Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
in diese Richtung erübrigen konnte, zeigte mir einen Pfeil, der aus einer Mauer ragte, in einer Höhe und einer Stellung, daß er mich leicht hätte treffen können, wenn ich mich nicht weggeduckt hätte. Sein Winkel deutete außerdem darauf hin, daß ich mich genau in die Richtung geworfen hatte, von wo er abgeschossen worden war.
Ich erhob mich so weit, daß ich meine Klinge ziehen und nach rechts blicken konnte. In dem unmittelbar angrenzenden Gebäude gab es keine offenen Fenster oder Türen; es war ein dunkles Haus, dessen Front jetzt nur noch etwa zwei Meter weit entfernt war. Doch eine Lücke trennte es von den Gebäuden zu beiden Seiten, und die Geometrie verriet mir, daß der Pfeil von der freien Fläche vor mir gekommen war.
Ich rollte mich erneut zu Seite und erhob mich neben der flachen überdachten Eingangsveranda, die sich über die ganze Breite des Hauses erstreckte. Ich hievte mich auf das Podest hinauf, bevor ich vollends aufstand. Ich schlich an der Mauer entlang weiter, wobei ich die Langsamkeit verfluchte, die ein geräuschloses Vordringen verlangte. Ich war beinahe nahe genug zur Öffnung gelangt, um mich auf einen Bogenschützen zu stürzen, der vielleicht heraustreten mochte, bevor dieser einen weiteren Pfeil abschießen konnte. Mir ging jedoch die Möglichkeit durch den Sinn, daß er ums Haus herumgehen und mich von hinten angreifen könnte, und ich drückte mich flach an die Mauer, die Klinge nach vorn ausgestreckt, und warf beim Gehen immer wieder schnelle Blicke nach hinten. Frakir kringelte sich in meine linke Hand und verharrte in Bereitschaft.
Ich war mir nicht sicher, was ich als nächstes tun würde, wenn ich die Ecke erreichte, ohne daß jemand aufgetaucht wäre. Die Situation erforderte anscheinend einen magischen Angriff. Doch falls der Bann nicht schon vorbereitet ist - und das hatte ich leider versäumt -, gelingt es einem selten, in solchen Augenblicken, da es um Leben oder Tod geht, die dafür nötige Konzentration aufzubringen. Ich blieb stehen. Ich versuchte, meine Atmung zu beherrschen. Ich lauschte...
Er war vorsichtig, doch ich hörte leise Laute der Bewegung auf dem Dach, näher kommend. Doch das schloß nicht aus, daß ein weiterer - oder mehrere -hinter der Ecke lauern konnten. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Personen an diesem Hinterhalt beteiligt waren, doch allmählich gelangte ich zu der Überzeugung, daß er ein wenig zu raffiniert war, als daß es sich um einen schlichten Raubüberfall handelte. Und ich zweifelte daran, daß ich es in einem solchen Fall mit nur einem einzigen Gegner zu tun hatte. Womöglich hatten die Angreifer ihre Schlagkraft verteilt. Ich verharrte, wo ich war, und meine Gedanken überschlugen sich. Wenn der Angriff erfolgte, dann waren es aufeinander abgestimmte Schläge, dessen war ich sicher. Ich stellte mir einen Bogenschützen hinter der Ecke vor, der den Pfeil angelegt hatte und das Zeichen zum Schießen erwartete. Derjenige auf dem Dach war höchstwahrscheinlich mit einer Klinge bewaffnet. Bei allen anderen vermutete ich ebenfalls Klingen...
Ich verdrängte alle Fragen darüber, wer es auf mich abgesehen haben könnte und wie man mich ausfindig gemacht hatte - wenn es tatsächlich ich persönlich war, hinter dem man her war. Solche Betrachtungen waren zu diesem Zeitpunkt müßig. Ich wäre genauso tot, wenn es irgendwelche Halunken waren, die zufällig auf meine Geldbörse scharf waren, wie ich es wäre, wenn es sich um Meuchelmörder handelte, falls sie das gegenwärtige Unterfangen erfolgreich abschlossen.
Wieder ein Geräusch von oben. Jemand war direkt über mir. Jeden Augenblick...
Mit Gepolter und einem schrillen Schrei sprang ein Mann vom Dach auf die Straße vor mir. Sein Ruf war offenbar auch das Zeichen für den Bogenschützen, denn beinahe im selben Augenblick entstand eine Bewegung an der Ecke des Gebäudes, begleitet vom Trappeln schneller Schritte an der anderen, der hinteren Ecke.
Bevor seine Füße den Boden berührt hatten, hatte ich Frakir mit dem Befehl zu töten gegen den Mann vom Dach geschleudert. Und ich stürzte mich auf den Bogenschützen, bevor dieser ganz um die Ecke gekommen war, wobei ich die Klinge schwang. Mein Hieb fuhr ihm durch die Stirn, den Arm und den Unterbauch. Zu meinen Ungunsten wirkte sich aus, daß
ein Mann mit gezogener Klinge direkt hinter ihm war und jemand über die Veranda in meine Richtung gerannt kam.
Ich setzte den linken Fuß auf die Brust des zusammensackenden
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