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Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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plötzlich ein Mann aus einem Eingang trat, dem wir uns näherten, sah ich, wie ihre Hand zu dem Dolch an ihrem Gürtel zuckte und dann wieder herabsackte.
    »Hier ist soviel Betriebsamkeit, soviel Dinge geschehen...«, bemerkte sie nach einer Weile.
    »Stimmt. Ich nehme an, in Begma geht es nicht so turbulent zu.«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Ist es ein Ort, an dem man ungefährdet Spazierengehen kann?«
    »O ja.«
    »Werden dort sowohl die Frauen als auch die Männer militärisch ausgebildet?«
    »Im allgemeinen nicht. Warum fragt Ihr?«
    »Einfach aus Neugier.«
    »Ich habe jedoch eine gewisse Ausbildung im bewaffneten und unbewaffneten Kampf genossen«, erklärte sie.
    »Aus welchem Grund?« wollte ich wissen.
    »Mein Vater hat es vorgeschlagen. Er meinte, es könnte sich für eine Person, die mit jemandem in seiner Position verwandt ist, als zweckmäßig erweisen. Ich teilte diese Ansicht mehr oder weniger. In Wirklichkeit wünschte er sich einen Sohn, glaube ich.«
    »Wurde Eure Schwester ebenfalls in diesen Dingen geschult?«
    »Nein, sie hatte kein Interesse daran.«
    »Habt Ihr die Absicht, die Diplomatenlaufbahn einzuschlagen?«
    »Nein. Da sprecht Ihr mit der falschen Schwester.«
    »Ist ein reicher Ehemann Euer Ziel?«
    »Das wäre wahrscheinlich stumpfsinnig und langweilig.«
    »Was dann?«
    »Vielleicht verrate ich es Euch später.«
    »Gut. Ich werde nochmals nachfragen, wenn Ihr es nicht tut.«
    Wir setzten unseren Weg auf der Hauptstraße nach Süden fort, und der Wind frischte auf, als wir uns der Landspitze näherten. Es war ein winterliches Meer, das in der Feme sichtbar wurde, schiefergrau mit weißen Schaumkronen. Viele Vögel drehten ihre Kreise über den Wogen, außerdem ein sehr wellenförmiger Drache.
    Wir durchschritten den Großen Bogen und erreichten schließlich den Treppenpodest, von wo aus wir hinabblickten. Es war ein schwindelerregender Ausblick auf die kurzen breiten Treppen, die steil zu dem braunschwarzen Strand unter uns abfielen. Ich betrachtete die Kräuselung des Sandes, die das bei Ebbe zurückweichende Wasser hinterlassen hatte und die an die Furchen auf der Stirn eines alten Mannes erinnerten. Hier wehte der Wind noch heftiger, und der feuchte salzige Geruch, der während unseres Näherkommens immer stärker geworden war, verlieh der Luft einen neuen Grad von Würze. Coral wich kurz zurück, dann trat sie wieder vor.
    »Das sieht doch gefährlicher aus, als ich es mir vorgestellt habe«, sagte sie nach einer Weile. »Wahrscheinlich kommt es einem nicht mehr so vor, wenn erst einmal auf den Stufen steht.«
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich.
    »Ihr seid noch nie hinuntergestiegen?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich sah keinen Anlaß dazu.«
    »Ich dachte, Ihr hätten den Wunsch verspürt, nach der verhängnisvollen Schlacht, die Euer Vater hier geschlagen hat.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Meine Sentimentalität äußert sich auf andere Weise.«
    Sie lächelte. »Laßt uns zum Strand hinuntersteigen. Bitte.«
    »Klar«, sagte ich, und wir betraten die Stufen.
    Die breite Treppe führte uns vielleicht zehn Meter weit hinab, dann hörte sie ganz plötzlich auf, und ein schmalerer Abstieg bog seitlich ab. Wenigstens waren die Stufen nicht feucht und glitschig. Ich sah, wie sich die Treppe tief unter uns wieder verbreiterte, so daß dort zwei Menschen nebeneinander hergehen konnten. Im Augenblick jedoch waren wir gezwungen, hintereinander zu gehen, und es störte mich etwas, daß Coral irgendwie vor mich gelangt war.
    »Wenn Ihr Euch ein wenig zur Seite drückt, kann ich Euch überholen«, ließ ich sie wissen.
    »Warum?« fragte sie.
    »Dann bin ich vor Euch, falls Ihr ausrutscht.«
    »Schon gut«, entgegnete sie. »Ich werde nicht ausrutschen.«
    Ich kam zu dem Schluß, daß es sich nicht lohnte, weiter darüber zu diskutieren, und überließ ihr die Führung.
    Die Treppenabsätze, wo die Stufen eine Biegung machten, waren eine halsbrecherische Angelegenheit, in den Stein gehauen, wo immer die Form des Felsens eine solche Kehre zuließ. Infolgedessen waren einige der abwärtsführenden Strecken länger als andere, und unser Weg verlief entlang der gesamten Oberfläche des Berges. Der Wind wehte jetzt entschieden kräftiger als oben, und wir hielten uns so dicht am Hang, wie es die Gesteinsformen erlaubten. Auch wenn kein Wind geweht hätte, hätten wir uns vermutlich nicht anders verhalten. Das Fehlen jeglicher Schutzgeländer schreckte uns vom Rand des Abhangs zurück. Es

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