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Amber Rain

Amber Rain

Titel: Amber Rain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicity La Forgia
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bedeutet.
    Ich bleibe vor dem Schaufenster eines Goldschmiedes st e hen. Nur wenige Arbeitsstücke liegen auf den samtbezogenen Regalen im Fenster. Amulette, Bänder aus Gold, die mit and e ren Materialien verknüpft sind. Teils mit Stoffen, teils mit a n dersfarbigen Metallen, oder geschliffenem Stein. Magnetisch wird mein Blick von einem Halsband angezogen, das ganz hi n ten in der Auslage auf einer Büste ausgestellt ist. Der Korpus ist aus schwerem, schwarzem Samt. Darüber spinnt sich ein Geflecht aus feinziseliertem Gold, geknotet und verwoben in einem komplizierten Muster. Jeder winzige Knoten wird betont von einem minusculen Steinchen, jeder davon schimmert in einer anderen Farbe, sodass sich auf dem Samt zwischen dem Goldgeflecht alle Farben des Regenbogens im Licht eines kle i nen Scheinwerfers spiegeln. Ich sehe auf das Preisschild. Dre i hundertzwanzig Pfund. Zu viel, als dass ich es mir guten G e wissens leisten könnte. Aber ich habe gespart in den letzten Monaten, und eine kleine Sünde ist ja wohl erlaubt für den Mann, den man liebt.
    Und wenn er gar nichts mit der Geste anfangen kann? Ich habe keine Erfahrung, was den Lifestyle betrifft. Meine einzige Referenz ist eine beeindruckende Sammlung aus eBooks, die unter dem Unterpunkt „Sonstiges“ auf meinem eReader g e speichert sind. Nichts, was ich darin gelesen habe, hat mich auf Crispin vorbereitet. Wie also soll ich mir sicher sein, dass es nicht ein plakatives Gerücht ist, dass die intimste Geste zw i schen einem Dom und seiner Sub es ist, wenn sie sein „Hal s band“ trägt? Wann immer ich davon gelesen habe, hat mich das Innuendo darin abgestoßen. Die Vorstellung, ein Halsband zu tragen, wie ein Hund, empfand ich als demütigend und, ja, als pervers. Aber dieses Kleinod in dem Schaufenster, das ist ein Kunstwerk. Ich kann es mir vorstellen an meinem Hals. Für Crispin. Ein Zeichen, das Besitz anzeigt, aber viel mehr noch das Besondere, das wir teilen. Die Liebe zur Ästhetik und die Reinheit des Augenblicks, wenn er diese Ästhetik auf die Spitze treibt. Für Außenstehende wäre es einfach nur ein sch ö ner Schmuck. Besonders passend zu einem tief dekolletierten Kleid mit Carmen-Ausschnitt, das viel Haut zeigt.
    Sicherer jetzt, greife ich nach der Türklinke. Im Inneren des kleinen Ladens ist es schummrig. Nur durch eine Tür, die in ein Hinterzimmer führt, strahlt klares Licht. Es riecht nach Räucherstäbchen, Kerzenwachs und Chemikalien. Ein Win d spiel an der Tür verkündet mein Eintreten. Niemand steht hi n ter dem Verkaufstresen. Zweifel überkommen mich. Sollte eine solche Entscheidung nicht Crispin zustehen? Presche ich nicht zu schnell nach vorn? Immerhin, es sind gerade erst einmal wenige Wochen, die wir uns kennen. Wenige Wochen zwar, in denen er mir nicht ein einziges Mal signalisiert hat, dass er meiner überdrüssig werden könnte, aber auch das macht die eigentliche Zeitspanne nicht länger. Eine junge Frau kommt aus dem Hinterzimmer, öffnet dabei die Tür komplett.
    Ich bitte sie, mir das Halsband näher zu zeigen. Sie trägt au f fallende Ohrringe. Sie schließt die Vitrine auf, nimmt das Band heraus. Ich darf es sogar in die Hand nehmen. Es ist erstau n lich schwer. Ich liebe es. Ich wiege es in der Hand. Ich weiß nicht. Ich zögere. Ich will es haben. Aber wird Crispin verst e hen, was ich damit sagen will? Ist nicht er es, der es mir kaufen müsste? Zweifel sind schlecht. Zweifel nehmen mir den Halt, den ich brauche. Ich lege das Band auf die Glasplatte des Ve r kaufstresens. Meine Augen irren durch den Raum. Bleiben an der Tür zum Hinterzimmer hängen. Zwei weitere Angestellte arbeiten dort an Werktischen. Ein ungutes Gefühl braut sich in mir zusammen. Dunkle Gewitterwolken, die in meinen Kopf aufzusteigen beginnen. Ein knisterndes Geräusch aus dem Hinterzimmer. Einer der beiden Goldschmiede arbeitet gerade mit einem Bunsenbrenner. Die Wolken werden schwarz. Turmhohe Kumuli, die an den Rändern beginnen zu zerfasern, beginnen zu verwischen. Drohen, sich zu neuen Bildern zu formen. Ich zwinge mich, tief und gleichmäßig zu atmen. Ein Bunsenbrenner. Nur ein Bunsenbrenner. Kein offenes Feuer. Ich kann das. Die Gefahr ist nur in meinem Kopf.
    Die Stimme der Verkäuferin dringt verzerrt zu mir durch. Sie erklärt irgendwas zu der Verarbeitung der Edelsteine. Der Sinn dringt nicht zu mir durch. Atmen, Amber, Fokus. Ich hole Luft, um ihr zu antworten.
    Und da geschieht es. Der mit dem Bunsenbrenner in der Hand dreht

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