch eine Tasse Tee?“, fragt er mich und schwenkt die Kanne.
„Nein. Danke. Ich habe genug“, sage ich und weiß, dass ich lüge. Ich werde nie genug haben von ihm. Und ich will ihm etwas zurückgeben. Mehr als nur meinen Körper zu seiner Verwendung. Ich will, dass er stolz ist auf mich, und ich will ihm zeigen, was er mir gegeben hat. Ich will beweisen, dass ich es geschafft habe. Durch ihn, dass ich keine Angst mehr habe.
„Ich hab was in der Stadt zu besorgen. Du wolltest heute o h nehin zu Michaela, oder?“
Einen Augenblick mustert er mich, im Blick eine Frage. Er scheint zu einem Ergebnis gekommen zu sein, denn schließlich nickt er. „Ihr geht es nicht gut. Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie denkt, dass die Performance jetzt ihretwegen abgesagt werden muss.“
„Hast du dir überlegt, was ich dir am Samstag gesagt habe?“
„Dass du mit mir performen würdest?“ Er betont jedes Wort in diesem Satz, seine Stimme sehr ruhig, sehr akzentuiert. Ich weiß mittlerweile, was das bedeutet. Es ist der Dom, der jetzt zu mir spricht, nicht der zärtliche Lover. Er will mir klar m a chen, dass ich meine Antwort gut überdenken soll, dass meine Worte Konsequenzen haben werden. In die eine oder andere Richtung.
Ich schlucke trocken, doch mein Entschluss steht fest. „Ja. Aber ich habe Bedingungen. Wenn du das mit mir machen willst, dann brauche ich bestimmte Sicherheiten.“
„Natürlich.“ Ich warte, dass er mich dazu auffordert, weite r zusprechen, aber er tut es nicht. Er will, dass ich weiterrede, gibt mir die Zügel in die Hand. Er weiß, dass mich das veruns i chert, muss es wissen, denn er hat viel zu feine Antennen, um so einen offensichtlichen Charakterzug von mir übersehen zu haben. Aber er gibt nicht nach.
Ich lecke mir über die Lippen und suche Halt in seinem Blick. „Ich will das tun. Ich lebe für die Bühne, Crispin, das weißt du. Aber ich habe Grenzen. Auch, nein, selbst wenn du dabei bist. Ich möchte“, ich drehe die Worte in meinem Kopf hin und her. Himmel, warum fällt es mir so schwer, sie ausz u sprechen? Es ist nun wirklich nicht so, dass ich Angst haben müsste, dass er rot anläuft, wenn ich die Dinge beim Namen nenne. Hallo? Amber! Das ist der Typ, der keine Miene dabei verzieht, wenn er dir sagt, dass er seinen Schwanz in der Hand hatte, während er sich vorstellte, wie deine Pussy schmeckt. Ich räuspere mich und nehme allen meinen Mut zusammen. „Ke i ne Penetration vor dem Publikum. Ich will nicht, dass du mich auf der Bühne f… fi… fickst.“
Sein Mundwinkel zuckt ein wenig, als ich das Wort endlich über die Lippen gezwungen habe. Aber ich rechne ihm hoch an, dass er sonst vollkommen ernst bleibt. Er nickt.
„Einverstanden. Gibt es sonst noch etwas?“
„Ich weiß nicht, ob ich mich wohl damit fühlen würde, wenn du mich … wenn du mich zum Orgasmus bringst vor den Le u ten.“
„Das verstehe ich, Amber. Aber ich würde es gern nicht au s schließen. Ich würde gern selbst entscheiden, ob ich dich kommen lasse. Das, was wir machen, ist sehr intensiv. Und es kann deinen Körper unter enormen Stress stellen. Ein Orga s mus bietet dir die Möglichkeit, all diese Spannung zu entladen. Er kann heilsam sein. Ich möchte die Option nicht von vorn e herein ausschließen, dass ich ihn dir geben kann, wenn ich denke, dass du ihn brauchst.“
Oh Gott. Er redet, als ob wir hier die Konditionen für den Verkauf einer Biogasanlage verhandeln. Trotzdem komme ich nicht umhin, zu sehen, worauf er hinaus will. Ich weiß, dass er Recht hat, dass er die Fähigkeit hat, mich an Orte zu
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