Amber Rain
führen, an denen ich die Erlösung dringender brauche als die Luft zum Atmen. Deshalb nicke ich zaghaft. „In Ordnung.“
Er muss meine Zweifel gespürt haben, denn über den Tisch hinweg greift er meine Hand. „Ich mache dir einen Vorschlag, Amber. Wir können es so arrangieren, dass du dein Höschen anbehältst. Das gibt dir ein Mindestmaß an Privatsphäre, aber ich habe dennoch genug Möglichkeiten, mit dir zu arbeiten. Ist das für dich ein Kompromiss?“
Ich teste die Vorstellung einen Augenblick. Wie er es anste l len will, mich zu erlösen, wenn er mich nicht einmal wirklich berühren kann, dort, ist mir ein Rätsel. Aber dann, das ist sein Problem, seine Aufgabe, ich bin mir sicher, dass er weiß, w o von er redet. „Ja. Ja, das ist in Ordnung. Damit kann ich l e ben.“
Über den Tisch hinweg greift er nach meinem Gesicht, fasst nach einer Strähne meines Haares, die mir über die Schläfe g e fallen ist, spielt damit, wickelt sie um seinen Zeigefinger. Nicht ganz zart zieht er daran, bis mein Kopf seiner Bewegung folgt, ich halb aufstehen muss, um zu vermeiden, dass es zu sehr ziept an der Kopfhaut. Erst als mein Gesicht ganz nah vor se i nem ist, lässt der Druck nach. Sein Atem fächert über meine Lippen.
„Du bist eine außergewöhnliche Frau. Amber Rain Nich o las.“
Crispin
Auf dem Rückweg von einem Meeting in Paddington Green mache ich am Club 27 halt. Es ist zwei Uhr am Dienstagnac h mittag. Das schmiedeeiserne Zufahrtstor ist geschlossen, ich stelle den Wagen am Straßenrand ab und öffne das Tor mit meiner Chipkarte. Der Weg zum Haupthaus ist kurz genug für einen kleinen Spaziergang. Die Jalousien sind hochgezogen, im Obergeschoss sind die Fenster geöffnet. Mit seinem kleinen, gepflegten Park mit Springbrunnen und Rosenbögen, der bre i ten Auffahrt und den verspielten Säulchen vor dem Portal sieht das Anwesen aus wie der Rückzugsort einer Millionärsfamilie. George Abbots Gartenfirma ist damit beschäftigt, im hinteren Teil des Parks die Hecken zu schneiden.
Ich trete nicht durch das Hauptportal ein, sondern gehe um das Haus herum zum Hintereingang. Hier ist alles sehr viel ei n facher gehalten, der Pomp von Foyer und Salon fehlt ganz. Drei Türen führen von einem schmalen, mit Sisalteppich au s gelegten Gang ab. Die dritte dieser Türen führt in den Raum, der während des Wochenendes als Ruheraum für Subs ve r wendet wird, die sich überfordert fühlen. Nach jedem ausg e sprochenen Safeword, mindestens dann, wird die Frau hier herein geführt und von George und seiner hochschwangeren Frau Emily versorgt und beruhigt, wenn sie das wünscht.
Heute sitzt George allein an seinem Schreibtisch, als ich klopfe. Die Tür ist nur angelehnt. Erstaunt blickt er auf. „Cri s pin?“
„Kann ich reinkommen?“
„Ja, natürlich, selbstverständlich.“ Er weist auf die Sitzgru p pe, das alte Kordsofa, auf dem ich Michaela gehalten habe, und den niedrigen Tisch davor. „Kann ich dir etwas anbieten? Ka f fee? Whisky?“
Ich muss lachen. „Schau mal auf die Uhr, George. Ein bis s chen zu früh für Whisky. Einen Kaffee nehme ich gern, da n ke.“
„Ich bin gleich wieder da. Mach es dir bequem.“ Es dauert keine Minute, bis er zurück ist. „Emily wird gleich mit dem Kaffee kommen. Nun sprich. Was treibt dich hierher?“
„Hast du von Michaela gehört?“
„Sie ist auf dem Weg der Besserung. Es werden wohl keine Narben bleiben. Du solltest sie besuchen, sie wird sich sicher darüber freuen. Ich habe Anthony übrigens des Clubs verwi e sen. Ich bin sicher, er findet einen anderen Ort, aber ich kann die schlechte Publicity wirklich im Augenblick nicht gebra u chen, wenn er hier bleibt.“ Seufzend nickt er zu seinem Schreibtisch. „Ich muss da etwas absagen.“ Er zuckt mit den Schultern.
Emily tritt ein. Sie lächelt mir zu. „Schön, dich zu sehen, Crispin.“ Emily Abbott ist wahrscheinlich die gelenkigste Frau, die ich jemals in meinen Seilen hängen hatte. Mit ihr fing es an, dass George Fotos von meinen Szenen gemacht hat. Sie sind seit knapp drei Jahren verheiratet und erwarten das zweite Kind. Manchmal frage ich mich, wie sie es auf Dauer schaffen wollen, den jetzt zweijährigen George junior vor dem zu b e wahren, was im vorderen Teil des lauschigen Familienheims vor sich geht.
„Du hast also noch nicht abgesagt?“, frage ich ihn ruhig und gebe Zucker in meinen Kaffee.
Sein Blick bekommt etwas Lauerndes. „Nein. Ich war gerade dabei, die E-Mail zu
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