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Amber Rain

Amber Rain

Titel: Amber Rain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicity La Forgia
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geschlossener Anstalt und Suizidgefährdung. Das musst du richtig stellen.“
    „Ich will mich nicht umbringen.“ Meine Stimme klingt rau nach all den Stunden, in denen ich sie nicht benutzt habe. Aber Charly muss das wissen. Es würde ja auch gar keinen Sinn m a chen, mir das Leben zu nehmen. Tot ist tot. Noch toter geht einfach nicht.
    Charly kann ihre Erleichterung nicht ganz verbergen, als sie meine Stimme hört. Sie greift nach meiner Hand und nickt. „Das weiß ich doch, Süße. Aber sagst du mir, was passiert ist? Die drehen hier total durch. Ich hab im Gang gehört, dass sie einen psychiatrischen Gutachter angefordert haben und die Polizei eingeschaltet ist, wegen einer Anzeige. Hast du eine Ahnung, was das alles zu bedeuten hat?“
    Ich verkralle meine Finger mit ihren und presse ganz viel Luft in meine Lungen. Und dann fange ich an zu erzählen. Ich berichte Charly alles. Als ich an die Stelle komme, an der ich ihr von unserer letzten Session berichte, merke ich, wie die Hitze in meine Wangen steigt, und auch Charlys Wangen e r blühen unter meinem Geständnis.
    „Wow“, flüstert sie nur, als ich fertig bin und stößt hörbar die Luft aus. „Also … Wow. Naja“, sagt sie nach einer kurzen Weile und zuckt mit den Schultern. „Heißt das, dass ich mich künftig auch an dir abreagieren darf, wenn ich einen schlechten Tag im Büro hatte? Ich meine, die Mitgliedschaft im Fitnes s studio ist teuer und die Boxstunden dort, die Trainerin war eh nie wirklich mein Fall.“ Einen Augenblick sehen wir uns an. Ich, irgendwo zwischen peinlich berührt und geschockt. Sie, fassungslos. Und dann beginnen wir beide zu lachen. Sie zieht mich wieder in ihre Umarmung und wir lachen so heftig, dass mir wieder die Tränen kommen, und irgendwann weiß ich gar nicht mehr, ob ich weine, weil das alles so absurd ist, oder weil es in meiner Brust noch immer weh tut und ich einfach nicht daran denken will, wie ich die Trümmer, die Crispin mit seinem Verrat hinterlassen hat, jemals wieder aufbauen soll.
    „Es tut gut, dass du wieder bei mir bist, Süße“, raunt Charly in mein Ohr, und obwohl sie immer noch nicht alles weiß, o b wohl sie noch nicht einmal ahnen kann, wie tief die Verletzu n gen wirklich gehen, die Crispin mir zugefügt hat, bricht lan g sam ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke. Zaghaft noch und verhangen in all dem Nebel, aber freundlich und klar und deutlich.
    Wieder geht die Tür, und diesmal zucke ich weder zusa m men, noch ignoriere ich das Klappen. Ich wühle mich nur aus Charlys Umarmung und setze mich aufrecht in mein Bett. Es ist ein älterer Herr in Tweedjacke und Kordhosen, der eintritt. Graue Haare, Hornbrille. Ein väterlicher Typ jenseits der Sec h zig, der eine so freundliche Aura um sich trägt, dass ich mich sofort entspanne. Ich kenne ihn, erinnere ich mich. Er war der Psychiater, der mich schon vor drei Wochen interviewt hat. „Dr. Green“, sage ich, denn ich erinnere mich auch an seinen Namen.
    „Miss Nicholas. Guten Morgen. Wie geht es Ihnen heute?“
    Ich sehe auf Charly, und sie nickt mir aufmunternd zu. „Gut. Besser, danke. Charlotte ist gekommen, um für mich da zu sein.“
    Charly reagiert auf den Anstoß und streckt dem guten Do k tor ihre Hand hin. „Charlotte Philipps, Sir. Ich bin eine Freu n din von Amber.“
    „Schön, dass Sie ihr beistehen. Miss Nicholas, können Sie mir sagen, was Ihren Zusammenbruch gestern ausgelöst hat?“
    Ich höre in mich hinein und versuche mich zu erinnern. Ich weiß, dass es wichtig ist, dass ich kooperiere. So sehr ich es hasse, dass wieder jemand vor mir steht, der mit meinem Kopf herumspielen will, noch viel mehr hasse ich die Vorstellung, dass sie mich wegsperren wollen, wie eine Verrückte. Und i m mer noch besser, ich rede mit Green, als mit Crispin. „Ich war in dem Schmuckgeschäft und irgendwas hat mich getriggert. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass die Tür zum Hinterzimmer offen stand und dann war da etwas. Ich weiß, dass ich davor schon einen kleinen Anflug von Panik hatte, aber mir ist es gelungen, sie zurückzudrängen. Aber dann …“ Ich lasse den Rest des Satzes in der Luft schweben. Ich weiß wirklich nicht, was danach passiert ist.
    Green mustert mich über seine Hornbrille hinweg und lächelt mich freundlich an. „Gut. Miss Nicholas, das ist sehr gut. Ich bin mir sicher, wir werden das alles klären können. Ist es Ihnen Recht, wenn wir das Gespräch ein paar Minuten unterbrechen? Jeden

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