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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Stil, ehrwürdig und im Innern einigermaßen elegant. Wir brachten eine Karaffe Sangria, ordentliche Portionen von Polio Adova, Brotpudding und viele Tassen Kaffee hinter uns und hielten uns an unsere Vereinbarung, während des Essens keine ernsten Themen anzuschneiden.
    Während der Mahlzeit wurde Luke zweimal gegrüßt, von unterschiedlichen Typen, die durchs Lokal gingen und in beiden Fällen an unserem Tisch stehenblieben und ein paar höfliche Worte sprachen.
    »Du kennst wohl alle Leute hier in der Stadt?« bemerkte ich eine Weile später.
    Er schmunzelte. »Ich habe hier ziemlich viel geschäftlich zu tun.«
    »Wirklich? Ich habe den Eindruck, daß das hier eine recht kleine Stadt ist.«
    »Ja, so scheint es, aber das täuscht. Es ist die Hauptstadt. Es gibt hier viele Käufer für das, was wir verkaufen.«
    »Dann kommst du also oft hierher?«
    Er nickte. »Das ist mit das heißeste Pflaster auf meiner Tour.«
    »Wie schaffst du es, allen deinen geschäftlichen Verpflichtungen nachzukommen, obwohl du so oft im Wald wanderst?«
    Er blickte von der kleinen Schlachtformation, die er mit den Gegenständen auf dem Tisch schuf, zu mir auf. Er lächelte.
    »Ich brauche ein bißchen Erholung«, sagte er. »Ich habe das Stadtleben und die Büros satt. Ich muß raus und wandern oder Kanu fahren oder irgend so etwas machen - sonst drehe ich durch. Tatsächlich ist das einer der Gründe, warum ich das Geschäft in dieser Stadt aufgebaut habe - wegen der schnellen Erreichbarkeit vieler guter Absatzmärkte für das Zeug.«
    Er nahm einen Schluck Kaffee.
    »Weißt du«, fuhr er fort, »es ist ein so schöner Abend, daß wir eine kleine Spazierfahrt unternehmen sollten, damit du ein Gefühl dafür bekommst, was ich meine.«
    »Klingt nicht schlecht«, sagte ich, reckte die Schultern und hielt Ausschau nach unserem Kellner. »Aber ist es nicht schon zu dunkel, als daß wir noch viel zu sehen bekommen?«
    »Nein. Der Mond steht am Himmel, die Sterne leuchten, die Luft ist ganz klar. Du wirst sehen.«
    Ich bekam die Rechnung, zahlte, und wir schlenderten hinaus. Tatsächlich war der Mond inzwischen aufgegangen.
    »Mein Wagen steht auf dem Hotel-Parkplatz«, sagte er, als wir auf die Straße traten. »Hier entlang.«
    Er deutete auf einen Kombiwagen, als wir zum Parkplatz zurückgekehrt waren, schloß ihn auf und bedeutete mir mit einer Handbewegung, einzusteigen. Er fuhr hinaus, bog bei der nächsten Ecke ab, folgte der Alameda bis zur Paseo und fuhr in eine aufwärts führende Straße mit dem Namen Otero und dann in eine weitere, die in die Hyde Park Road mündete. Von da an herrschte nur noch schwacher Verkehr. Wir kamen an einem Schild vorbei, das besagte, daß wir auf dem Weg in ein Wintersportgebiet waren.
    Während wir eine Strecke mit vielen Kurven zurücklegten und die meiste Zeit bergauf fuhren, spürte ich, wie eine gewisse Spannung von mir wich. Bald hatten wir alle Merkmale einer bewohnten Gegend hinter uns gelassen, und die Nacht und die Stille senkten sich vollends auf uns herab. Hier gab es keine Straßenbeleuchtung. Durch das offene Fenster roch ich die Pinien. Die Luft war kühl. Ich erholte mich, weit weg von S und allem anderen.
    Ich warf einen Blick zu Luke hinüber. Er blickte starr geradeaus, die Stirn gefurcht. Offenbar spürte er jedoch meinen Blick, denn plötzlich schien er sich zu entspannen, und er bedachte mich mit einem Grinsen.
    »Wer fängt an?« fragte er.
    »Mach du!« antwortete ich.
    »Okay. Als wir neulich morgens darüber sprachen, daß du von Grand D Weggehen wolltest, sagtest du, daß du nicht die Absicht hättest, irgendwo anders zu arbeiten, und auch nicht unterrichten wolltest.«
    »Stimmt.«
    »Du sagtest, du wolltest einfach nur herumreisen.«
    »Genau.«
    »Etwas anderes ist mir kurze Zeit danach in den Sinn gekommen.«
    Ich schwieg, als er mir einen Blick zuwarf.
    »Ich habe mich gefragt«, fuhr er nach einer Weile fort, »ob du nicht vielleicht Vorhaben könntest, da und dort geschäftliche Kontakte anzuleiern - entweder um dir selbst die Basis für eine eigene Firma zu schaffen, oder im Auftrag eines Käufers, der sich für die Dinge interessiert, die du zu verkaufen hast. Du weißt, was ich meine?«
    »Du meinst, ich habe etwas geschaffen - etwas Innovatives -, von dem ich nicht will, daß Grand Design es vermarktet?«
    Er schlug auf das Sitzpolster neben sich.
    »Ich habe immer gewußt, daß du kein Dummkopf bist«, sagte er. »Deshalb treibst du dich jetzt eine Zeitlang herum,

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