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Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Ort gab, um dort Erkundigungen anzustellen. Aber das war nicht die einzige Art und Weise, wie ich vorgehen konnte. Ich beschloß, mich fürs erste nicht von der Stelle zu bewegen, sondern bis zum Einbruch der Dunkelheit auszuruhen - das heißt, vorausgesetzt, die Dinge liefen hier in dem vertrauten Wechsel von Hell und Dunkel ab. Dann würde ich hinunterhuschen, einen der Belagerer entführen und ihn verhören. Ja. Und wenn es nicht dunkel würde? Dann müßte ich mir etwas anderes ausdenken. Im Augenblick erschien es mir jedoch am besten, mich einfach treiben zu lassen...
    Ich weiß nicht, wie lange ich vor mich hindämmerte. Was mich aufweckte, war das Klicken von Kieselsteinen, irgendwo rechts von mir. Meine Sinne waren sofort hellwach, doch ich rührte mich nicht. Offenbar fand kein Bemühen um Heimlichkeit statt, und das Muster der sich nähernden Geräusche - vor allem schlurfende Schritte, wie wenn jemand lockere Sandalen trüge - überzeugte mich davon, daß nur ein einzelnes Wesen in meine Richtung unterwegs war. Ich straffte mich, entspannte die Muskeln und holte ein paarmal tief Luft.
    Ein sehr haariger Mann trat zwischen zwei Felsen zu meiner Rechten hervor. Er war ungefähr einen Meter achtzig groß, sehr schmutzig, und er trug ein dunkles Fell um die Lenden; außerdem hatte er ein Paar Sandalen an. Er starrte mich mehrere Sekunden lang an, bevor er mir die gelbe Unregelmäßigkeit seines Lächelns zeigte.
    »Hallo. Bist du verletzt?« fragte er in einer verballhornten Abart von Thari, die ich, soweit ich mich erinnerte, noch nie gehört hatte.
    Ich reckte die Glieder, um mich selbst zu vergewissern, und stand dann auf. »Nein«, antwortete ich. »Warum fragst du?«
    Das Lächeln hielt an. »Ich dachte, du hast vielleicht genug von den Kämpfen da unten und hast beschlossen, dich zu verkrümeln...«
    »Oh, ich verstehe. Nein, ganz so ist es nicht...«
    Er nickte und trat einen Schritt vor. »Ich heiße Dave. Wie heißt du?«
    »Merle«, sagte ich und ergriff seine schmutzige Hand.
    »Keine Angst, Merle«, ließ er mich wissen, »ich würde niemanden verpfeifen, der es vorzieht, einen kleinen Spaziergang aus dem Krieg zu machen, es sei denn, es gibt eine Belohnung - aber in diesem Fall gibt es keine. Vor ein paar Jahren hab ich selbst es ebenso gemacht, und ich hab's nie bereut. Damals lief die Sache genauso, wie sie diesmal zu laufen scheint, und ich war schlau genug, um zu verduften. Noch nie hat ein Heer den Ort da unten eingenommen, und ich glaube nicht, daß es jemals einer Armee gelingen wird.«
    »Was für ein Ort ist das?«
    Er legte den Kopf schräg und musterte mich blinzelnd, dann zuckte er mit den Schultern. »Der Hort der Vier Welten«, antwortete er. »Haben dich die Ausbilder nicht aufgeklärt?«
    Ich seufzte. »Nö«, sagte ich.
    »Du hast nicht zufällig etwas zum Rauchen dabei, oder?«
    »Nein«, antwortete ich, da ich meinen gesamten Pfeifentabak in der Kristallhöhle aufgebraucht hatte. »Leider.«
    Ich ging an ihm vorbei zu einer Stelle, wo ich zwischen den Steinen hindurch nach unten sehen konnte. Ich wollte den Hort der Vier Welten noch einmal genau betrachten. Schließlich war er sowohl die Lösung des Rätsels als auch der Gegenstand zahlreicher geheimnisvoller Anspielungen in Melmans Tagebuch. Frische Leichen lagen überall vor seinen Mauern, wie vom Wirbelwind verstreut, der jetzt seinen Kreis zurück zu der Stelle drehte, von wo er aufgestiegen war. Doch trotzdem hatte es ein kleiner Trupp von Belagerern offenbar bis auf den Kamm der Mauer geschafft. Und unten hatte sich eine neue Gruppe formiert und war im Begriff, die Leitern zu erklimmen. Einer von ihnen trug ein Banner, das ich nicht zuordnen konnte, obwohl es mir irgendwie bekannt vorkam - schwarz und grün, mit einem Paar anscheinend heraldischer Tiere, die aufeinander losgingen. Zwei Leitern standen noch an Ort und Stelle, und ich sah, daß hinter den Brustwehren heftige Kämpfe stattfanden.
    »Einige der Angreifer haben es offenbar bis hinein geschafft«, sagte ich.
    Dave kam eilends neben mich und sah hinunter. Ich kletterte sofort etwas weiter hinauf.
    »Du hast recht«, bestätigte er. »So, das ist der erste Schritt. Wenn es ihnen gelingt, das verdammte Tor zu öffnen und die anderen hereinzulassen, dann haben sie vielleicht sogar eine Chance. Ich hätte nie gedacht, daß ich das noch einmal erleben würde.«
    »Wie lange ist es her«, erkundigte ich mich, »daß die Armee, bei der du damals gedient hast, diesen Ort

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