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Amber Rain

Amber Rain

Titel: Amber Rain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicity La Forgia
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auf der Richter-Skala bricht meine Welt zusammen.
     
     
     
    Crispin
     
    Meine Arme sind wie mit Blei ausgegossen. Meine Füße st e cken in Eimern, die mit Beton gefüllt sind. Sterne flimmern vor meinen Augen.
    So habe ich das nicht gewollt. Ich wollte es ihr sagen. Ich hab verdammt nochmal jede freie Minute darüber gegrübelt, wie ich es ihr sagen kann. Aber wie sagt man einem Menschen, der einem die Welt bedeutet, dass alles mit einer Lüge begann? Nein, nicht mit einer Lüge. Mit dem Wunsch, etwas für sie zu tun. Sie zu wecken.
    Es ist ja nicht meine Schuld, dass sie mich angerufen hat. Ich versuche, mich vor mir selbst zu verteidigen, während wir uns anstarren, über das Fußende des weiß gestrichenen, weiß bez o genen Bettes hinweg. Aber es ist meine Schuld, dass ich das Telefonat nicht umgehend abgebrochen habe. Und es ist meine verdammte Schuld, dass ich sie aufgefordert habe, in den Club zu kommen. Und es ist meine verdammte Schuld, dass ich sie dazu verführt habe, sich von mir fesseln und schlagen zu la s sen. Ich habe ihr nie gesagt, wer und was ich bin. Weil ich sie nicht verlieren wollte.
    Ich habe sie verloren.
    Ich sehe sie an, und ich weiß, dass ich sie verloren habe.
    „Miss Nicholas?“ Natürlich ist es Red, die neben dem Bett steht. „Miss Nicholas, Dr. Holloway wird Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen. Ich warte draußen. Sie können ihm vertrauen, sie sind absolut sicher.“ Ein wenig Irritation liegt in ihrem Blick, als sie an mir vorbei zur Tür geht. Ich bin noch keine zwei Schritte weit im Raum. Officer Redding schließt die Tür von außen, und ich bin mit Amber Rain allein in diesem fürc h terlichen Zimmer.
    „Amber“, sage ich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Was soll ich ihr sagen? Ich habe an ihr den größtmöglichen Verrat geübt. Ich habe sie im Dunkeln gelassen. Ich wollte ihr helfen. Ich habe sie geschaffen. Und jetzt habe ich sie zerstört. Nicht mit meinen Seilen. Auch nicht mit dem Tier in mir. Ich allein habe das getan. Weil ich ein verliebter Feigling bin.
    Sie kann mich nicht einmal ansehen. Sie starrt auf ihre Fi n ger, die auf der Bettdecke liegen und unablässig arbeiten. Wü r de sie mir erlauben, in ihre Augen zu sehen, dann würde ich erkennen, ob sie am Rand eines erneuten Zusammenbruchs steht. Aber sie sieht mich nicht an, und der Verlust ist ohre n betäubend.
    Ich will meine Amber Rain zurück. Aber ich habe alles falsch gemacht. Ich habe die Frau, die ich liebe, zerstört.
    „Amber.“ Ich trete an den Bettrand. Sie gibt mir mit keiner Geste, mit keinem Blick zu verstehen, dass sie mich überhaupt bemerkt. Sie zuckt nicht einmal zurück, als ich ihr Haar berü h re, nur ganz kurz, ich darf das nicht, ich bin Arzt, sie ist Patie n tin. Sie sitzt starr. Es ist, als sei ihre Seele davongeflogen, als sei nur ihr Körper noch hier, eine leere Hülle. Ihr Körper, der so unglaublich schön ist, dass es weh tut, sie anzusehen. Und ich begreife, dass ohne ihre Seele dieser Körper für mich keinen Reiz mehr hat. Es ist nur noch Leere. All das, was Amber Rain für mich begehrenswert macht, ist fort. Ausgelöscht. Ich habe sie verraten. Und benutzt. Und zerstört.
    „Tu das nicht, Amber Rain“, flüstere ich. „Bitte, tu das nicht. Tu dir das nicht an. Rede mit mir. Wenn du das tust, wenn du … sie werden dich einweisen, wenn du nicht redest, verstehst du? Ich kann es nicht verhindern. Als ich dich das erste Mal sah, in West Central vor knapp drei Wochen, wollten sie dich einweisen, weil du eine Gefahr für dich und andere darstellst. Ich habe das nicht zugelassen, weil ich schon damals gesehen habe, dass das nicht du bist. Ich habe Stärke in dir gesehen, die andere nicht sehen wollten. Ich habe eine junge Frau gesehen, die von niederschmetternden Diagnosen einmal zu oft veruns i chert worden ist, und kein Mensch hat je versucht, ihr zu he l fen, die Stärke tief drinnen zu finden. Ich habe veranlasst, dass sie dich nach Hause gehen lassen. Und ich hatte nicht geglaubt, dass ich dich jemals wiedersehen würde. Was mir wehtat, weil du so schön warst, und weil ich fürchtete, dass ich dich damit einem Kreislauf preisgebe und dass du schon bald wieder z u rück sein würdest, weil niemand dir half. Und ich war froh, denn ich hatte Angst um meinen Job, meinen Status.“ Die E r innerung, das Bewusstsein, dass mit diesem Festkrallen an meinem Status etwas begann, das so viel mehr geworden ist, sorgt dafür, dass ich mich innerlich winde. Genau das ist

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